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Folbern: Firma rettet rund 600.000 Kubikmeter Gas

Wegen einer aufwendigen Reparatur pumpt die Ontras in Folbern viel Gas um. Früher wurde es in die Luft geblasen.

Von Jörg Richter
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Der Ontras-eigene, mobile Umpump-Verdichter "MobiDic" bei einem früheren Einsatz in Sachsen-Anhalt.
Der Ontras-eigene, mobile Umpump-Verdichter "MobiDic" bei einem früheren Einsatz in Sachsen-Anhalt. © Ontras

Folbern. Seit Anfang der Woche steht ein blauer Lkw-Anhänger auf dem Gelände der Gasdruckregelanlage am Folbener Kreisverkehr. Diese gehört der Ontras Gastransport GmbH in Leipzig. Mehrere Armaturen sind mit dem merkwürdigen Anhänger durch Rohre verbunden. Passanten fragen sich, was hier geschieht.

Wie Ontras-Pressesprecher Ralf Borschinsky mitteilt, führt das Unternehmen Sanierungsarbeiten an einer Ferngasleitung (FGL) zwischen Großenhain und Lauchhammer durch. Dort verläuft die von Sayda (Erzgebirge) kommende und in Lauchhammer endende FGL 209. Die Stahlleitung mit einem Innendurchmesser von 80 Zentimetern versorgt unter anderem die Regionen Freiberg, Radebeul, Coswig, Großenhain und Lauchhammer mit Gas.

Im Rahmen eines mehrjährigen Sanierungsprogramms werden zurzeit bei dieser Leitung mehrere Straßenkreuzungen erneuert, eine Armaturengruppe ausgetauscht und ein Rohrstück mit Korrosionsanzeichen ausgewechselt. "Alle Baumaßnahmen werden dabei wasserstofftauglich ausgeführt, sodass die Leitung später gegebenenfalls auf den Transport von Wasserstoff umgestellt werden kann", so Borschinsky.

Einsatz auch in Radeburg

Um die Ferngasleitung sanieren zu können, muss der jeweilige Bauabschnitt zuvor gasfrei sein. Deshalb wird dieser Leitungsabschnitt zunächst vom Gasstrom getrennt. Das in dem Rohrabschnitt verbliebene Restgas wird dann in eine andere Leitung gepumpt. Das geschieht mithilfe des blauen Anhängers, bei dem es sich um einen mobilen Verdichter handelt. Diesen hat Ontras selbst entwickelt und hat ihn "MobiDic" genannt.

Der mobile Verdichter wird sowohl in Folbern als auch in Radeburg eingesetzt. Dabei werden insgesamt rund 590.000 Kubikmeter Erdgas umgepumpt und somit vor dem Ausblasen in die Atmosphäre gerettet. "Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 300 Einfamilienhäusern", so Borschinsky. Das sei vergleichbar mit rund 17.400 Tonnen Kohlendioxid, die der Umwelt erspart blieben. Das wiederum entspreche einer jährlichen Emission von rund 6.700 Pkw.

Der mobile Verdichter von Ontras auf dem Gelände der Gasdruckregelanlage bei Folbern.
Der mobile Verdichter von Ontras auf dem Gelände der Gasdruckregelanlage bei Folbern. © Kristin Richter

"Ontras hat sich in seinem Nachhaltigkeitsprogramm unter anderem dazu verpflichtet, Gasaustritte bei geplanten Reparaturen zu vermeiden", sagt der Pressesprecher. "Aktuell können wir bereits bis zu 80 Prozent der Methanemissionen durch den Einsatz mobiler Verdichter und Umpumpen des Gases in andere Leitungen vermeiden und so das wertvolle Gas erhalten und weiter nutzen."

Nach dem Ende des Umpumpens verbleibt noch eine Restmenge von rund 34.000 Kubikmetern Gas in der Leitung. Sie machen den Einsatz einer Fackel notwendig, um unnötige Methanemissionen zu vermeiden. In diesem Fall soll diese Fackel im Schradener Land, also hinter der Landesgrenze zu Brandenburg, aufgebaut und gezündet werden.

Restgas kontrolliert abbrennen

Das Restgas würde unter ständiger Aufsicht und mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen kontrolliert abgebrannt. „Würde es, wie früher üblich, einfach nur ausgeblasen, würde die so entsorgte Gasmenge das Klima zehnmal stärker belasten als das CO2, das wir beim Verbrennen dieses Gases über eine Fackel freisetzen“, erläutert Borschinsky.

Anschließend werden die gasfrei zu machenden Leitungen und Anlagenteile mehrmals mit Luft durchgeblasen, um auch noch die letzten Reste der ursprünglichen Gasfüllung zu entfernen. Erst danach können die geplanten Bauarbeiten beginnen.

Ontras betreibt ein 7.700 Kilometer umfassendes Fernleitungsnetz in Ostdeutschland und verantwortet den Transport gasförmiger Energie. "Wir gestalten den Energiemarkt der Zukunft aktiv mit, bringen Ideen ein und entwickeln nachhaltige Lösungen für unsere Infrastruktur", so der Pressesprecher des Leipziger Unternehmens. Dabei würde es auf eine zuverlässige Technik, langjährige Erfahrung und ein engagiertes Team setzen.