"Ylenia" wirft zwischen Görlitz und Niesky Bäume um

Auf der B 115 zwischen Kodersdorf und Niesky sind Wind und Regen dem Fahrer eines Transporters gegen 4.20 Uhr zum Verhängnis geworden. Der Transporter war in Richtung Niesky unterwegs, kam kurz nach der Kunnersdorfer Senke von der Straße ab und landete im Graben. Der Fahrer konnte sich aus eigener Kraft befreien und blieb unverletzt, wie Polizeisprecherin Anja Leuschner der SZ auf Nachfrage mitteilte. Die Polizei ermittelt zur Unfallursache. Laut Anja Leuschner beträgt der Sachschaden 15.000 Euro.
Dieser Unfall war einer von insgesamt 18 Einsätzen, mit denen der Sturm "Ylenia" die Polizeidirektion Görlitz in der Nacht zum Donnerstag und am frühen Morgen in Atem hielt. Darunter waren vier Unfälle, die übrigen Einsätze bezogen sich laut der Polizeisprecherin auf heruntergefallene Äste sowie auf Gegenstände, die der Wind durch die Luft fegte. Der Schwerpunkt der Einsätze liege im Landkreis Bautzen sowie im Norden des Kreises Görlitz, meldet neben der Polizei auch die Rettungsleitstelle Ostsachsen. Diese verzeichnet im Zeitraum von 2 bis 7 Uhr insgesamt 110 Einsätze in Ostsachsen, davon zehn im Bereich Löbau/Zittau und 61 im Bereich Görlitz/Niesky, Weißwasser, Krauschwitz und Neißeaue, teilt Schichtführer René Koch mit.

So mussten die Rettungskräfte beispielsweise ausrücken wegen Bäumen, die auf Straßen, Wege und Stromleitungen gefallen waren. In manchen Haushalten gab es wegen des Sturms sogar einen Stromausfall, darunter in
Tätzschwitz - einem Ortsteil von Elsterheide - sowie in Königshain, Kodersdorf und Horka. Hier fiel wohl ebenfalls ein Baum auf eine Leitung. Laut Viola Martin-Moennich, Sprecherin des Versorgers Sachsen Energie, seien insgesamt etwa 100 Kunden vom kurzzeitigen Stromausfall betroffen gewesen und gegen 10.45 Uhr noch 30 mit Problemen. Im Vergleich zu den Ausfällen bei Sturmtief "Ignatz" Ende Oktober vergangenen Jahres seien die Schäden aber noch glimpflich ausgefallen. SachsenEnergie tickert seine Störungen auch live in einer Übersicht. Kunden können sich Informationen über aktuelle und auch geplante Versorgungsunterbrechungen direkt aufs Handy schicken lassen.
Zu insgesamt zwölf Einsätzen mussten die Feuerwehren Rothenburg, Lodenau und Quolsdorf ausrücken, berichtet Stadtwehrleiter Torsten Juckel. In fast allen Fällen seien Bäume umgefallen - einige allerdings auch in Strom- und Telefonleitungen. Den schlimmsten Zwischenfall gab es auf der Straße zwischen Lodenau und Steinbach. Dort konnte ein Fahrzeugführer nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr gegen einen umgekippten Baum. "Die Person wurde vom Rettungsdienst untersucht, hat sich aber keine Verletzungen zugezogen", so Juckel.

Im Rothenburger Ortsteil Uhsmannsdorf hielten zwei Telefonmasten den Sturmböen nicht mehr stand. Und ein paar Kilometer weiter, in Quolsdorf, zerstörte ein zu Boden fallender Baum eine Stromleitung. Die wurde kurz darauf von Sachsen Energie repariert. Mit der Kettensäge rückten die Feuerwehrleute umgefallenen Bäumen zu Leibe, die Straßen versperrten - so auf der S127 zwischen Rothenburg und Lodenau, am Rothenburger Flugplatz sowie in Quolsdorf und Uhsmannsdorf.
Die Einsätze im Raum Rothenburg wurden von der sogenannten Ortsfesten Landfunkstelle Rothenburg koordiniert. "Damit entlasten wir in Spitzenzeiten die Leitstelle Hoyerswerda", erklärt Torsten Juckel. Wie lange sie noch besetzt bleibe, müsse man sehen. Aber: Meteorologen sagen bereits ein weiteres Sturmtief voraus.
Mehrere umgestürzte Bäume in und um Niesky
Auch in Kodersdorf gibt es eine Landfunkstelle. Die bleibt nach Aussagen von Ortswehrleiter Andreas Flade bis auf Weiteres aktiv. Auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr befanden sich den ganzen Tag lang in Bereitschaft. "Unsere Leute haben sich für Donnerstag von ihren Arbeitgebern freistellen lassen." Denn es sei damit zu rechnen, dass die drei umgestürzten Bäume an der Straße zwischen Mückenhain und Kodersdorf-Bahnhof aus der vergangenen Nacht nicht die letzten gewesen sind.
In und um Niesky sind es vor allem umgestürzte Bäume gewesen, die die Feuerwehren der Stadt und von See ab 5 Uhr auf Trab hielten. Besonders betroffen war das Gebiet nördlich von Niesky mit Stannewisch und Kosel sowie der Ortsteil See. Bis Mittag waren sechs Bäume von den Straßen zu beseitigen, berichtet Sebastian Noll von der Nieskyer Stadtfeuerwehr. Insgesamt gesehen ist Niesky bisher glimpflich durch den Sturm gekommen. Mit Ausnahme eines Unternehmens. Dort hat der Sturm das komplette Dach vom Mauerwerk einer Lagerhalle gerissen.

In der Gemeinde Waldhufen waren nur die Jänkendorfer Feuerwehrleute zusammen mit den Nieskyern im Einsatz, um einen Baum von der Straße zu holen. Die anderen Ortswehren blieben in Bereitschaft in ihren Feuerwehrhäusern. Die in Niesky ansässige Landfunkstelle koordiniert auch die Einsätze der Waldhufener Wehren mit. Ruhig, zumindest für die Feuerwehren, blieb es in Hohendubrau. Keine Ortswehr musste bisher ausrücken, sagte Gemeindewehrleiter Jochen Tschau auf Nachfrage. In Mücka wurden die Wehren Mücka und Förstgen am Morgen alarmiert. Ein Baum war in Förstgen umgeweht worden. Seine Beseitigung übernahmen die Förstgener allein.
Die Reichenbacher Feuerwehr besetzte seit 5.30 Uhr die Landfunkstelle im Gerätehaus. Nur 15 Minuten später folgte der erste Einsatz: Auf der Verbindungsstraße zwischen Königshain und Hilbersdorf versperrte ein umgestürzter Baum die Straße. Später wurden die Reichenbacher zu einem Einsatz nach Königshain gerufen, um die örtliche Wehr zu unterstützen. Dort war ebenfalls ein Baum die Ursache. Er war auf ein Haus gefallen. Nach 13 Uhr wurden die Kameraden nach Arnsdorf gerufen. Ein umgewehter Baum hatte da die Straße versperrt.
Am Donnerstagvormittag hatte der Sturm einen Lkw von der Autobahn geweht. Der 51-jährige Brummi-Fahrer war laut Polizei in Richtung Dresden unterwegs, als eine Windböe seinen Mercedes in Höhe des Parkplatzes Löbauer Wasser erfasste. Er kam nach rechts von der Fahrbahn ab, beschädigte einen Wildzaun und mehrere Bäume und blieb schließlich auf dem Feld stehen. Der Fahrer wurde nicht verletzt. Es entstand jedoch ein Sachschaden von rund 55.000 Euro. Ein Abschleppunternehmen barg den Laster, sodass die Fahrbahn gegen 13.15 Uhr wieder frei war.
Verletzte durch das Unwetter gab es in der Region bislang nicht. In Spitzkunnersdorf wurde wegen großer Wassermassen, die aus Richtung der Berge abflossen, ein Damm errichtet. Zwischen Steinbach und Lodenau war die Ortswehr Rothenburg im Einsatz, weil dort gegen 6.17 Uhr ein Baum auf ein fahrendes Auto gestürzt ist, erklärt Koch. Auch hier gelang es dem Fahrer, sich selbst zu befreien. Die Kameraden waren dort mit der Bergung befasst und mussten eine Ölspur beseitigen. Das Fahrzeug kam an den Haken eines Abschleppdiensts.

Görlitz kommt glimpflich davon
Görlitz blieb vom Sturm weitgehend verschont. "Bisher haben wir zwei witterungsbedingte Einsätze gehabt. Einen davon in Königshufen, den die Ortsfeuerwehr Stadtmitte abgearbeitet hat, da der Löschzug in einem anderen Einsatz gebunden war", so die stellvertretende Feuerwehrchefin Anja Weigel. Die Feuerwehr Görlitz war auf den Sturm insofern vorbereitet, dass eine ortsfeste Landfunkstelle vorbereitet wurde, um jederzeit in Betrieb genommen werden zu können. "Bisher war dies nicht notwendig. Alle Ortswehren der Feuerwehr Görlitz wurden informiert und waren einsatzbereit", so Anja Weigel.
"Wir erwarten am Freitag erneute Orkanböen, sodass die Vorbereitungen und Bereitschaften noch nicht aufgehoben werden und bis in den Sonnabend hinein aufrechterhalten werden. Zudem erwarten wir einen erhöhten Durchfluss an der Neiße und haben auch hier bereits Vorkehrungen getroffen", so die stellvertretende Feuerwehrchefin.
Die Rettungsleitstelle verzeichnete bis Donnerstag, 20 Uhr, allein 289 Einsätze In Ostsachsen. Fast alle hingen mit dem Sturm zusammen. "Verletzte gab es keine", teilt ein Sprecher der Leitstelle mit. Ab 17 Uhr beruhigte sich die Einsatz-Lage.