SZ + Görlitz
Merken

Sommerwetter 2022 an der Neiße: Nicht so extrem wie befürchtet

Zu heiß, zu trocken, extrem sonnig - so fällt die Sommerbilanz bundesweit aus. So auch in Görlitz, und doch hatte die Region Glück.

Von Susanne Sodan
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Bild entstand am ersten Tag des Altstadtfestes, das recht nass ausfiel. Viel ausrichten konnte der Regen aber nicht mehr, zu trocken war der Sommer 2022.
Das Bild entstand am ersten Tag des Altstadtfestes, das recht nass ausfiel. Viel ausrichten konnte der Regen aber nicht mehr, zu trocken war der Sommer 2022. © LausitzNews.de/Thomas Hurny

Es war ein extremer Sommer. Die Auswirkungen waren diesmal auch sichtbarer als in früheren Jahren: Die Schwarze Elster war zum Teil ausgetrocknet. Bei dem wochenlangen Waldbrand in der Sächsischen Schweiz waren auch zahlreiche Feuerwehrkameraden aus dem Landkreis Görlitz im Einsatz. Wenn sie nicht gerade daheim, etwa im Zittauer Gebirge, gebraucht wurden. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) war der Sommer 2022 der sonnigste, der sechst-trockenste und einer der vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn bundesweit. Glück für Görlitz: Deutlich zu trocken und zu warm war es auch hier, jedoch war die Region nicht von Extremen wie andernorts betroffen.

Temperatur: So heiß war der Görlitzer Sommer

So begann der Sommer in Ostsachsen sogar recht frisch, erklärt Anja Juckeland, Sprecherin des DWD in Leipzig. Am 3. Juni sank die Temperatur auf bis zu 5,5 Grad. Der wärmste Sommertag war der 20. Juli mit 35,4 Grad. Ein Extremwert ist das nicht. Den Hitzerekord in Görlitz hält der 7. August 2015 mit 37.9 Grad. Die Sommer-Mitteltemperatur, also alle gemessenen Werte zwischen dem 1. Juni und dem 31. August zusammengerechnet, liegt bei 19,6 Grad. "Das ist schon eine recht hohe Abweichung zum langjährigen Mittel", sagt Anja Juckeland. Üblich für Görlitz wäre ein Sommermittel von 16,7 Grad.

Görlitz im Vergleich: Andere Städte heftiger getroffen

Mit den 19,6 Grad liegt Görlitz auch über dem Sachsenschnitt. Der wärmste Sommer für Görlitz war es aber nicht. So herrschte 2019 eine Mitteltemperatur von 20,3 Grad. "In diesem Sommer lag kein stationäres Hoch über uns, das wochenlang alle anderen Einflüsse abgehalten hätte, sondern es gab teils auch gemäßigtere Einflüsse", schildert Anja Juckeland. So fielen auch die Hitzewellen nicht so langfristig und großflächig aus wie befürchtet.

Andererseits: 16 heiße Tage mit über 30 Grad zählte auch Görlitz. In der Torgauer Region waren es allerdings gar um die 25 heiße Tage. "Besonders in größeren Städten, wo es nachts durch die Bebauung schwerer abkühlt, sind solche Werte natürlich eine hohe Belastung, für die Bevölkerung, Tier und Pflanzen." Die höchste Temperatur in Sachsen wurde diesen Sommer in Dresden-Strehlen gemessen: 39,2 Grad. Absolute Hitzerekorde gab es in Norddeutschland: In Hamburg waren es am 20. Juli 40,1 Grad.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Sonnenstunden: Görlitz kein Sonnenkönig mehr

Schon häufig gehörte Görlitz zu den Orten mit den meisten Sonnenstunden. In diesem Sommer nicht. Bundesweit kamen von Juni bis August 820 Sonnenstunden zusammen - der sonnigste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Görlitz waren es "nur" 802 Stunden - auch das ist ein knappes Viertel mehr als eigentlich üblich nach langjährigem Mittel.

Regen: Wieder deutlich zu trocken

Über Wochen lag die Neiße im Niedrigwasser-Bereich. "Die vielen Sonnenstunden sind meistens ein Indikator für zu wenig Niederschlag", sagt Anja Juckeland. So auch diesen Sommer. 164,4 Liter Regen pro Quadratmeter kamen in Görlitz in den drei zurückliegenden Monaten an. Üblich nach langjährigem Mittel wären rund 214 Liter. Im Juni waren es 64 Liter, und damit nur sechs weniger als üblich. Sehr deutlich zu trocken dagegen der Juli mit nur 32 Litern, weniger als die Hälfte des Solls. Das letzte August-Drittel kam mit rund 70 Litern wieder recht nahe ans Soll. Da fiel der Sommer 2022 im Osten Sachsens laut DWD trotz der deutlichen Trockenheit sogar vergleichsweise feucht aus: In Oschatz regnete es in allen drei Sommermonaten nur 58,5 Liter.

Neiße: Weiter im Niedrigwasser

Die Lage war vor knapp zwei Wochen schwer einschätzbar für den Deutschen Wetterdienst: Endlich kündigte sich Regen an, regional allerdings mit Gewittern und schweren Unwettern. Wo diese Sachsen treffen könnten, war wegen mehrerer Faktoren schwer kalkulierbar. Görlitz hatte wieder Glück: Es kam Regen, aber es ging nicht, wie teils im Landkreis Bautzen, von einem Extrem ins nächste. Um die Probleme der Neiße auszugleichen, reichte es aber nicht. Am gestrigen Donnerstag herrschte mit einem Pegel von 1,37 Meter in Görlitz wieder Niedrigwasser.