SZ + Update Niesky
Merken

Kulturbrauerei Görlitz: Wer füllt die Lücke?

Das Ende der Kulturbrauerei überraschte. Wo können jetzt noch große Veranstaltungen stattfinden? Es gibt ein paar Alternativen.

Von Steffen Gerhardt
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Veranstaltungshäuser in und um Görlitz haben ihr Profil gefunden: Das Wichernhaus bietet Veranstaltungen im kleinen Rahmen. Der Rosenhof ist breit aufgestellt, auch Trödelmärkte finden dort statt. Das Bürgerhaus Niesky setzt auf Tagungen und Kongresse
Die Veranstaltungshäuser in und um Görlitz haben ihr Profil gefunden: Das Wichernhaus bietet Veranstaltungen im kleinen Rahmen. Der Rosenhof ist breit aufgestellt, auch Trödelmärkte finden dort statt. Das Bürgerhaus Niesky setzt auf Tagungen und Kongresse ©  SZ-Archiv

Keine Konzerte, keine Bälle, keine Vorträge mehr in der Kulturbrauerei. Der Landkreis Görlitz ist in seiner Mitte um eine Kulturstätte ärmer. Die Stadt Görlitz muss nach der nicht wirklich vorankommenden Sanierung der Stadthalle nun den zweiten kulturellen Kahlschlag hinnehmen.

Dieser wirkt sich auch auf die Veranstaltungshäuser in und um Görlitz aus. Fangen sie nun das kulturelle Angebot der Kulturbrauerei und ihre Gäste ab oder berührt sie das weniger, weil sie selbst ihr eigenes Klientel haben und der Kalender bereits voll ist? Die SZ fragte nach.

Volles Programm in der Messehalle Löbau

Immerhin fasste die Kulturbrauerei gut 500 Leute. Welche Alternativen sind geblieben? In Görlitz können da nur die "Zwei Linden" und der "Rosenhof" mithalten. Ansonsten muss man über Land fahren, in die Messehalle Löbau oder in das Bürgerhaus Niesky beispielsweise, um große Events erleben zu können. Ullrich Wustmann ist Geschäftsführer vom Löbauer Messepark. Dass die Schließung der Kulturbrauerei Auswirkungen auf die Messehalle hat, sieht Wustmann nicht. Dennoch bedauert er, dass nun etwas fehlt in der Region. Die Löbauer haben die Brauerei nie als Konkurrenz gesehen, zudem bestehen nur geringe Kontakte zwischen den beiden Einrichtungen, betont der Geschäftsführer.

"Wir haben unsere eigenen Veranstaltungen und der Kalender ist gut gefüllt damit." Sollten nun Veranstalter kommen, die Ersatz für die Kulturbrauerei suchen, verschließt man sich ihnen gegenüber nicht. "Wenn noch Luft ist, nehmen wir sie mit rein, aber übers Jahr sind wir gut ausgebucht", erklärt der Geschäftsführer. Dass die Sanierungsarbeiten in eine Schließung dieser Kult(ur)stätte übergehen, das hat die Öffentlichkeit kurzfristig erfahren. Aber die Verträge und Termine mit Veranstaltern haben die Löbauer schon längerfristig geschlossen. Das Gleiche trifft auf das Bürgerhaus Niesky zu.

Niesky bietet alles aus einer Hand

"Viele Veranstaltungen für dieses Jahr sind bei uns bereits festgeschrieben. Dennoch sind wir offen für weitere Veranstaltungen und Feiern von zwei bis 500 Personen", sagt Jörg Kalbas als Geschäftsführer der Bürgerhaus-Gesellschaft. Das bezieht sich nicht nur auf Musik, Tanz, Comedy und Vorträge mit Künstlern von außerhalb, sondern auch die eigenen Nieskyer Veranstaltungen. Den Auftakt dieses Jahr machte der Neujahrsempfang der Stadt, die Horkaer Reitsportler feierten vergangenen Sonnabend ihren Pferdeball. Nächstes Wochenende sorgen die Nieskyer Karnevalisten für Fasching, am 25. März findet der 3. Nieskyer Bürgerball statt und so weiter.

Dass durch das Schließen der Kulturbrauerei jetzt mehr Görlitzer das Bürgerhaus als Publikum entdecken, ist zwar wünschenswert, aber zusätzliche Veranstaltungen aufzunehmen, hat für Jörg Kalbas auch eine zweite Seite. "Wir bieten alles aus einer Hand: Den Veranstaltungsort, die Gastronomie und wer übernachten möchte, auch ein Hotel. Aber das setzt Personal in allen drei Bereichen voraus, ebenso eine Warenbeschaffung. Das ist im Vorfeld zu kalkulieren."

Ihre helfende Hand haben die Nieskyer bereits gereicht. Nicht nur zur Brauerei, auch zum Görlitzer Theater, nachdem der große Wasserschaden zu einer Schließung geführt hat. Bisher blieb eine Antwort aus. Mit der Brauerei verbindet das Bürgerhaus vor allem die Marke Landskron, die ausgeschenkt wird. "Eine Partnerschaft ist somit schon da", sagt Kalbas.

Rosenhof ist für Anfragen offen

Im Rosenhof ist Platz für bis zu 800 Besucher, das sagt Johannes Daume als Betreiber der Görlitzer Kultur-, Freizeit- und Sportstätte. Dass die Kulturbrauerei geschlossen ist, hat er erst am Dienstag erfahren - in einem Gespräch mit einem Brauereimitarbeiter. "Das ist bedauerlich nicht nur für Görlitz, sondern auch für die Region", sagt der Görlitzer. Aber, dass ihm deswegen zusätzliche Veranstaltungsangebote ins Haus flattern, das ist bisher noch nicht geschehen. Zumal aufgrund der vorgesehenen und dann abgeblasenen Sanierung der Kulturbrauerei dort keine Veranstaltungen geplant sind. "Wir sind für alles offen, sollten Anfragen kommen, werden wir sie versuchen, einzuordnen", sagt Daume.

Einige Veranstaltungsformen haben sich bereits in den Rosenhof verlagert, wie die Abschlussbälle Görlitzer Schulen. Für die sind auch die "Zwei Linden" inzwischen zu einer festen Adresse geworden, sagt Florian Herbst. Zusammen mit Robert Schulze führt er diese Traditionsstätte unter dem Namen "L2-Club" in Rauschwalde. "Bereits während der Umbauphase in der Brauerei haben wir Veranstaltungen übernommen. Abschlussbälle wurden in unser Haus verlegt. Im vergangenen Jahr hatten wir vier Abi-Bälle, dieses Jahr sind es auch wieder vier", zählt Florian Herbst auf.

"Zwei Linden" haben schon übernommen

Was jetzt mit der Schließung auf den L2-Club zukommt, kann er noch nicht einschätzen. Auf alle Fälle findet bei den beiden jungen Männern mehr als Disko statt. "Unser Publikum reicht von 16 bis 70. Familienfeiern, Hochzeiten oder auch Vorlesungen finden bei uns ebenso statt. Damit haben wir ähnliche Voraussetzungen wie die Kulturbrauerei", fasst Florian Herbst zusammen.

Es gibt sie also noch, die Alternativen zur nun geschlossenen Kulturbrauerei. Auch wenn nicht alle davon partizipieren, wie das Wichernhaus in Görlitz. "Wir bedienen ein anderes Klientel in einem viel kleineren Rahmen", sagt Betreiber Edwin Schneider. An dieser "Partylocation" will er sich nicht messen, auch wenn es traurig für Görlitz ist, dass sie geschlossen ist.