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Warum schließt der Landshop in Melaune?

Der Dorfladen öffnet Mitte Juli zum letzten Mal. Die Betreiber geben auf – obwohl das Geschäft beliebt ist bei den Kunden.

Von Constanze Junghanß
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Peggy Hocke und ihr Lebenspartner Diego Scholz hatten zusammen mit den Mitarbeitern dem Landshop Melaune eine Zukunft geben wollen – mit einem vielfältigen Warenangebot. Damit ist bald Schluss.
Peggy Hocke und ihr Lebenspartner Diego Scholz hatten zusammen mit den Mitarbeitern dem Landshop Melaune eine Zukunft geben wollen – mit einem vielfältigen Warenangebot. Damit ist bald Schluss. © Constanze Junghanß

Es ist das Ende eines Grundversorgers auf dem Dorf. Der Melauner Landshop wird schließen. Endgültig und ohne Wenn und Aber. Ihnen sei bewusst, dass viele Menschen im Ort dieses Angebot vermissen werden, sagt Mitarbeiter Diego Scholz. Und auch ihm und seiner Lebensgefährtin Peggy Hocke, die den Laden im Sommer vorigen Jahres vor der Schließung rettete, fällt dieser Schritt keinesfalls leicht. Doch nun hätten sich die Bedingungen geändert, die so in dieser Form eine Weiterführung aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht mehr möglich machten. „Und bevor wir rote Zahlen schreiben, ist Schluss. Es geht einfach nicht anders“, sagt Diego Scholz. Und das, obwohl der Landshop eine feste Stammkundschaft, aber auch Laufkunden hat und über die Dorfgrenzen hinaus bekannt geworden ist.

Was ist passiert? Das Paar war voller Ideen und Tatendrang an das Landshop-Projekt herangegangen. Sogar einen Lieferdienst und Mittagsessen gab es, dazu wurde viel Wert auf Regionalität bei den Lebensmitteln gelegt. Gleichzeitig mit dem Landshop übernahm die dreifache Mutter auch den ehemaligen Kaufpunkt Richter gleich gegenüber des Landshops, gab diesem den Namen „Glückskäfer“ und erweiterte um ein hochwertiges Spielzeugsortiment, regionale Kochbücher, fair gehandelte Produkte aus verschiedenen Ländern. Ein Hauch von internationalem Flair zwischen Paketen, Füllfederhaltern und handgemachten Holzschwertern. Um Kosten zu sparen, zog der „Glückskäfer-Shop“ erst vor wenigen Wochen mit ins Landshop-Gebäude an der S 122 um, in einen dort vorhandenen freien Raum.

Den gestaltete das Paar erneut in einem besonderen Stil, der in dieser Art einmalig sein dürfte. Das vielleicht hundert Jahre alte, hölzerne Vorhäuschen, das Scholz von einem Buchholzer Abrisshaus rettete, wurde wieder und wie am bisherigen Ort als Kassenhäuschen aufgebaut, der Fußboden mit einem Imitat belegt, der wie eine uralte Handelsstraße aus Granit aussieht. Doch alle Mühe scheint umsonst: Denn nun drücken die immer weiter steigenden Energiekosten. Und auch der Mindestlohn, den sie ab Oktober den sechs Mitarbeitern zahlen müssten, verursacht ihnen Bauchschmerzen.

Der Bundestag beschloss Anfang Juni, dass der gesetzliche Mindestlohn für jeden Arbeitnehmer auf 12 Euro steigen soll. Für das kleine Unternehmen ist das nicht zu stemmen. Und immer wieder die Preise entsprechend anzupassen, sei auch keine Lösung. Das machen irgendwann die Kunden nicht mehr mit. Zu teuer. Sie weichen aus in den Supermarkt, obwohl auch da die Preise klettern. „Leider müssen uns bereits Ende Juni unsere Mitarbeiter verlassen“, bedauert Diego Scholz sehr. Doch anders funktioniert es nicht. Bis Mitte Juli machen er und seine Partnerin noch weiter, haben mit dem Abverkauf der Waren begonnen, es gibt Rabatte. Im kommenden Monat soll auch das Inventar unter die Leute gebracht werden.

Regale, Kühltheke, Einkaufskörbe – alles wird verkauft. Selbstverständlich wäre es wunderbar, fände sich ein Nachfolger für den Dorfladen. Doch da ist Diego Scholz wenig optimistisch im Moment. „Es gab zwar Interessenten, doch aus den gleichen Gründen aus denen wir schließen, haben diese das nicht weiter verfolgt“, sagt er. Vielleicht gibt es doch noch jemanden in der Region, der den Mut hat, den Landshop zu retten? „Wir freuen uns über jeden Bewerber, der das ernsthaft in Betracht zieht“, sagt der Meuselwitzer.

So sehr er und seine Lebenspartnerin den Rückzug und die damit verbundene Schließung bedauern: Beruflich müssen die beiden keine Klinken putzen gehen. Das Paar hat noch eine weitere kleine Firma im Schaustellerbereich, tourt auf historischen Veranstaltungen und bei Museumsfesten. Außerdem arbeiten beide in Festanstellung, wie Diego Scholz erzählt. Er als Servicetechniker, sie als Verkäuferin in einem Drogerie-Supermarkt. Den Dorfladen führten sie als Nebengewerbe. Und trotzdem: „Über das Aus des Landshops sind wir traurig, da wir uns von einer guten Idee verabschieden müssen.“