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Willkommensbündnis kritisiert Görlitzer Integrationspolitik

In einem offenen Brief schlägt das Bündnis Alarm, schildert die Lage vieler Geflüchteter in Görlitz. Ehrenamtliche Hilfe sei an seiner Grenze.

Von Susanne Sodan
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Katja Knauthe ist Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Görlitz. Sie koordiniert auch das Willkommensbündnis in Görlitz - das jetzt laut wird.
Katja Knauthe ist Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Görlitz. Sie koordiniert auch das Willkommensbündnis in Görlitz - das jetzt laut wird. © Nikolai Schmidt

Das Willkommensbündnis Görlitz fordert, dass die Stadt Görlitz sich stärker in der Integration geflüchteter Menschen engagiert. Derzeit gebe es erhebliche Probleme bei der Integration. Das geht aus einem offenen Brief des Bündnisses hervor, zu dem mehrere Vereine zählen, aber auch die Verwaltung selbst: Bündnis-Koordinatorin ist die städtische Gleichstellungsbeauftragte Katja Knauthe.

Es fehle "an einer Intergrationsstruktur, welche den schnellen Zugang zu Gesundheitsleistungen, Unterbringungen und Wohnungen, Sprachförderung, Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt sowie Freizeitangeboten ermöglicht." In der Stadt und im Kreis Görlitz kamen seit Februar vorigen Jahres vergleichsweise viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen an. Rund 1.200 Ukrainer leben derzeit in Görlitz.

Ehrenamtliche Helfer an ihren Grenzen

Die behördlichen Strukturen seien in den vergangenen Monaten an ihre Grenzen gelangt, "was die Registrierung, Versorgung und Vermittlung der geflüchteten Menschen betraf", schildert das Willkommensbündnis. Auch heute merke man das an vielen Stellen - Behörden seien ob ihres Arbeitsaufkommens schwer zu erreichen. Für Sprachkurse gebe es teils Wartelisten mit bis zu über hundert Personen, lang seien auch die Wartezeiten für eine Kontoeröffnung oder einen Arzttermin.

Weitere Flüchtlinge sind zu erwarten

Das Willkommensbündnis fordert mehr hauptamtliche Verantwortliche in der Verwaltung, die sich um die Belange geflüchteter Menschen in Görlitz kümmern. "Aktuell wird das fast ausschließlich über zivilgesellschaftliches Engagement realisiert." Und das sei an seinen Grenzen.

Die Probleme betreffen nicht nur Ukrainer, sondern auch andere Gruppen mit Migrationshintergrund, schildert Katja Knauthe. Es sei damit zu rechnen, dass weitere Menschen nach Görlitz flüchten oder zugeteilt werden. Die Zuständigkeit liege zwar beim Kreis, es sei aber nötig, dass die Menschen auch in der Stadt, in der sie leben, Strukturen vorfinden. Dabei gebe es auch positive Punkte, die gelte es, auszubauen. "Zudem haben andere Kommunen Strategien entwickelt, um sich aktiv an der Integrationsarbeit zu beteiligen", etwa mit kommunalen Integrationsbeiräten oder zentralen Schnittstellenbüros. Unterzeichnet haben den Brief bislang 31 Vereine und private Helfer.