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Viathea Görlitz: Für einen Tag steht die Organisationschefin selbst im Mittelpunkt

Christiane Hoffmann organisiert seit 1995 das beliebte Straßentheaterfestival in Görlitz – mit unverändert großer Leidenschaft. An diesem Freitag wird sie 60.

Von Ingo Kramer
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Christiane Hoffmann beim Viathea 2023. Sie organisiert das Straßentheaterfestival seit 1995.
Christiane Hoffmann beim Viathea 2023. Sie organisiert das Straßentheaterfestival seit 1995. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Im Mittelpunkt zu stehen, das ist eigentlich nicht Christiane Hoffmanns Sache. Wenn es um das Straßentheaterfestival Viathea geht, dann verweist sie lieber auf Stefan Waldau (1944 bis 2019). Der frühere Görlitzer Kulturamtsleiter sei es gewesen, der in den 1990er Jahren die Idee hatte, in Görlitz ein Straßentheaterfestival zu organisieren – nach dem Vorbild von Jelenia Gora in Polen, wo es das damals schon gab.

Dem ist tatsächlich so. Allerdings ist es Christiane Hoffmann, die das überaus beliebte Festival organisiert. Und zwar vom ersten Tag an – anfangs als Angestellte im städtischen Kulturamt, inzwischen jedoch längst als Mitarbeiterin des Gerhart-Hauptmann-Theaters, das das Festival von der Stadt übernommen hat. Im Sommer 1995 fand es zum ersten Mal in Görlitz statt, seinerzeit noch nicht unter dem Namen Viathea, sondern schlichtweg als „Görlitzer Straßentheaterfestival“. Es war so klein, dass alle Besucher in der ersten Reihe stehen konnten und somit überaus gut sahen.

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Das hat sich mit den Jahren geändert. Wer heute gut sehen will, muss früh da sein – oder auf Stelzenkünstler hoffen. Was sich nicht geändert hat, ist die Leidenschaft, mit der Christiane Hoffmann das Festival organisiert. Sie hat alle großen europäischen Straßentheaterfestivals besucht und sich in der Szene ein riesiges Netzwerk aufgebaut, von dem sie jedes Jahr aufs Neue profitiert. Görlitz muss sich nicht bei den Künstlern bewerben, sondern es läuft umgekehrt. Nichts konnte sie dabei in all den Jahren aufhalten – abgesehen von der Pandemie, die das Festival 2020 und 2021 ausfallen und Christiane Hoffmann traurig zurückließ. Deshalb findet nächstes Jahr nicht das 30. Viathea statt, sondern erst das 28. Festival.

2011 präsentierte Christiane Hoffmann die Spenden-Pyramide für das Straßentheaterfestival Viathea.
2011 präsentierte Christiane Hoffmann die Spenden-Pyramide für das Straßentheaterfestival Viathea. ©  Archivfoto: Nikolai Schmidt

Doch Christiane Hoffmann wählt nicht nur jedes Jahr aufs Neue eine enorm vielfältige Mischung von Gruppen aus der ganzen Welt aus und koordiniert das Drumherum, sondern sie kämpft auch für „ihr“ Festival, wenn es finanziell mal wieder mau aussieht, engagiert sich im Vorstand des Fördervereins, der rund um das Jahr Geld für das Viathea sammelt. Bei diesem Kampf weiß sie ihren heutigen Chef hinter sich, den Intendanten Daniel Morgenroth – und ist froh, dass er nach Görlitz gekommen ist.

An diesem Freitag nun steht Christiane Hoffmann doch einmal selbst im Mittelpunkt. Sie wird 60 Jahre jung – und viele Menschen werden an sie denken. Manche werden sich fragen, ob sie ihr geliebtes Viathea noch ein paar Jahre organisieren wird oder es ihrem schon pensionierten Mann gleich tut und sich im gemeinsamen Häuschen in Klingewalde ein schönes Leben machen oder öfter mal ihre beiden erwachsenen Kinder besuchen wird, die fern der Heimat ihr Glück gefunden haben. Die gute Nachricht: Christiane Hoffmann denkt noch nicht an den Ruhestand.