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Elternprotest gegen Schulbus-Streichung

Eine Markersdorferin hält die Pläne vom Kreis Görlitz für Irrsinn und hat im Internet eine Petition für den Erhalt der Schulbusse gestartet. Die Resonanz ist groß.

Von Constanze Junghanß
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Dorit Matuschek ist Elternsprecherin der Markersdorfer Grundschule. Sie hat die Petition in Absprache mit den Eltern gestartet.
Dorit Matuschek ist Elternsprecherin der Markersdorfer Grundschule. Sie hat die Petition in Absprache mit den Eltern gestartet. © Constanze Junghanß

"Schulbus für Landschulen retten" heißt die Petition, die Dorit Matuschek am Sonnabend gestartet hat. Sie ist Schulsprecherin der Grundschule Markersdorf. Hunderte Unterzeichner schließen sich bereits ihrer Forderung an, den Schulbus für ländliche Grundschulen im Landkreis Görlitz nach 2022 weiter als Schülerlinie zu betreiben. "Alle bisherigen Schülerlinien müssen in das Verkehrskonzept 'Gut vernetzt' des Landkreises Görlitz wieder aufgenommen werden", fordert Dorit Matuschek.

Die Bushaltestelle an der Schule in Markersdorf soll nach Angaben der Petions-Einreicherin verschwinden. Davon sind viele Kinder betroffen.
Die Bushaltestelle an der Schule in Markersdorf soll nach Angaben der Petions-Einreicherin verschwinden. Davon sind viele Kinder betroffen. © Constanze Junghanß

Hintergrund der Petition: Der Landkreises Görlitz stellt sein neues Verkehrskonzept auf. Im Südkreis startete "Gut vernetzt" in diesem Jahr, 2022 soll das auch im Norden eingeführt werden. Dorit Matuschek und andere Eltern befürchten, dass damit die bisherigen Schulbusse für ländliche Gemeinden ab 2022 abgeschafft sind. "Stattdessen sollen die Grundschüler ausschließlich mit öffentlichen Buslinien fahren – mit allen Konsequenzen wie Umstieg, Wartezeit, von der Schule entfernte Haltestelle, veränderte Unterrichtszeiten", sagt die Schulsprecherin und auch, dass nur noch bis zum 15. Mai Zeit sei, dass sich Schulen und Gemeinden dazu positionieren.

Der Kreis informiert im Internet darüber, dass mit "Gut vernetzt" die Bus-Fahrpläne auf die Zug-Fahrpläne abgestimmt und flächendeckende Taktfahrpläne eingeführt werden. "Dadurch fahren Busse in einem festen Rhythmus. Taktgeber sind die Regionalbahnen, die in einem Takt von 60 Minuten verkehren", heißt es da. Die Fahrpläne würden wie die Zahnräder eines Uhrwerks ineinander greifen. "Dadurch wird eine maßgebliche Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs vor allem für Schüler, Auszubildende, Pendler, Touristen und Ausflügler erreicht", so die Information. Sie kämen nun einfacher, häufiger und schneller mit Bus und Bahn ans Ziel.

Das sieht die Initiatorin der Petition völlig anders. "Sicherlich funktioniert in manchen Gemeinden für Schüler auch ein öffentlicher Linienbus, wenn die Dörfer alle nebeneinander an einer Straße entlang liegen. Aber in einer Gemeinde wie Markersdorf ist das Irrsinn", sagt sie. Dieses Konzept sei "eine totale Kopfgeburt, die in einem Büro am Reißbrett geplant wurde", und dass das ohne Kenntnis der Gegebenheiten oder Konsequenzen für Schüler vor Ort gemacht wurde. Die Aktion führe dazu, dass Familien auf dem Land sich noch mehr abgehängt fühlten.

Sorge um die Sicherheit

Dorit Matuschek nennt einige Punkte, die den Eltern unter den Nägeln brennen: An den neuen Fahrplan angepasste Unterrichtszeiten, wo möglicherweise die Schule eher starten muss. Oder verlängerte Hortbetreuungszeiten für Grundschüler, die vielleicht mit höheren Kosten für die Eltern einhergehen. Weitere Kritikpunkte sind, dass nicht mehr alle bisherigen Haltestellen direkt vor den Schulen angefahren würden. So falle offenbar die Markersdorfer Schulhaltestelle weg, die nächste Haltestelle befindet sich einige hundert Meter entfernt. Dorit Matuschek und andere Betroffene machen sich außerdem um die Sicherheit der Kinder Sorgen.

Mit dem Bus werden die Kinder in ihre Ortsteile gefahren.
Mit dem Bus werden die Kinder in ihre Ortsteile gefahren. © Constanze Junghanß

Was, wenn nach dem neuen Plan Grundschüler an stark befahrenen Bundesstraßen künftig umsteigen müssen? Das betreffe beispielsweise die Buskinder aus Jauernick-Buschbach, Pfaffendorf und Friedersdorf, die an der Haltestelle Holtendorf an der B6 vom ersten in den zweiten Bus umsteigen sollen. Die Straße wird stark befahren. "Statt den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen, werden die 'Elterntaxis' zunehmen", so die Schulsprecherin. Ihr Fazit: "Das Verkehrskonzept 'Gut vernetzt' benachteiligt Familien und Schulen auf dem Land. Dagegen wehren wir uns." Bis Dienstag früh haben bereits 800 Menschen die Petition unterzeichnet.

René Weichenhain, Sachgebietsleiter des Straßen- und Verkehrsamtes, will beschwichtigen. "Die Schulbusse werden nicht abgeschafft", sagt er. Vielmehr sei das dann ein "Jedermannsverkehr". Die Busse sind gleichzeitig für die Bevölkerung gedacht. Das heißt, Schüler und andere sollen sie gemeinsam nutzen. Das sei auch bisher so gewesen. "Wir erweitern, es wird mehr Fahrten geben." 2,6 Millionen Kilometer werden nach Kreisangaben aktuell im Norden jährlich gefahren. "Mit dem neuen Fahrplan sollen es 750.000 km zusätzlich sein", nennt René Weichenhain Zahlen. Berücksichtigt bei dem Konzept sind 60 Schulen im Nordkreis, 27 Kommunen mit 135.000 Einwohnern und 5.200 Schülern. So oder so sollen jetzt noch Gespräche mit Bürgermeistern und Schulen geführt werden. "Wir befinden uns aktuell in der Konzeptphase", sagt er.

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