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So funktioniert das 9-Euro-Ticket im Kreis Görlitz

Die hiesigen Verkehrsunternehmen bereiten sich seit einiger Zeit auf die Einführung vor. Ab Montag wird es verkauft.

Von Matthias Klaus & Ingo Kramer
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Leerer Bahnsteig im Bahnhof Görlitz: Mit der Einführung des 9-Euro-Tickets könnte sich das schnell ändern.
Leerer Bahnsteig im Bahnhof Görlitz: Mit der Einführung des 9-Euro-Tickets könnte sich das schnell ändern. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Vom 1. Juni an sollen Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr für 9 Euro pro Monat Busse und Bahnen nutzen können, bundesweit und bis Ende August. Für drei Monate ÖPNV werden also nur 27 Euro fällig. Das 9-Euro-Ticket ist Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung und soll Bürgern finanziell unter die Arme greifen.

Die endgültige Entscheidung für das 9-Euro-Ticket ist am 19. beziehungsweise 20. Mai im Bundestag und Bundesrat gefallen.

Die Verkehrsunternehmen in der Oberlausitz bereiten sich schon seit einiger Zeit auf die Einführung des Tickets vor. Wo soll es das Ticket geben? Wie verträgt es sich mit Nahverkehrs-Abos im Landkreis Görlitz? Und kann ich mit dem Billig-Ticket auch Flixbus fahren? Sächsische.de hat die Antworten zusammengetragen.

Wer kann das 9-Euro-Ticket bekommen?

Das Ticket soll personenbezogen vergeben werden. Das bedeutet, ist eine Familie unterwegs, benötigt jedes Mitglied ein Ticket. Ausnahme: Kinder unter sechs Jahren. Sie fahren kostenlos.

Wo gilt das 9-Euro-Ticket?

"Das 9-Euro-Monatsticket soll bundesweit gelten", so Sandra Trebesius, Sprecherin des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon). Allerdings: Das Ticket ist für den Nah- und Regionalverkehr vorgesehen, soll auch in S- und U-Bahnen gelten. Wer also eine Deutschlandreise für neun Euro plant, muss viel Zeit mitbringen. Denn die wäre mit häufigem Umsteigen verbunden. In der DB-App beziehungsweise auf der DB-Internetseite kann man sich Beispiele vorrechnen lassen. Die Kollegen der Bild-Zeitung haben beispielsweise herausgefunden, dass eine Fahrt von Garmisch-Partenkirchen an die Ostsee für 9 Euro fast fünfzehneinhalb Stunden dauern würde.

Wo gibt es im Kreis Görlitz das 9-Euro-Ticket?

"Im Zvon-Verbundgebiet wird das Ticket in die Vertriebstechnik integriert. Somit kann das Ticket überall erworben werden, wo es auch sonst Fahrscheine gibt", so Sandra Trebesius. Das bedeutet: Das Ticket gibt es beim Busfahrer, dem Zugbegleiter, an allen Servicestellen der Verkehrsunternehmen und über den DB Navigator.

Wie gehen die Görlitzer Verkehrsbetriebe mit dem Thema um?

Die Görlitzer Verkehrsbetriebe (GVB) sind startklar. Das 9-Euro-Ticket wird ab Montag bei allen bekannten GVB-Vertriebspartnern, im GVB-Kundenbüro am Demianiplatz und an allen Fahrausweisautomaten an den Haltestellen erhältlich sein - nicht jedoch an den Automaten in den Fahrzeugen. "Es braucht aber niemand am Montag Schlange stehen", sagt Sprecher Andreas Kolley: "Es gibt Tickets für alle, niemand muss befürchten, dass es irgendwann ausverkauft ist."

Auch alle Abo-Kunden mit Abo-Monatskarte, Job-Ticket, Bildungs-Ticket oder Azubi-Ticket zahlen in den drei Monaten Juni, Juli und August jeweils nur 9 Euro. Diese werden abgebucht. Wer bereits im Vorfeld bar gezahlt hat, erhält eine Rückzahlung. Die Görlitzer Verkehrsbetriebe bitten, sich an die Mitarbeiter des Kundenbüros am Demianiplatz zu wenden oder im Internet den Antrag auf Fahrgelderstattung herunterzuladen und diesen ausgefüllt an die GVB zurückzusenden. "Sofern uns ein Jahreskarteninhaber eine Einzugsermächtigung erteilt hat, erfolgt im September automatisch eine entsprechend anteilige Rückerstattung", verspricht Kolley. Die Abo-Monatskarte sei automatisch das 9-Euro-Ticket. Bei 9-Uhr-Abo-Monatskarten entfällt die Einschränkung der Nutzungszeit. Diese Tickets gelten dann auch rund um die Uhr.

Was sagt die Länderbahn zum 9-Euro-Ticket?

Die Länderbahn (DLB), die mit dem Trilex zwischen Dresden und Görlitz sowie Dresden und Zittau pendelt, begrüßt die Entscheidung für das besonders günstige Ticket. „Damit kann man für neun Euro pro Monat alle Verkehrsmittel des Nahverkehrs und somit auch alle Verbindungen des Trilex innerhalb Deutschlands in der 2. Klasse nutzen“, so Eugen Rubinstein, Bereichsleiter Markt bei DLB. „Wir hoffen, dass dadurch ein positives Signal zur Nutzung des ÖPNV gesetzt wird.“ Zum Thema Abo-Kunden sagt Rubinstein: „Es wird daran gearbeitet, dass das Abo-Ticket zum 9-Euro-Ticket wird. Die jeweiligen Stellen, die die Abos ausgestellt haben, werden sich mit den Abo-Inhabern in Verbindung setzen und informieren, wie die Handhabung des Abos innerhalb der drei Monate Juni, Juli und August ablaufen wird.“

Was ändert sich denn möglicherweise für Abonnenten im Zvon?

"Derzeit arbeiten wir an einem Verfahren, dass für eine weitgehende Automatisierung bei bestehenden Abo-Kunden sorgt. Damit soll ihnen nur je 9 Euro in den betreffenden Monaten abgebucht werden", so die Zvon-Sprecherin. Es entfalle eine aufwendige Rückzahlung. "Das geht bei Verträgen nicht, die bereits im Voraus bezahlt sind", so Sandra Trebesius. Im Zvon sei das aber eine sehr geringe Anzahl an Kunden. "Für diese wenigen Kunden werden Rückzahlungen erfolgen", sagt sie.

Kann ich mit dem 9-Euro-Ticket ab Görlitz auch im Flixbus fahren?

Nein. ICE, Intercity, Flixtrain und Fernbusse können mit den 9-Euro-Ticket nicht genutzt werden.

Kann ich ein Fahrrad mit dem 9-Euro-Ticket mitnehmen?

Nein. Natürlich können Fahrräder wie gehabt mitgenommen werden, aber dafür ist eine zusätzliche Fahrradkarte notwendig.

Gibt es beim Zvon spezielle Regelungen für Neukunden?

Nein. "Jeder Kunde kann das Ticket erwerben", so Sandra Trebesius.

Wird es wegen des zu erwartenden Ansturms zusätzliche Züge geben?

Ob Bahn und Verkehrsverbünde das machen, bleibt ihnen überlassen. Verschiedene Bahn-Verbände und Gewerkschaften befürchten, dass der Ansturm die Kapazitäten der Verkehrsbetriebe sprengen könnte. Die Bahn-Gewerkschaft EVG etwa warnte vor einem Chaos im öffentlichen Nahverkehr bereits zu Pfingsten. „Ich rechne mit Räumungen überfüllter Züge und wegen Überlastung gesperrten Bahnhöfen“, so der EVG-Vorsitzende Klaus Hommel. Kein Bahn-Unternehmen sei bislang ausreichend auf den zu erwartenden Andrang der Kunden vorbereitet. Es stünden derzeit nicht genug Fahrzeuge zur Verfügung.

Gibt es Kritik am 9-Euro-Ticket?

Ja. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat das Billig-Angebot grundsätzlich kritisiert. „Die Mittel für das 9-Euro-Ticket sind besser angelegt, wenn sie für zusätzliche Verbindungen mit Bahn und Bus und für eine bessere Taktung verwendet werden“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Insbesondere die nachhaltige Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im ländlichen Raum muss das Ziel der Bundesregierung sein.“