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Görlitzer Traditionsgärtnerei vor ungewisser Zukunft

Der Gartenbaubetrieb Gahmann in Königshufen hat nur noch vier Tage die Woche geöffnet. Möglicherweise schließt er ganz.

Von Matthias Klaus
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Gärtner Johannes Peter Gahmann im gleichnamigen Gartenbaubetrieb. Wie es ab Ende Juni hier weitergeht, ist offen.
Gärtner Johannes Peter Gahmann im gleichnamigen Gartenbaubetrieb. Wie es ab Ende Juni hier weitergeht, ist offen. © Archiv/Marakanow

Eigentlich sollte 2023 ein Jahr zum Feiern für den Gartenbau Gahmann in Königshufen sein. Vor 45 Jahren übernahm Johannes Peter Gahmann den Betrieb, der schon seit 1936 existiert, von seinem Vater Johannes Gahmann. Johannes Peter Gahmann hatte nach der Ausbildung im Gartenbau seines Vaters gearbeitet.

Aber nach Feiern ist den Gahmanns derzeit offensichtlich nicht zumute. Denn die Zukunft des Gartenbaus, sie ist ungewiss. "Wir hatten unseren Kunden schon zum Jahreswechsel gesagt, dass wir schließen werden", sagt Hanna Gahmann. Eigentlich sollte tatsächlich zum Jahresende Schluss ein. Aber dann war die Frühjahrsware da, Sträucher und Stauden. Die Gärtnerei blieb geöffnet, wenn auch mit deutlich reduzierten Öffnungszeiten, im Januar bis März etwa nur an zwei Tagen. Und mit weniger Personal. "Verständlich, dass man sich nach einem anderen Job umsieht", sagt Hanna Gahmann.

Wie es generell weitergehen wird mit dem Gartenbaubetrieb ganz in der Nähe des Neißeparks - eine genaue Prognose kann sie noch nicht abgeben. Das werde sich wahrscheinlich erst Ende Juni herausstellen. Ein potenzieller Nachfolger sei jedenfalls derzeit nicht in Sicht. Der Beruf, er verlange einiges. Man müsse auch am Wochenende raus, an Feiertagen und nach den Pflanzen sehen. "Aber die Gärtnerei kann ja auch zweckentfremdet werden", sagt Hanna Gahmann ganz pragmatisch mit Blick auf die Zukunft.

Momentan ist der Betrieb an vier Tagen die Woche geöffnet. Was noch an Bestand da ist, wird verkauft. Vier Gewächshäuser und zwei Folienzelte gehörten zum Gartenbau. Belegt ist jetzt nur noch ein Bruchteil. "Wir haben ein gewisses Grundsortiment im Angebot", beschreibt es Hanna Gahmann.

Wie kam es zu der drohenden Schließung? "Es gibt dafür mehrere Gründe", sagt Hanna Gahmann. Zum einen: steigende Energiekosten. Gerade für eine Gärtnerei ein springender Punkt. "Im Blumenladen beispielsweise müssen wir 15 Grad haben. Wir können den Pflanzen schließlich keine Jacken anziehen", so Hanna Gahmann. Zudem müsse in den Häusern relativ zeitig für Kräuter zum Beispiel mit dem Heizen begonnen werden. Das geht dann ins Geld. Unter anderem betreiben Gahmanns eine relativ neue Kohlenheizung.

Energiekosten, das eine - persönliche Umstände das andere. Hanna Gahmann spricht von Gesundheit, dem Alter. "Wir sind halt nicht mehr die Jüngsten. Mit 70 muss man ja nicht unbedingt in der Gärtnerei arbeiten", sagt sie.

Johannes Peter Gahmann ist Jahrgang 1955, er wurde in Görlitz geboren. Nach einer Lehre als Zierpflanzengärtner in der Görlitzer Stadtgärtnerei absolvierte er die Meisterausbildung zum Zierpflanzengärtner in Pillnitz. Er gab dem Gartenbaubetrieb ein neues Profil. Der Anbau von Rosen, Gerbera und Strelitzien gehörte neben Sommer- und Balkonblumen dazu.

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Nach der Wende wurden die Gewächshäuser modernisiert, zum Teil neu aufgebaut. Neu entstand das Verkaufsgewächshaus. Ab 2005 nahm die Gärtnerei verstärkt Kräuter in ihr Sortiment und versteht sich als Gesundheitsgärtnerei mit ihrem Kräuterangebot und Gesundheitskursen, die Hanna Gahmann anbot. Neben Floristik und zum Teil selbst gezogenen Sommerblumen waren Balkonpflanzen zu haben, damalige Neuheiten wie die Schokoladenblume und mehr.

Zudem hatte sich der Betrieb bei der Gestaltung von privaten Gärten, Gräbern, Grab- und Pflanzenpflege einen Namen gemacht. Mehrfach hat die Gärtnerei Gahmann in der Vergangenheit Pflanzen für den Schmuck der städtischen Plätze bereitgestellt.

Derzeit werden die Gahmanns von einer Kollegin und einer Stundenkraft unterstützt. "Ganz alleine wäre das alles nicht zu bewältigen", sagt Hanna Gahmann. Momentan funktioniert so die Vier-Tage-Öffnungszeiten-Woche.