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Warum ein Görlitzer Schlafsäcke sammelt

Orthopädietechnik-Chef Henning Scheinpflug setzt sich für Nachhaltigkeit ein, und hofft, dass viele Menschen helfen. Das nützt Obdachlosen in aller Welt.

Von Gabriela Lachnit
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Der Görlitzer Henning Scheinpflug spendet Reißverschlüsse und Schlafsäcke, aus denen ein Schutz für Obdachlose genäht wird.
Der Görlitzer Henning Scheinpflug spendet Reißverschlüsse und Schlafsäcke, aus denen ein Schutz für Obdachlose genäht wird. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Für den Görlitzer Henning Scheinpflug ist es nicht das erste Mal, dass er Hilfsprojekte unterstützt. Diesmal ist es ein Projekt, von dem der Görlitzer Orthopädietechnik-Mechanikermeister so überzeugt ist, dass er dort unbedingt etwas tun muss. Er unterstützt die Sheltersuit Foundation in den Niederlanden.

Sheltersuit ist eine gemeinnützige Organisation, die Obdachlose mit speziellen Schlafsäcken ausstattet, die für die Übernachtung im Freien gedacht sind. Die Materialien dafür waren schon einmal im Einsatz, sie werden wiederverwendet. Produziert werden die Schlafsäcke mit Hilfe von geflüchteten oder obdachlosen Männern und Frauen. Die Foundation schuf so bereits 112 Arbeitsplätze.

Kein Freund vom Wegwerfen

Über einen Fernsehbeitrag wurde Henning Scheinpflug auf das Projekt aufmerksam. Da wurde über die Aktivitäten von Sheltersuit berichtet, die in Bosnien Menschen mit speziellen Schlafsäcken unterstützte. "Ich war überrascht, dass sich sogar Modedesigner solchen Projekten widmen und Obdachlosen helfen", erinnert er sich und nahm Kontakt nach Holland auf, denn Scheinpflug sah eine Möglichkeit, hier zu helfen.

In Scheinpflugs Orthopädietechnik-Unternehmen, mit Sitz im Görlitzer Gewerbegebiet am Flugplatz, bleibt auch einmal etwas "übrig". Beispielsweise Reißverschlüsse, die früher für die Schuhfertigung benötigt wurden, auch als Meterware. Außerdem Fußsäcke, die Rollstuhlfahrer nutzten. Scheinpflug ist kein Freund vom Wegwerfen, vielmehr setzt er sich dafür ein, nachhaltig zu leben und zu produzieren - und er lebt es vor. Als er seinerzeit das neue Gebäude am Flugplatz bezog, fand er für die Ausstattung etliches, das anderswo aussortiert worden war, bei ihm aber noch gute Dienste leisten kann - zum Beispiel Regale.

Görlitzer sollen mithelfen und Schlafsäcke spenden

Henning Scheinpflug spendet jetzt übrig gebliebene Materialien und ruft die Görlitzer dazu auf, hier ebenfalls zu helfen. Benötigt werden nicht mehr gebrauchte Schlafsäcke aus synthetischem Material, nicht aus Baumwolle. Die sammelt Scheinpflug am Firmensitz. Zu den regulären Öffnungszeiten können sie abgegeben werden. Sind einige zusammen gekommen, schickt Scheinpflug sie nach Holland.

Der Sheltersuit ist eine wind- und wasserdichte Jacke mit optionalem Schlafsackaufsatz, erklärt Henning Scheinpflug. Der Sheltersuit besteht aus einer Jacke, einem Schlafsack und einem Seesack, in den Jacke und Aufsatz verpackt werden, wenn sie gerade nicht genutzt werden. Die Jacke wird aus hochwertigem, atmungsaktivem Zeltstoff gefertigt. Das Innenfutter macht jeden Sheltersuit einzigartig, weil dafür gebrauchte Schlafsäcke verwendet werden, die sich in den Mustern unterscheiden. Die große Kapuze schützt das Gesicht vor Regen und enthält einen integrierten Schal. "Niemand verdient das schreckliche Schicksal, zu Tode zu frieren, weil diese Person sich keine anständige Kleidung leisten kann, die sie warm hält", sagen die Macher der Foundation. Sheltersuit sei aber kein Ersatz für die Suche nach einem Zuhause, sondern eine Ergänzung, wenn es keine Alternative zum Schlafen im Freien gibt.

Für Henning Scheinpflug ist die Hilfe für Menschen in Notlagen eine Herzensangelegenheit. "Uns geht es gut, auch wenn die derzeitige Krise viele Herausforderungen an uns alle stellt", sagt er. Vor Kurzem unterstützte der 59-jährige Firmeninhaber einen Hilfstransport, mit dem unter anderem Medizintechnik auf den Weg nach Griechenland ging. Die Spenden wurden vor Ort von nichtstaatlichen Hilfsorganisationen an Bedürftige verteilt.

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