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Wie ich zu einem Blitz-Booster kam

Der Görlitzer Impfpunkt ist seit Montag offen. Ohne Termin geht's nicht. SZ-Reporter Matthias Klaus hatte Glück.

Von Matthias Klaus
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Waren bei der Eröffnung des Impfpunktes dabei: Oberbürgermeister Octavian Urus, Mike Schnitter (DRK), Impfarzt Hans-Christian Gottschalk, Alexander Peter (DRK) (v.l.)
Waren bei der Eröffnung des Impfpunktes dabei: Oberbürgermeister Octavian Urus, Mike Schnitter (DRK), Impfarzt Hans-Christian Gottschalk, Alexander Peter (DRK) (v.l.) © Stadtverwaltung Görlitz

Der Eingang ist ein bisschen schwierig zu finden. Ein eher kleiner Werbeaufsteller des DRK, eine unscheinbare Tür ohne Klinke, mit Knauf. Aber sie ist offen. Hier ist er also der Impfpunkt in Görlitz im "Werk 1". Am Montagvormittag wird er eröffnet, Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) ist da. Er hat für das Team Kaffee und Stollen mitgebracht.

Ich hatte versucht, am Sonntagabend einen Termin zum Boostern, zur dritten Impfung gegen das Coronavirus, zu ergattern, habe mich registriert und war verwundert: Weder Görlitz noch Löbau, wo Montag die Impfpunkte starten sollen, tauchen in der Liste auf, stattdessen unter anderem Delitzsch. So oder so: Ich bin Montag jedenfalls in Görlitz dabei, dienstlich, zum Berichten über den Start des Impfpunktes. So ist der ursprüngliche Plan.

Vor Ort geht es gerade ruhig zu. Es sind eher ältere Frauen und Männer, die vor allem zum Boostern kommen. Mit Termin. "Ohne geht es eigentlich gar nicht", sagt die wirklich nette Dame vom DRK hinterm Tisch gleich am Eingang. Termin, ja gut. Woher nehmen? Am vergangenen Freitagnachmittag wurde das Portal zur Terminvergabe freigeschaltet. Der Ansturm war offenbar groß. "Die nächsten 14 Tage sind ausgebucht: Es wurden insgesamt 1.000 Termine für die nächsten zwei Wochen vergeben, und neue Termine folgen zeitnah über das Portal", sagt Rathaus-Sprecherin Juliane Zachmann.

Ah ja. Nicht ganz eine Stunde nach dem Start des Impfpunktes in Görlitz sieht es jedenfalls hier immer noch recht entspannt aus. Der Wartebereich besteht aus weißen Plastestühlen, hinter blickdichten Vorhängen sind die Impfärzte zugange. Es erinnert alles ein wenig an das Impfzentrum in Löbau, nur eben personell und räumlich geschrumpft. Einige der Plastestühle sind frei. "Ich würde mich auch gern impfen lassen, boostern", sage ich zu der netten Frau am Stehtisch. Versuchen kann man es ja mal. "Mmh." Ohne Impftermin, Problem Nummer eins. Problem Nummer zwei: Ich habe natürlich zu einer Dienstgeschichte für die SZ zwar mein Mobiltelefon mit der entsprechenden App dabei, aber nicht meinen Impfausweis.

Letzteres ist kein Problem. "Sie würden ein Ersatzformular bekommen", werde ich aufgeklärt. Und weil jetzt der Moment doch recht günstig ist, habe ich tatsächliche eine Chance: Boostern ohne Termin. Ich muss ein Formular ausfüllen, kenne ich schon von den Impfungen in Löbau, das geht schnell. Ich bekomme dafür einen separaten Tisch zugewiesen, inklusive Kugelschreiber. "Haben Sie Ihre Chipkarte mit?", der nächste Knackpunkt. Ja, habe ich. Station Nummer zwei, gleich hinterm Stehtisch, noch eine Unterschrift und ich darf auf einem der Plastestühle warten, richte mich auf eine längere Verweildauer ein. Ist aber nicht so.

Keine zehn Minuten später tritt Dr. med. Hans-Christian Gottschalk auf den Plan, beziehungsweise hinter der blickdichten Abschirmung hervor: "Herr Klaus?" Dann geht alles ganz schnell. Das Formular mit medizinischen Angaben wird durchgeschaut. "Sie sind Rechtshänder? Dann machen Sie mal den linken Arm frei", sagt der Görlitzer Impfarzt. Woher kommt denn plötzlich die Nadel? Profis am Werk eben.

Hans-Christian Gottschalk pappt ein Pflaster auf den Einstich in meinem Arm und füllt mein "Ersatzformular" aus. Kann ich das in den "echten" gelben Impfausweis übertragen lassen? Nein, geht nicht. Denn wie im Impfausweis wird auf das Formular der kleine weiße Zettel geklebt. Der würde beim Übertrag in den Impfausweis kaputtgehen. Zudem würde der Stempel und die Unterschrift des Arztes fehlen. Also Formular falten und in den Impfausweis legen. "Wichtiger ist sowieso der digitale Nachweis", sagt Dr. Gottschalk. Den kann ich mir wie gehabt in der Apotheke aufs Telefon holen.

Beim Rausgehen hat sich doch eine kleine Schlange im "Werk 1" gebildet. Mehr als vier oder fünf Impfwillige sind es aber nicht, die anstehen. Zum dritten Mal wurde ich nun mit Biontech geimpft, eigentlich nicht für diesen Tag geplant. Ein ungewöhnlicher Wochenstart, auch für einen SZ-Reporter.