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Studenten, Schüler und Azubis machen das Görlitzer Viathea zu einem großen Fest

Lea Ziesler und Andreas Stock kommen aus Nürnberg und Berlin und studieren in Görlitz. In diesen Tagen gehören sie zum Team des Straßentheaterfestivals. Ohne sie wäre das schönste Görlitzer Fest nicht denkbar.

Von Ines Eifler
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Andreas Stock und Lea Ziesler vor dem "Viathea-Wunschbrunnen" im Stadtpark, wohin das Viathea wieder zum großen Picknick einlädt. Die beiden Studenten organisieren das Festival mit.
Andreas Stock und Lea Ziesler vor dem "Viathea-Wunschbrunnen" im Stadtpark, wohin das Viathea wieder zum großen Picknick einlädt. Die beiden Studenten organisieren das Festival mit. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Für Lea Ziesler und Andreas Stock ist das Viathea das erste große Festival, das sie mitorganisieren.

"Wir sind jetzt schon ein wenig aufgeregt, ob alles so klappt, wie wir es uns vorstellen", sagt Lea Ziesler einen Tag vor Ankunft der Straßentheaterkünstler aus 19 Ländern, mit denen sie in den vergangenen Wochen und Tagen in Kontakt stand, deren Programmplätze sie mitgeplant hat und über die sie immer wieder in den sozialen Medien gepostet hat.

Andreas Stock hatte zwar nicht so viel mit den Künstlern zu tun, dafür aber mit den Gastronomen, die an den Viathea-Tagen dafür sorgen werden, dass es genug Speisen und Getränke für die Menge an Menschen gibt, die ab diesem Donnerstag wieder im Görlitzer Stadtpark und in Alt- und Innenstadt unterwegs sein werden. Auch er ist gespannt.

Gaukler, Seifenblasen, Stelzenkünstler und vieles mehr bietet auch das Viathea 2023. Start ist Donnerstag, 6. Juli, 17 Uhr im Stadtpark.
Gaukler, Seifenblasen, Stelzenkünstler und vieles mehr bietet auch das Viathea 2023. Start ist Donnerstag, 6. Juli, 17 Uhr im Stadtpark. © Martin Schneider

Wird jeder Caterer mit seinem Platz zufrieden sein, liegt genug Strom an, ist an alles gedacht? Außerdem hat Andreas Stock die Viathea-Website mitbetreut und unter anderem den Onlineshop eingerichtet, mit der man das umfangreiche Viathea-Programm 2023 erstmals per Download erwerben kann.

Kultur-und-Management-Studium führte nach Görlitz

Die beiden 22-Jährigen studieren Kultur und Management in Görlitz und haben sich aus Liebe zu Theater, Kultur, der Stadt Görlitz und der Freude am Organisieren entschieden, ihr Praxissemester beim Viathea zu absolvieren.

Damit gehören sie zu dem Team aus jungen Leuten um Festivalleiterin Christiane Hoffmann, ohne die es schwierig wäre, in Görlitz/Zgorzelec Straßentheater für Tausende Besucher zu veranstalten. Insgesamt seien bei der Organisation und Durchführung über 50 Leute beteiligt, sagt Christiane Hoffmann, darunter etliche Theatermitarbeiter und zahlreiche Ehrenamtliche. "Alle Infopunkte im Festivalgebiet müssen schließlich in zwei Schichten besetzt sein, auch die Technik kommt vom Theater und allein jede Theatergruppe hat ihren eigenen ehrenamtlichen Betreuer."

Das Kernorganisationsteam aber besteht aus Studenten, Azubis der Stadtverwaltung sowie des Theaters und wechselnden Schülerpraktikanten. Bei den ersten Vorbereitungen zum Viathea im vergangenen Herbst bestand dieses Team aus zwei Leuten, in den Wochen vorm Festival wurden es sieben bis acht. "So haben wir Jahr für Jahr ganz viel Hilfe von immer wieder neuen jungen Leuten", sagt Christiane Hoffmann. "Nur ich werde mit jedem Viathea ein bisschen älter."

Von Nürnberg und Berlin nach Görlitz gezogen

Lea Ziesler und Andreas Stock hatten jeweils schon etwas Erfahrung in der Organisation von Kulturveranstaltungen, bevor sie nach Görlitz kamen. Andreas Stock wurde in Konstanz geboren, wuchs in Nürnberg auf, hat dort als Jugendlicher viel Theater gespielt und dachte beruflich auch in diese Richtung, bis er merkte, dass er viel lieber organisieren, den Überblick haben wolle, als Theater zu spielen.

Viathea-Organisatorin Christian Hoffmann sorgt nicht nur im Förderverein und unter weiteren ehrenamtlichen Helfern für gute Stimmung, sondern auch unter ihren engsten, meist jungen, Kollegen.
Viathea-Organisatorin Christian Hoffmann sorgt nicht nur im Förderverein und unter weiteren ehrenamtlichen Helfern für gute Stimmung, sondern auch unter ihren engsten, meist jungen, Kollegen. © freier Fotograf

So entschied er sich, Kultur und Management zu studieren, und kam so aus der Großstadt Nürnberg nach Görlitz. "Ich war sehr überrascht, wie viel Kultur in allen Sparten Görlitz zu bieten hat, das hält man von außen kaum für möglich", sagt er. Das Leben in einer kleineren Stadt habe für ihn keinerlei Nachteile und wenn möglich, würde er gern in Görlitz bleiben.

Lea Ziesler stammt aus Berlin, der Großstadt Deutschlands schlechthin. Sie hat dort ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Universität der Künste absolviert, fand dort Gefallen am Kulturmanagement und kam deshalb ebenfalls für das Studium nach Görlitz. "Ich habe mich sofort in die Stadt verliebt", sagt sie. Auch sie vermisst hier nichts. Im Gegenteil: Immer wieder neue Leute kennenzulernen und sie auch wiederzutreffen, das führe zu einer familiären Atmosphäre und dazu, dass man sich an einem Orte wohlfühle. In Berlin sei man auch anonym unterwegs, wenn man von da stamme.

Wie voll die Stadt plötzlich wurde

Für Lea Ziesler war sofort klar, dass sie ihr Praxissemester beim Viathea verbringen wolle. "Wir haben unser Studium während des Lockdowns 2020 begonnen, als die Stadt zwar schön, aber leer war", sagt sie. Als sie 2022 das erste echte Viathea nach der Pandemie und die Görlitzer Altstadt voller Menschen erlebte, war sie vollauf begeistert. "Es war so eine wundervolle Stimmung mit den Gauklern, Artisten, Stelzenläufern und Feuerkünstlern, daran wollte ich unbedingt teilhaben."

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Für Andreas Stock stand das nicht so eindeutig fest, obwohl er mit der offenen Spieltheatergruppe der Rabryka "Theater Ost" 2022 sogar beim Viathea aufgetreten war. Er hatte auch überlegt, das Praxissemester in der Soziokultur oder im Zusammenhang mit Görliwood zu verbringen, doch dann erfuhr er von jemandem, der beim Viathea mitgearbeitet hatte, wie gut dort die Stimmung sei.

"Er erzählte mir, dass er nach wie vor öfter seine Mittagspause mit dem Viathea-Team verbringt", sagt Andreas Stock. "Das hat mich überzeugt!" Tatsächlich sei es bewundernswert, wie Christiane Hoffmann sich für jeden im Team, und sei er noch so kurz dabei, Zeit nehme, zuhöre und die Aufgaben genau so verteile, dass jeder sich damit wohlfühlt und dabei immer den Überblick behalte.

Picknick im Stadtpark

Seit März gehören Lea Ziesler und Andreas Stock zum Team und können es nun kaum erwarten, dass das Viathea endlich beginnt. Am Donnerstag startet das Festival wie gewohnt mit dem großen Picknick um 17 Uhr im Stadtpark. Zuvor sind bereits um 15 Uhr Kinder ab fünf Jahren zu einer Rübezahl-Führung ins Schlesische Museum eingeladen, die mit der großen Rübezahl-Aktion in Stadtpark und Altstadt in Verbindung steht. Auf der Margeritenwiese im Stadtpark beginnt um 16 Uhr der Verkauf der Schwimmschafe.

Am Freitag und Sonnabend werden die gesamte Altstadt und Teile der Innenstadt sowie das Klinikum zur großen Viathea-Bühne. Am Sonnabend klingt das Festival ab 22 Uhr in der Rabryka aus, bevor es am nächsten Tag den Muskauer Park bespielt.

Programme gibt es an zahlreichen Vorverkaufsstellen in Görlitz, an der Theaterkasse in Zittau, in den Touristeninformationen von Bad Muskau und Löbau, im Dom Kultury in Zgorzelec sowie auf der Homepage des Festivals www.viathea.de.