Dirk Heilmann würde gern, kann aber nicht. Der Personalmangel auf dem Gastronomie-Arbeitsmarkt macht dem Wirt des Hotels "Klötzelmönch" in Görlitz zu schaffen. "Im Moment machen wir nur noch, was wir selber schaffen", schildert er.
Dabei würde Dirk Heilmann gern mindestens einen weiteren Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin einstellen. "Aber wir finden eben niemanden", sagt er. Eine Kollegin aus Polen hatte er eingestellt, das habe aber nicht so recht funktioniert.
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Personalmangel im Gaststättengewerbe, ein großes Problem, nicht nur im Kreis Görlitz. Im Freistaat sucht mittlerweile jeder zweite Betrieb nach Mitarbeitern. Hinzu kommen die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Sachsen sieht deshalb vor allem klassische Gaststätten und Wirtshäuser unter Druck. "Diese haben aktuell die größten Schwierigkeiten", sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführer Axel Klein der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Betriebe sinke jährlich um etwa drei Prozent. Es gebe geradezu ein Kneipensterben. "Es wird immer wichtiger, dass die Betriebe ihre Effizienz im Blick haben", so Axel Klein.
Vor allem die hiesige Region ist offenbar von der Entwicklung betroffen. "Die Industrie- und Handelskammer in Dresden nimmt schon seit einiger Zeit vor allem im ländlichen ostsächsischen Raum Schließungen von Restaurants, Gasthäusern und vereinzelnd Hotels wahr", so Maximilian Meinert von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden gegenüber dem MDR. Die Schließungen würden hier meist nur in Einzelfällen von gestiegenen Energiepreisen verursacht. Meist kämen mehrere Gründe zusammen wie fehlendes Fachpersonal, keine Nachfolge oder die allgemein gestiegenen Preise. Ein Großteil der gastronomischen Einrichtungen reagiere mit verkürzten Öffnungszeiten, mehr Ruhetagen, Einschränkung von Serviceleistungen und Preissteigerungen. Aktuelles Beispiel aus dem Süden des Kreises Görlitz: In Obercunnersdorf hat gerade die "Erikabaude" am Bad geschlossen.
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"Gerade das erste Quartal wird für den Tourismus in Görlitz sicherlich eine Herausforderung", sagt Eva Wittig, Geschäftsführerin der Europastadt Görlitz/Zgorzelec GmbH (EGZ). Neben den bekanntermaßen schwierigen ersten Monaten im Jahr in Hotellerie und Gastronomie müssen sich die Anbieter demnach auf eine veränderte Nachfrage, ein verändertes Buchungsverhalten einstellen. "Die Buchungen werden immer spontaner. Das macht es schwierig, sich zum Beispiel personell darauf einzustellen", so Eva Wittig. Bei der Europastadt beobachte man diese Entwicklung in unterschiedlichen Bereichen, eben gerade auch im Tourismus.
Andererseits ist Eva Wittig auch optimistisch. "Die Leute wollen ja reisen, planen Ausflüge", sagt sie. Bis Ende Oktober 2022 zählte der Görlitzer Tourismus nach offiziellen Zahlen 258.231 Übernachtungen und 113.800 Ankünfte. Das liegt in der Größenordnung zwischen dem starken Jahr 2018 und dem bisherigen Tourismus-Rekordjahr 2019.
Angesichts der Corona-Auflagen Anfang des Jahres 2022 und des schlechten September-Wetters sowie des veränderten Reiseverhaltens sei das aber eine gute Entwicklung wie sie auch andere Zielorte in Deutschland für das vergangene Jahr aufweisen. Rund 90 Prozent der Görlitz-Gäste sind Deutsche. Aber polnische Besucher haben aufgeholt. Bis Ende Oktober buchten sie bereits 5.500 Übernachtungen, im ganzen Jahr 2020 waren es 3.000 – und das war schon die Höchstzahl.
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Warum die Nachbarn so gern nach Görlitz kommen, dafür gibt es nicht den einen speziellen Grund. Die EGZ wirbt über die Tourismus-Organisation Sachsens in Polen, zudem kommen immer wieder polnische Blogger, die über Görlitz schreiben. Deren Berichte nehmen dann wiederum auch andere Medien auf. Die EGZ hat einen sehr reichweitenstarken Blogger in Polen gewinnen können, über Görlitz zu berichten. Einige Zeit später erschien ein mehrseitiger Bericht in einem polnischen Bahn-Fahrgastmagazin.
Dirk Heilmann vom "Klötzelmönch" schaut jedenfalls optimistisch auf das neue Jahr. "Der Biergarten wird sicherlich im Sommer wieder gut laufen", sagt er. Gut besucht war seine Gastronomie während des vergangenen Christkindelmarktes. Die Corona-Zeit habe der "Klötzelmönch" gut überstanden. Und auch das Public Viewing zur Fußball-WM brachte Gäste. "Vor allem das Finale", sagt Dirk Heilmann. Auch wenn es ohne deutsche Beteiligung stattfand. "Finale zieht immer", schmunzelt Dirk Heilmann.