SZ + Görlitz
Merken

Rätselraten um möglichen Supermarkt in Markersdorf

Der scheidende Bürgermeister von Markersdorf kündigte den Standort für einen Netto-Markt an. Doch es ist still geworden um die Pläne.

Von Constanze Junghanß
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Feld gegenüber des Gemeindezentrums in Markersdorf und des Dorfmuseums steht als möglicher neuer Standort des Netto-Marktes im Raum.
Das Feld gegenüber des Gemeindezentrums in Markersdorf und des Dorfmuseums steht als möglicher neuer Standort des Netto-Marktes im Raum. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Noch vor der Bürgermeisterwahl zeigte sich der amtierende Rathaus-Chef Thomas Knack optimistisch. Im Gemeinderat informierte Knack, „dass wir die Chance haben, einen Netto-Markt in unsere Gemeinde zu bekommen“.

Im jüngsten Amtsblatt griff der Bürgermeister das Thema auf. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sich unsere Partnergemeinde Erligheim gefreut hat, einen Standort für die Versorgung der Bevölkerung zu schaffen. Die Grundlagen dafür sind nun auch bei uns geschaffen, und wir werden in den nächsten Monaten die notwendigen Beschlüsse dazu vorbereiten“, informiert er da. Sind nach der Wahl die Karten nun anders gemischt?

Thomas Knack unterlag seinem Herausforderer Silvio Renger, der mit 62,5 Prozent die absolute Mehrheit der Wähler in Markersdorf hinter sich brachte. Noch vor der Wahl versprach Thomas Knack, Anfragen der SZ „in Absprache mit dem Investor“ in der Woche nach der Wahl zu beantworten. Das ist nicht passiert. Auch auf erneute Fragen antwortet Knack der Presse seitdem nicht.

Ortschaftsrätin: Pläne des Netto-Marktes gibt es schon länger

Kommt nun tatsächlich ein Supermarkt in die Großgemeinde vor den Toren von Görlitz? Das Thema läge schon lange auf dem Tisch, wie die Deutsch Paulsdorfer Ortschaftsrätin Beatrix Rudolph berichtet. Und löst nicht zwingend bei allen Einwohnern Freudenstürme aus. Deutsch Paulsdorf ist einer von sieben Ortsteilen, die sich auf einer Fläche von rund 62 Quadratkilometern verteilen. In der Großgemeinde Markersdorf leben 3.854 Menschen. „Wir in unserem Ort würden einen solchen Supermarkt nicht nutzen“, sagt die Ortschaftsrätin. Beatrix Rudolph rechnet vor: „Neun Kilometer wären es bis zum Netto in Markersdorf, der Reichenbacher Netto-Markt ist von uns nur fünf Kilometer entfernt.“ Da läge es auch angesichts der Spritpreise auf der Hand, welcher Supermarkt in Zukunft genutzt wird.

Skepsis: Geht das Flair kleinerer Läden verloren?

Eher skeptisch äußert sich auch Synke Eichler, Geschäftsinhaberin vom Blums-Laden an der B 6. Sie und Frau Rudolph kritisieren den mutmaßlichen Standort, für den es bisher seitens des scheidenden Bürgermeisters keine offizielle Bestätigung gibt.

Direkt gegenüber dem Dorfmuseum auf einem Feld mit Blick auf die Landeskrone soll Netto entstehen – so berichten beide Frauen übereinstimmend. Und damit keinen Steinwurf vom Blums-Geschäft entfernt. „Das macht doch das Flair kaputt, ich finde das grauenvoll“, sagt die Blums-Unternehmerin. Sie stellt sich die Frage, ob ein Netto überhaupt gebraucht wird im Ort. Denn die Nähe zu Görlitz vor allem, aber auch zu Reichenbach, erlaube da das Einkaufen auf überschaubaren Wegen. Konkurrenz sehe die Unternehmerin in einem Supermarkt fast vor ihrer Tür dagegen weniger. Unter anderem werden in dem liebevoll eingerichteten Laden Blumen, Deko und besondere Geschenkideen verkauft. „Doch den Bäcker und Fleischer hier nebenan, macht ein solcher Netto vielleicht kaputt“, befürchtet Synke Eichler.

Kleine Läden haben es auf dem Dorf schwer

Die „Tante-Emma“-Läden auf den Dörfern haben es so oder so schwer. Erst kürzlich wurde bekannt, dass in Melaune, einem Dorf in Vierkirchen, der Laden aus betriebswirtschaftlichen Gründen dichtmacht. „Vorübergehend geschlossen“ zeigt der Interneteintrag des „Markersdorfer Dorflädchen & Imbiss“. Geschlossen ist auch schon lange das kleine Geschäft im Ortsteil Gersdorf. Einen Hofladen gibt es beim „Lindenhof“ Pfaffendorf, der mittwochs und freitags am Nachmittag eigene Produkte in Bioqualität anbietet.

Friedersdorf hat noch seinen Landkauf, wo die Einwohner mal schnell ein Bier, Brot oder frisches Gemüse kaufen können. Betreiberin Dörte Semmler sagt, sie sei in der Großgemeinde die Einzige, die noch einen Lebensmittelhandel betreibt. „Wobei auch ich mein Warenangebot zurückfahren musste“, wie sie erzählt. Denn die Leute kaufen oft in den Supermärkten ein. Deshalb hat sich die Unternehmerin zusätzlich auf Mittagsversorgung mit Auslieferung und Frühstücksangebot spezialisiert.

Sie hofft, dass ein Netto in Markersdorf ihr nicht ihre Stammkundschaft wegzieht. Falls der Netto tatsächlich kommt. Denn eine klare Aussage seitens des Discounters gibt es dazu gegenüber Sächsische.de derzeit nicht. Von der Unternehmenskommunikation Netto Marken-Discount & Co. KG mit Sitz im bayrischen Maxhütte-Haidhof, heißt es: „Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir aufgrund des frühen Planungsstatus keine weiteren Informationen zu möglichen Aktivitäten an diesem Standort kommunizieren können.“