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Sozialer Brennpunkt: Stadt will Quartiermanager für Görlitzer Weststadt

Nirgends in Görlitz sind die sozialen Probleme so groß wie hier rund um den Lutherplatz. Mit verstärkter Sozialarbeit soll die Lebensqualität steigen.

Von Sebastian Beutler
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Rund um das soziokulturelle Zentrum Werk 1 an der Christoph-Lüders-Straße in Görlitz findet viel Sozialarbeit für die Weststadt statt.
Rund um das soziokulturelle Zentrum Werk 1 an der Christoph-Lüders-Straße in Görlitz findet viel Sozialarbeit für die Weststadt statt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Die Stadt Görlitz beantragt beim Europäischen Sozialfonds über zwei Millionen Euro, damit Vereine und Organisationen in der Gründerzeitstadt West soziale Projekte bis 2027 durchführen können. Der Stadtrat folgte dem Antrag aus der Verwaltung bei zehn Gegenstimmen aus der AfD-Fraktion und zwei Enthaltungen.

Zu den Projektantragstellern gehört der Cyrkus-Verein, die Freie evangelische Gemeinde, der Second Attempt-Verein, der auch das soziokulturelle Zentrum "Werk 1" betreibt, sowie der Ideenfluß-Verein aus dem Bahnhof. Die Sozialprojekte sind vielfältig und reichen vom Gründungslabor über handwerkliche Bildung bis hin zum Einsatz eines Foodtrucks (Küchen-Laster) auf dem Lutherplatz.

Die Stadt erhofft sich durch die Sozialarbeit, dass die Lebensqualität in der Weststadt erhöht und das Viertel aufgewertet werden kann. Projekte wie der handwerklich orientierte Maker-Space im Werk 1 fänden mehr Zulauf als gedacht, die Teilnehmerzahlen haben sich hier gegenüber den Planzahlen auf über 600 fast verdreifacht.

In der Gründerzeitstadt West in Görlitz leben besonders viele Menschen von der Unterstützung durch den Staat, beispielsweise von Leistungen nach dem Sozialen Gesetzbuch II (SGBII), was meist Bürgergeld bedeutet. Nach Angaben von Sozialamtsleiterin Anett Rafelt liegt die SGBII-Quote in dem Quartier bei 17,5 Prozent, sachsenweit aber nur bei 7,2 Prozent. Auch der Ausländeranteil liegt hier besonders hoch. Zusammen mit der Gründerzeitstadt Ost bilden beide Stadtteile das größte Wohngebiet in Görlitz. Um stärker in die Weststadt zu wirken, soll ab kommendem Jahr auch ein Quartiermanager eingestellt werden.

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Während die Fraktionsvorsitzende der Linken, Jana Lübeck, sich über die Projekte freute und Görlitz hier auf einem guten Weg findet, fehlte AfD-Fraktionschef Lutz Jankus eine klare Abrechnung, was in den vergangenen Jahren bei ähnlichen Projekten erreicht wurde. Da sich die Kosten für die Sozialarbeit in den kommenden Jahren deutlich erhöhen, sieht die AfD keine Besserung in sozialer Hinsicht in der Weststadt.

Kaum noch eine Rolle spielte, was vor knapp zwei Jahren noch für großen Streit sorgte: Die freien Träger müssen 15 Prozent der Kosten der Projekte selbst stemmen, früher lag der Anteil niedriger, aber seit einer Änderung beim Europäischen Sozialfonds ist der Eigenanteil erhöht. Die Stadt wiederum könnte einen Teil auch davon übernehmen, doch hält die Haushaltslage sie davon ab.

Im Frühjahr erwartet die Görlitzer Sozialamtsleiterin Anett Rafelt den Brief vom Europäischen Sozialfonds. Dann wisse man, ob die beantragten Gelder auch tatsächlich genehmigt wurden.