SZ + Görlitz
Merken

Von der Brauerei zur Polizei

Sebastian Vich ist in Görlitz schon fast ein Promi. Jahrelang war er das Gesicht der Kulturbrauerei. Jetzt stellt er für die Polizei in Sachsen Großveranstaltungen auf die Beine.

Von Daniela Pfeiffer
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Seit einigen Monaten ist der neue Arbeitsort von Sebastian Vich die Polizeihochschule in Rothenburg. Hier arbeitet er als Eventmanager für Polizeiveranstaltungen in ganz Sachsen.
Seit einigen Monaten ist der neue Arbeitsort von Sebastian Vich die Polizeihochschule in Rothenburg. Hier arbeitet er als Eventmanager für Polizeiveranstaltungen in ganz Sachsen. © André Schulze

Gerade ist Sebastian Vich in Berlin gewesen. Er hat hier einen Drohnenlehrgang belegt. Für seinen neuen Job. Um Veranstaltungen auch aus der Luft dokumentieren zu können. Sebastian Vich ist der junge Mann, der in Görlitz bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund ist - vor allem bei der Generation U40. Jahrelang hat er in der Landskron Brauerei die Kulturbrauerei mit aufgebaut, alles nach Görlitz geholt, was Rang und Namen hat. Doch dann kam Corona. Und eine Zeit ohne Veranstaltungen. Eineinhalb Jahre Kurzarbeit. Unzufriedenheit.

Sebastian Vich suchte sich etwas zu tun. Wer ihn kennt, weiß: Das ist kein Typ, der daheim sitzen kann. Zwei Wochen hatte er im ersten Lockdown ausgehalten, zu Hause geputzt, bis es nichts mehr zu putzen gab und sich dann auf die Suche nach einer neuen Beschäftigung gemacht. Er fand sie in Nebenjobs wie bei der Security zum "Wolfsland"-Dreh oder an der Strandbar am Berzdorfer See.

Kreuzfahrtschiff oder Polizei

Irgendwann hatte er die Kündigung von der Brauerei im Briefkasten. Da hieß es nochmal vollkommen neu auf Jobsuche gehen. Er wurde schnell fündig, sogar gleich mehrfach. Eigentlich war der große Traum ein Job auf einem Kreuzfahrtschiff. Auf der "Mein Schiff 2" bewarb sich der 35-Jährige als Theatermanager und auch als Veranstaltungsmanager. Parallel aber auch bei der Polizeihochschule Sachsen in Rothenburg, die einen Veranstaltungsmanager suchte.

Letztlich hätte er alle drei Jobs haben können, entschied sich aber für die Polizei. "Ich habe hin- und herüberlegt, mich dann aber doch für die Heimat und den sicheren Posten entschieden", sagt er. Gerechnet hatte er nicht damit, dass man ihn für einen solchen seriösen Posten auswählen würde - Sebastian Vich ist ein Unicum - optisch, aber auch charakterlich. Locker und offen, vielleicht ein bisschen verrückt.

Sebastian Vich (links) und sein Chef Thomas Knaup, der Leiter der Stabsstelle Kommunikation an der Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg.
Sebastian Vich (links) und sein Chef Thomas Knaup, der Leiter der Stabsstelle Kommunikation an der Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg. © André Schulze

Wie das mit einer seriösen Einrichtung wie der Polizeihochschule zusammenpasst? Offenbar bestens. "Mehr Farbe und mehr Licht in die Polizeiveranstaltungen bringen - dafür bin ich jetzt da", sagt Vich und schmunzelt. Seine Feuertaufe hat er schon bestanden. Sein Chef, Thomas Knaup, der Leiter der Stabsstelle Kommunikation an der Polizeihochschule, hatte ihm für die Vereidigungsveranstaltung der neuen Polizisten im November freie Hand gelassen. Eine Veranstaltung für immerhin 900 Leute. Und Sebastian Vich hat sich den Flughafen Dresden als Vereidigungsort ausgesucht - und zwar die dritte Ebene, das Abflugterminal.

In Rothenburg war das Erstaunen zuerst groß, aber trotzdem bekam Sebastian Vich einen ordentlichen Vertrauensvorschuss und freie Hand. Schließlich hatte er lange genug Veranstaltungen auf die Beine gestellt, um zu wissen, was nötig war. Mehr Emotionen, mehr Spannung als bei früheren Vereidigungen, das war seine Devise. Geschafft hat er das unter anderem mit einem besonderen Lichtkonzept, einer eigens engagierten Musicalsängerin aus Dresden. "Am Ende war's Bombe", zieht Vich in seiner ureigenen Art Bilanz. "Die Polizisten sind buchstäblich in ihrem Beruf gelandet."

Gut gelandet ist damit auch der Görlitzer an seinem neuen Arbeitsort in Rothenburg. Sein Chef, Thomas Knaup, hat nur lobende Worte. "Ich bin froh, mit Herrn Vich einen wirklichen Fachmann für die Planung, Vorbereitung und Durchführung von internen wie auch öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen, Messen oder auch Tagungen unserer Hochschule gewonnen zu haben", sagt er.

Die Aus- und Fortbildungslandschaft der sächsischen Polizei wandele sich aktuell, die Zuständigkeit der Hochschule werde in Zukunft den gesamten Freistaat umfassen. Das bedeutet, dass in Rothenburg demnächst mehrere Stellen in der Hochschulverwaltung, aber auch in der Lehre sowie im organisatorischen Bereich zusätzlich oder gänzlich neu zu besetzen sein. So wie auch die Stelle des Eventmanagers ganz neu geschaffen wurde. Dass Sebastian Vich gerade jetzt eine neue Tätigkeit suchte und sich dafür in Rothenburg bewarb, sei eine glückliche Fügung gewesen, findet Thomas Knaup.

Mallorca bleibt die zweite Heimat

Trotz aller Arbeit hat Sebastian Vich seine privaten Leidenschaften nicht aufgegeben. Zum einen trifft man ihn in seiner Freizeit nach wie vor oft an der Strandbar, wo er mithilft. Zum anderen ist es die Liebe zu seiner zweiten Heimat Mallorca, wo er nach wie vor hinfliegt, so oft es eben möglich ist. Dreimal hat er es dieses Jahr schon getan - ist gerade im November noch dort gewesen. Die Insel ist schon lange sein Sehnsuchtsort. Hier hat er einst als Animateur gearbeitet, Mallorca hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Dass ihm der neue Arbeitgeber das weiterhin ermöglicht - und generell dankbar und respektvoll ist, macht Sebastian Vich besonders froh und stolz und lässt ihn seinen Schritt nicht bereuen.

Indes ist er mit den Planungen schon wieder bei neuen Veranstaltungen, großen Dingen im nächsten Jahr, die viele Monate Vorlaufzeit brauchen. Nicht jede Veranstaltung soll wie die andere sein, das ist seine Devise. Es soll Abwechslung und neue Ideen geben. Die hat Sebastian Vich. Und darüber hinaus unzählige Kontakte. "Ich weiß immer, wen ich anrufen muss", sagt er. Dass er so viele Nummern in seinem Handy hat - und umgekehrt so viele Menschen seine Nummer, hat Vor- und Nachteile. "Mich rufen immer noch Leute an und fragen nach Veranstaltungen in der Brauerei." Doch der Görlitzer hat längst ein anderes Kapitel aufgeschlagen.