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Jüdische Gemeinde spendet für neuen Davidstern

10.000 Euro sagt der Musiker Alex Jacobowitz der Stadt Görlitz zu. Und er will seine neu gegründete Gemeinde zu weiteren Spenden aufrufen.

Von Sebastian Beutler
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Als die Görlitzer Synagoge 1911 eröffnet wurde, trug ihre Kuppel einen Davidstern. Er soll jetzt zum Abschluss der Sanierung erneuert werden.
Als die Görlitzer Synagoge 1911 eröffnet wurde, trug ihre Kuppel einen Davidstern. Er soll jetzt zum Abschluss der Sanierung erneuert werden. © Robert Scholz/Ratsarchiv Görlitz

Die Jüdische Gemeinde Görlitz spendet 10.000 Euro für die Installation eines neuen Davidsterns auf der früheren Görlitzer Synagoge. Das teilt deren Vorsitzender, der Musiker Alex Jacobowitz, mit. Zugleich startet er einen Spendenaufruf an die rund 20 Mitglieder der Gemeinde, um zusätzliche Schenkungen zu ermöglichen.

Alex Jacobowitz in der früheren Görlitzer Synagoge am 26. Januar 2017. Damals stellte er jüdische Musik Görlitzer Schulkindern vor.
Alex Jacobowitz in der früheren Görlitzer Synagoge am 26. Januar 2017. Damals stellte er jüdische Musik Görlitzer Schulkindern vor. © Pawel Sosnowski/Archiv

Am vergangenen Donnerstag hatte der Stadtrat entschieden, einen Davidstern auf die Synagoge zu setzen. Bedingung: Die erforderlichen 70.000 Euro sollen über Drittmittel eingeworben und nicht aus dem städtischen Haushalt genommen werden. Erst wenn ausreichend Spenden oder Fördergelder eingegangen sind, kann der Auftrag für den Davidstern erteilt werden.

Nach jahrelanger Sanierung wird die frühere Synagoge Ende Mai eröffnet. Es ist eine der wenigen Synagogen in Deutschland, die die Reichspogromnacht von 1938 zwar geschändet, aber weitgehend unzerstört überstanden hatte und auch die Jahre seitdem erhalten geblieben ist.

Die frühere Görlitzer Synagoge sollte nach ihrer jahrelangen Sanierung eigentlich schon im vergangenen Jahr eröffnet werden. Coronabedingt wurde die Eröffnung auf Ende Mai verschoben.
Die frühere Görlitzer Synagoge sollte nach ihrer jahrelangen Sanierung eigentlich schon im vergangenen Jahr eröffnet werden. Coronabedingt wurde die Eröffnung auf Ende Mai verschoben. © Nikolai Schmidt

Dass es eine Jüdische Gemeinde in Görlitz wieder gibt, war bislang nicht bekannt. Bemühungen vor mehr als zehn Jahren zur Etablierung einer solchen Gemeinde zerschlugen sich damals. Jacobowitz zufolge haben sich 20 Mitglieder in ihr zusammengefunden. Die Gemeinde hat auch eine Thorarolle erworben, die sie gern in der Wochentagssynagoge aufstellen würde. Die Gemeinde verbinde damit keinen Anspruch auf die Synagoge, wie schon vor zehn Jahren häufig besorgt von der Stadt geäußert wurde, sondern biete eine Zusammenarbeit an, erklärte Jacobowitz.

Jacobowitz recherchiert momentan auch über Geschichte, Architektur, Bedeutung und Traditionen rund um die frühere Görlitzer Synagoge. Viele Informationen habe er nach eigenen Angaben bereits aus den Archiven und Veröffentlichungen, darunter auch der Sächsischen Zeitung, entnommen. Nun ist er aber auch auf der Suche nach authentischen Zeitzeugenberichten von Görlitzer Einwohnern, die in einem besonderen Verhältnis zu der Synagoge stehen, entweder weil sie zu DDR-Zeiten in dem ungenutzten Gebäude gespielt oder weil sie 1988 an der ersten Gedenkveranstaltung zur Reichskristallnacht teilgenommen haben oder weil sie sich an Menschen erinnern können, die wiederum mit der Synagoge verbunden waren. In dem Zusammenhang ist Jacobowitz auch auf einen Meerschweinchenzüchter gestoßen, der angeblich in dem Gebäude gelebt haben soll.

Wer zu dem Buch also beitragen kann, melde sich bei: Alex Jacobowitz, Parkstraße 1, 02826 Görlitz, oder per E-Mail an: [email protected].

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