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29. Februar: Wenn Erwachsene Kindergeburtstag feiern

Constanze Dathe ist 1980 geboren, aber wird jetzt erst elf. Maria aus Radebeul, Jahrgang 2000, wird sechs. Sie sind Schaltjahreskinder. Auch Uwe Krieger, der sogar zwei Geburtstage erlebte.

Von Kathrin Krüger
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Uwe Krieger (r.) mit Lebensretter Axel Jacob vor fünf Jahren in Wildenhain. Jetzt wohnt der 88-Jährige im Pflegeheim Riesa. Und kann wieder Schaltjahres-Geburtstag feiern.
Uwe Krieger (r.) mit Lebensretter Axel Jacob vor fünf Jahren in Wildenhain. Jetzt wohnt der 88-Jährige im Pflegeheim Riesa. Und kann wieder Schaltjahres-Geburtstag feiern. © Anne Hübschmann/Archiv

Großenhain/Radebeul/Riesa. Maria wurde am 29. Februar 2000 in Radebeul geboren. Eigentlich wird sie dieses Jahr 24 Jahre alt. Aber rein formal wird sie erst sechs Jahre. Denn der 29. Februar ist Schaltjahrestag, den es nur alle vier Jahre gibt. In Deutschland haben heute rund 55.000 Menschen Geburtstag, die diesen ungewöhnlichen Festtag rein statistisch nur alle vier Jahre genießen könnten. Weltweit sollen es vier Millionen Menschen sein. Doch Maria nimmt das gelassen. "Ich habe meine Mutter zwei Tage gequält, um an diesen Tag auf die Welt zu kommen", erklärt die Radebeulerin fröhlich. Heute nimmt sie es mit Humor, das schweißt zusammen

Denn ihren Geburtstag feiert sie dennoch jedes Jahr. Und sie hat sogar ausgerechnet, dass der 29. Februar der 60. Tag im Jahr ist. "Wenn es keinen 29. Februar gibt, ist der 60. Tag der 1. März, also feiere ich da", sagt Maria. Zu den Schaltjahren gab es bei ihr immer besondere Geschenke. Als sie zum Beispiel 16 Jahre alt wurde, habe Maria kleine Kinderspielsachen bekommen und eine Torte mit einer vier als Kerze. Heute erhält sie von ihrer Familie und Freunden Geschenke passend zu ihrem Alter.

Oft werde natürlich gesagt: „Du hast doch dieses Jahr gar nicht Geburtstag!“ Aber das nehme sie gerne mit Humor an. Denn in diesem Jahr werde sie ja rein rechnerisch sechs Jahre alt. "Also feiere ich mit Freunden und der Familie meinen Schulanfang", gibt sich die Radebeulerin amüsiert.

Constanze Dathe würde laut Kalender erst elf Jahre alt werden. So sah sie mit elf tatsächlich aus.
Constanze Dathe würde laut Kalender erst elf Jahre alt werden. So sah sie mit elf tatsächlich aus. © privat

Constanze Dathe, früher Preuß, wurde 1980 als einziges Kind am 29. Februar im Großenhainer Krankenhaus geboren. Auch sie hätte rein formal heute Kindergeburtstag und würde erst elf Jahre alt. "Früher haben wir sie immer ein bisschen damit geärgert", erinnert sich ihre Mutti Evelyn Preuß. Gefeiert wurde in den Zwischenjahren trotzdem - ebenfalls am 1. März. Auch im Kindergarten und in der Schule wurde an dem Tag gratuliert.

Tatsächlich wird Constanze Dathe nun 44 Jahre alt, ist gestandene Personalmitarbeiterin in einem Chemnitzer Unternehmen, wo sie auch wohnt. "Da werden wir am Wochenende auch hinfahren", so ihre Mutter. Ihr ungewöhnliches Geburtsdatum nehme ihre erwachsene Tochter heute gelassen. Anita Hoffmann aus Rostig kann da nur schmunzeln. "Das ist doch etwas Besonderes, ein Schalttagskind zu sein", sagt die jetzt 68-Jährige, die offiziell erst 17 wird. Die pensionierte Geschäftsfrau erinnert sich an ihre Schulfreundin Karin Grafe in Stölpchen, die genauso alt ist. Beide sind zusammen in Sacka in die Schule gegangen. Später betrieb Anita Hoffmann unter anderem den Quelle-Shop in Kalkreuth. Sie kannte weitere Schalttagskinder in Schönborn und Altleis. "Ich bin ganz froh, dass meine Mutter sich nicht beschwatzen ließ. Die Hebamme wollte meine Geburt nämlich auf den 28. Februar vordatieren, weil ich doch nur 15 Minuten später kam", verriet Anita Hoffmann einmal. So aber wurde ihr als Kind immer vorgeflunkert, sie habe an zwei Tagen Geburtstag. Das fand sie toll.

Anita Hoffmann aus Rostig in ihrem früheren Geschäft. Heute wird sie 68, genau genommen aber erst 17 Jahre alt.
Anita Hoffmann aus Rostig in ihrem früheren Geschäft. Heute wird sie 68, genau genommen aber erst 17 Jahre alt. © SZ-Archiv

Lebensretter und Freund

Das lässt sich erst recht für Uwe Krieger sagen. Der Wildenhainer lebt jetzt in einem Riesaer Pflegeheim und wird 88 Jahre alt, denn er ist 1936 geboren. Als Schaltjahreskind ist er allerdings erst 22. „Für mich hatte das früher nie eine Bedeutung“, schmunzelt der Senior, der aus Riesa stammt. Seinen Geburtstag hätte er trotzdem immer am 28. Februar gefeiert. Schließlich sei der Februar sein Geburtsmonat, sagten schon seine Eltern. Über seinen ungewöhnlichen Geburtstag hätte früher in der Familie aber kaum jemand gesprochen. Auch später auf der Arbeit nicht. Uwe Krieger lernte zuerst Dreher und war später Konstrukteur bei Robotron in Riesa. Doch bei einem kuriosen Geburtstag blieb es für ihn nicht.

Der 25. Februar 2015 wurde kurz vor Kriegers 79. Ehrentag zu seiner zweiten Geburt. Damals kippte der Rentner auf der Radeburger Straße in Großenhain in Höhe EZG nach einem Zahnarztbesuch einfach um. Vermutet wurde eine Herzattacke. Er ist erst wieder im Krankenhaus aufgewacht und musste eine Woche dort verbringen. Dann bekam er einen Herzschrittmacher.

Axel Jacob kam an jenem 25. Februar mit seiner Tochter im Auto vom Kesselwurst-Holen an der Stelle vorbei. „Ich sah, wie der Mann gefallen ist – das konnte kein Betrunkener sein“, erinnert sich der junge Familienvater. Während andere Autos vorbeifuhren, hielt Axel Jacob an und sah sofort, welche Hilfe nötig war. „Uwe Krieger blutete stark, ich musste ihn verbinden und ihm eine Decke unterlegen“, erzählt Axel Jacob. Doch zuerst rief der Großenhainer den Notarzt. Bis der Krankenwagen kam, blieb er bei ihm. So wurde Axel Jacob sein Lebensretter. Und Freund.