Weihnachten werden Thomas Knack und seine Frau an drei Terminen mit jeweils einem ihrer drei Kinder und deren Familien verbringen. Das sei zwar eine logistische Meisterleistung, doch in Pandemiezeiten müsse man vorsichtig sein, sagt der Markersdorfer Bürgermeister.
Meisterleistungen, die werden von dem 61-Jährigen seit 21 Jahren gefordert. So lange ist der gebürtige Binzer, der in Friedersdorf wohnt, Bürgermeister in Markersdorf, einer Gemeinde in der Nähe von Görlitz mit rund 4.000 Einwohnern und sieben Ortsteilen.
Es dreht sich fast alles um Covid-19
Meisterleistungen, die fordert sein Amt von Anfang an. Frisch auf dem Chefsessel im Markersdorfer Rathaus platziert, hatte es Thomas Knack gleich mit einem Fehlbetrag von 1,7 Millionen D-Mark im Gemeindehaushalt zu tun. Strafzinsen von zu spät bezahlter Kreisumlage waren da noch ein geringes Übel. Knack, der mit Unterstützung der Freien Wähler Friedersdorf und einem Vertrauensvorschuss vieler Markersdorfer ins Bürgermeisteramt gewählt wurde, brachte viele Erfahrungen ins Amt ein: Lehre als Maschinen- und Anlagenmonteur mit Abitur, Hochschulstudium sowie Vorsitzender einer LPG und nach der Wende einer Agrargenossenschaft.
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Dass er nach 21 Jahren heute noch Bürgermeister sein würde, das habe er damals nicht gedacht, sagt er. Und dass es wegen eines winzig kleinen Virus weltweit zu einer Pandemie kommen würde, daran hätte er nie einen Gedanken verschwendet. Doch seit dem Frühjahr 2020 dreht sich fast alles um Covid-19, "im Privaten wie im Markersdorfer Rathaus", sagt Thomas Knack. Zwar sei die Familie ziemlich "durchgeimpft", aber auch das habe sie nicht gänzlich vor einer Corona-Erkrankung geschützt.
Auf die Einstellung kommt es an
Die Corona-Einschränkungen trafen die Familie hart. "Aber nicht so sehr, als dass wir ihnen nicht noch etwas Gutes abgewinnen konnten", sagt der 61-Jährige. Man dürfe nicht nur jammern. Vielmehr komme es auf die innere Einstellung an und darauf, das Beste aus der Situation zu machen. Also ging es am Wochenende auch mal in die nähere Umgebung. "Der Liebe wegen kam ich einst nach Friedersdorf und lebe schon lange hier. Ich dachte, ich kenne schon alles. Aber die zwei Viadukte am Zusammenfluss von Friedersdorfer Wasser und Schöps nahe der Kliemter Teiche habe ich erst jetzt entdeckt", erzählt er.
Und so richtete Thomas Knack sein privates Denken auch ein wenig strategisch aus: Er würde ja nicht jünger und längere Radtouren würden beschwerlicher. Also gab es vor einiger Zeit anstelle des normalen Fahrrads ein E-Bike für sich und seine Frau Birgit.
Leugner rufen lauter
Strategisch denken, das sei es, worauf es im Bürgermeisteramt vor allem ankomme. In pandemischen Zeiten mehr als sonst. "Zwei Drittel meiner Arbeit haben derzeit die Pandemie und ihre Herausforderungen zum Inhalt", erklärt Thomas Knack. Er denkt dabei vor allem an die vier kommunal geführten Kindereinrichtungen, für die es in der Pandemie nicht in jedem Fall klare Regelungen gibt. Wessen Kinder dürfen in die Notbetreuung? Welcher Beruf ist systemrelevant und welcher nicht? Dazu beispielsweise hätte sich der Bürgermeister vom Gesetzgeber glasklare Aussagen gewünscht.
Das und anderes habe es ihm und seinen Mitarbeitern immer wieder erschwert, Verständnis für so manche Entscheidung zu finden. Letztlich werden sie aber von der Mehrzahl der Bürger mitgetragen. Die Gegner vieler Entscheidungen seien in der Minderheit, sagt er, "aber sie rufen lauter".
Ehrenamt und Wirtschaft leiden
Wenn Thomas Knack an die vielen Ehrenamtlichen in der Gemeinde denkt, weiß er, dass das Ehrenamt leidet. Vieles kommt jetzt zu kurz, anderes findet gar nicht statt. Erneut fielen Weihnachtsmärkte aus. Auch der Neujahrsempfang der Gemeinde fällt flach. Wenn das Ehrenamt zu lange auf Sparflamme koche, erlischt die Flamme vielleicht, vermutet der Bürgermeister. Anderes, wie Weihnachtsmärkte und Dorffeste, die wird es sicher wieder geben, "solange engagierte Leute da sind."
In diesem Punkt ist dem Bürgermeister nicht bange. Es gebe viele Mitstreiter in der Gemeinde, Ortsvorsteher, die sich um ihre Orte kümmern. Und die zahlreichen Menschen, die sich in Vereinen, in der Kirche und in Initiativen einsetzen.
Auch die Wirtschaft in der Gemeinde leidet unter der Pandemie. Höhere Kosten für Energie und Material und Lieferengpässe sind den Markersdorfer Firmen keine Fremdwörter. Immerhin 1.613 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zählte das Statistische Landesamt Sachsen Ende 2020 in der Gemeinde Markersdorf.
Thomas Knack will es noch einmal wissen
Was sich die Gemeinde noch leisten kann, wenn die Kosten der Pandemie refinanziert werden müssen, das kann der Bürgermeister nicht sagen. Er ahnt nichts Gutes, denkt er zum Beispiel an die Straßenunterhaltung. Froh ist er, dass der Zuwendungsbescheid für den Parkplatz an der Schule in Markersdorf da ist. Die Planung ist fertig, die Ausschreibung wird vorbereitet.
Und noch etwas treibt den Bürgermeister um: 2024 werden Gemeinderäte gewählt. Bis dahin muss sich die Gemeinde Markersdorf entscheiden, ob sie weiterhin eigenständig bleiben will oder ob ein Zusammengehen mit einer anderen Kommune nötig wird. Im Moment sei die Gemeinde gesund, aber wie lange noch, das könne auch der Bürgermeister nicht sagen. Derzeit müsse Markersdorf nicht zwangsfusionieren. Die Gemeinde ist gut aufgestellt und organisiert, kann selbstständig Entscheidungen treffen. Sie ist gut mit Handwerkern ausgestattet, die arbeitenden Einwohner sorgen mit ihren Lohnsteuern für ein Auskommen. Allein von den Gewerbesteuern könnte die Gemeinde nicht leben, sagt der Bürgermeister. Letztlich sei es ihm auch lieber, wenn die Firmen investieren.
Weil er den Weg mindestens bis zur Gemeinderatswahl - vielleicht auch weiter - mitgehen will, tritt Thomas Knack im nächsten Jahr zur Bürgermeisterwahl noch einmal an. Das hat er erst vor Kurzem entschieden. Es sei eine große Verantwortung, "im Moment besonders, da sowohl ich als auch meine Mitarbeiter im Rathaus derzeit nicht in der Lage sind, unsere tägliche Arbeit zu schaffen, weil wir wegen der Pandemie so viel anderes erledigen müssen."