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Warum dieses Testzentrum beinahe schließen musste

Die Einrichtung in Kodersdorf bleibt. Doch der deutschlandweit agierende Betreiber hatte Probleme mit der Finanzierung.

Von Constanze Junghanß
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Als das Corona-Testcenter in Kodersdorf an der Tankstelle eröffnet wurde, lag noch etwas Schnee.
Als das Corona-Testcenter in Kodersdorf an der Tankstelle eröffnet wurde, lag noch etwas Schnee. © Archivfoto: Martin Schneider

„Testen, testen, testen!“ Ein bundesweites Mantra mittlerweile. Überall schießen die Testcenter wie Pilze aus dem Boden – so auch im Görlitzer Kreisgebiet. Mittlerweile sind kreisweit 35 solcher Testzentren entstanden. Grund dafür: „Apotheken sowie Arzt- und Zahnarztpraxen können den Testbedarf für die Bevölkerung des Landkreises allein nicht abdecken“, sagt Kreissprecherin Julia Bjar.

Wie viele kostenlose Tests in der Region vollzogen wurden, kann der Kreis nicht sagen. So oder so sind die kostenfreien Schnelltests nicht für Arbeitnehmertestungen gedacht, wie die Kreissprecherin erläutert. „Die Testung von Mitarbeitern liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber“, sagt sie. Nun kommt die Corona-Notbremse, Geschäfte schließen. Damit geht möglicherweise die Nachfrage nach den kostenlosen Bürgertests wieder zurück. Sie wurden auch als Nachweis für Click & Meet anerkannt.

Der Landkreis zahlt für diese Tests nicht. Abgerechnet wird über die Kassenärztliche Vereinigung (KVS). Details darüber seien nicht bekannt, heißt es vonseiten des Landkreises.

Schutzausrüstung muss selbst gestellt werden

Sprecherin der KVS ist Katharina Bachmann-Bux. Sie sagt: „Testcenter und Apotheken bekommen 6 Euro Sachkosten für PoC-Tests sowie 12 Euro für den nicht-ärztlichen Abstrich.“ Das ist weniger, als die Ärzte, die diese Tests machen, erhalten. Nach KVS-Angaben sind das neben den 6 Euro Sachkosten noch 15 Euro für den Abstrich zuzüglich einer Förderung durch die KV Sachsen. „Die Schutzausrüstung muss selbst gestellt werden“, erläutert Katharina Bachmann-Bux. Laut der Deutschen Apothekerzeitung findet Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer diese Vorgehen nicht gerecht. „Am Montag sagte er beim Sächsischen Apothekertag in Dresden, er könne den Ärger der Apotheker:innen verstehen“, berichtet die Zeitung. Deren Vergütung für das Testen auf SARS-CoV-2 sei aus seiner Sicht zu niedrig angesetzt.

26 Apothekentestzentren gibt es im Kreis Görlitz. Unter den aktuell 54 Standorten, wo der kostenlose Bürgertest angeboten wird, befinden sich neben medizinischen und pflegerischen Einrichtungen auch Unternehmen.

Darunter in Kodersdorf die Firma CoviMedical, die auf dem Parkplatz der Aral-Tankstelle Testcontainer errichtete und deutschlandweit Standorte betreibt. Deren Geschäftsführer Christoph Neumeier wendete sich zum Monatsanfang in einem öffentlichen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn und weitere Politiker. Für die Kosten der Bürgertests ging das Unternehmen in Vorleistung. „Diese Kosten sind aufgrund des Ansturms auf die kostenlosen Schnelltests rasant angestiegen. Inzwischen beläuft sich die Gesamtsumme der Forderungen auf mehr als 3,63 Millionen Euro“, schreibt der Geschäftsführer und auch, dass es bisher weder eine schriftliche Zusage der Kostenübernahme gegeben habe noch die Information, wann die Kosten erstattet werden.

Dem Kreis Görlitz war das Problem nicht bekannt

Nach Ostern würde das Unternehmen dann nicht mehr in der Lage sein, Materialbestellungen für weitere Tests vorzufinanzieren. Man sei gezwungen, die Stationen bis zur Abrechnung zu schließen. 60 Standorte gab es bis dahin deutschlandweit.

Ob das Auswirkungen auch auf Kodersdorf haben könnte? Dem Landkreis Görlitz war das Problem nicht bekannt. „Wir haben in dieser Richtung noch nichts vom Anbieter gehört“, sagt Julia Bjar.

Mittlerweile hat CoviMedical seine Zwischenfinanzierung gesichert. „Die meisten von CoviMedical betriebenen Testzentren sind inzwischen wieder im Vollbetrieb, bis Ende der Woche werden alle wieder die gewohnt hohe Kapazität anbieten“, teilt Oliver Gerhardt von CoviMedical auf SZ-Nachfrage mit. Das Testzentrum habe nie vor dem Aus gestanden. Das Unternehmen befindet sich auf Wachstumskurs und will bis zum Monatsende auf 100 Testzentren in Deutschland erweitern.

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