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Gans auch in Großenhainer Gaststätte nur auf Vorkasse?

Das Energiedebakel samt Teuerungsraten geht an den Gastronomen nicht vorbei. Allerdings: Krisenerprobt reagieren sie innovativ - und berichten Gutes.

Von Catharina Karlshaus
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Fabian Herget vom Kochteam Kai-Michael Riepert im Großenhainer Hotel und Gaststätte Kupferberg mit einer Viertelente, nebst Kartoffelklößen und Rotkohl. Ein Gericht, das der Gans den Rang ablaufen könnte.
Fabian Herget vom Kochteam Kai-Michael Riepert im Großenhainer Hotel und Gaststätte Kupferberg mit einer Viertelente, nebst Kartoffelklößen und Rotkohl. Ein Gericht, das der Gans den Rang ablaufen könnte. © Norbert Millauer

Großenhain. Die Nachricht ließ bereits im September aufhorchen - und brachte schlechte Kunde für Liebhaber des traditionellen Gänsebratens. Weil sich der Einkaufspreis für das Federvieh mehr als verdoppelt habe, flog der Braten in einer Dresdner Traditionsgaststätte jetzt nach 26 leckeren Jahren gewissermaßen von der Speisekarte. Wer in den Genuss einer Weihnachtsgans kommen möchte, müsse eine Woche im Voraus bestellen.

Eine Praxis, die Martin Freiberg durchaus nachvollziehen kann. Der Betreiber des Gasthofes Großdobritz hatte gemeinsam mit dem Eigentümer des Hauses, Rene Mikat, monatelang während des harten Corona-Lockdowns wegen ausbleibender Gelder um die Existenz gekämpft. Auch wenn man sich gerade wieder aus dem Tief herausgearbeitet habe, gebe es keine Rücklagen, um finanziell zuzubuttern.

Lieber ein voller Gastraum als massive Preiserhöhungen

Allerdings: "Aufgrund der allseits gestiegenen Kosten für Energie, Lebensmittel und Mindestlohn müssten wir eigentlich die Preise für unsere Gerichte spürbar anheben. Wir tun es bisher nicht, weil es uns lieber ist, dass die Leute zufrieden in unserem Gastraum sitzen, als dass wir da allein vor uns hin warten", bekennt Martin Freiberg.

Einzige Einschränkung machten die beherzten Gastronomen tatsächlich bei besagtem Gänsebraten. Wer das leckere Gericht essen möchte, könne das auch bei ihnen gern tun. Nach einer rechtzeitigen Vorreservierung und einer Anzahlung von 50 Prozent.

Abgesehen davon, liefe das Geschäft in Richtung Jahresende bis jetzt sehr zufriedenstellend. Die ganz opulenten Weihnachtsfeiern fielen zwar offenbar aus, aber Firmen hätten dennoch für Gruppen zwischen sieben und zwölf Personen schon Plätze geordert. Auch im Restaurant selbst zeige sich die Kundschaft hinsichtlich der Feiertage keineswegs zurückhaltend und für die hauseigene Silvesterveranstaltung mit Buffet und Tanz für 69 Euro pro Person sei die Nachfrage nach Karten groß. "Wir müssen das Beste aus dieser Zeit machen und das werden wir im Interesse unserer Gäste auch weiterhin tun", versichert Martin Freiberg.

Nicht einfach nur jammernd hinterm Tresen stehen

Eine optimistische Herangehensweise, welche auch für Thomas Krause geradezu typisch ist. Der Geschäftsführer der Großenhainer Schützenhaus-Eventgroup rüste sich mit seinen Teams - dazu zählen neben der Mückenschänke und dem Schützenhaus auch die Remontehalle und das Schloss Schönfeld - gerade für eine der gastronomischen Hochzeiten des Jahres. Demnach hätten nicht nur Kunden, die bereits über Jahre ihre Weihnachtsfeiern in einem der renommierten Restaurants feiern, wieder ihren Termin festgezurrt. "Unternehmen, die gut funktionieren, sind im Wissen um die Leistung ihrer Mitarbeiter weiterhin bemüht, ihnen gerade jetzt etwas Ermutigendes zu bieten beziehungsweise sie damit wertzuschätzen", befindet Thomas Krause.

Während man an den Weihnachtsfeiertagen komplett ausgebucht wäre, würde indes der Kartenvorverkauf für die Silvesterveranstaltungen in der Mückenschänke und der Remontehalle in den kommenden 14 Tagen erst anlaufen. Die Nachfrage danach sei aber schon groß und signalisierte einerseits, die Kunden hielten zur Stange. Andererseits wäre sie jedoch auch ein positives Zeichen dafür, sich von der zuweilen überbordenden negativen gesellschaftlichen Stimmungslage nicht einfach mitreißen zu lassen. "Und für unsere Branche bedeutet das eben, nicht einfach tatenlos und jammernd hinterm Tresen zu stehen, sondern den Markt zu beobachten, die Ärmel hochzukrempeln und gegebenenfalls eben auch mal andere Wege gehen zu müssen", erklärt Thomas Krause.

Nicht teuer einkaufen, was dann verdirbt

Etwas, das Angelika Pietzsch gemeinsam mit Kai-Michael Riepert schon immer so hält. Seit nunmehr zwölf Jahren betreibt das Geschwisterpaar erfolgreich die Großenhainer Gaststätte und das Hotel Am Kupferberg. Trotz Personalsorgen und großen Einschränkungen inmitten der Corona-Pandemie habe man sich stets bemüht, das Beste daraus zu machen. "Nur zu jammern, hilft doch nicht! Wir versuchen stattdessen eher immer, das Optimale aus den jeweiligen Bedingungen für unsere Gäste herauszuholen", sagt Angelika Pietzsch.

In der jetzigen Lage bedeute das, für diejenigen, die es wünschen, angenehme Weihnachtsfeiern zu gestalten. Alle jene, welche mit 15 bis 20 Personen bereits reserviert hätten, könnten sich dabei auch über eine jahreszeitlich gestaltete Speisenkarte freuen. Dass tendenziell dabei eher zu Ente, Rotkraut und Klößen gegriffen werde, als eben zur allein im Einkauf preislich teureren Gans, könne gut möglich sein. "Wir selbst wollen uns da jetzt noch nicht festlegen und den November abwarten. Fakt ist, wir können nichts teuer einkaufen, was dann letztlich keinen Absatz findet und verdirbt", gibt Angelika Pietzsch zu bedenken.

Ob das in der Coronazeit kreierte und durchaus beliebte Gänsetaxi dann eher zumindest teilweise aus Kostengründen auf schmackhafte Ente oder frisches Wild umfirmiere, bliebe also abzuwarten. Klar sei hingegen, dass auch auf dem Kupferberg an den Weihnachtsfeiertagen kein freier Platz mehr zu ergattern sei und Silvester à la carte bis 22 Uhr gespeist werden könne.

Und Angelika Pietzsch wäre nicht die erfahrene Gastronomin, welche die Röderstädterin nun mal ist, würde sie nicht schon ins neue Jahr hinein denken. Ihre Prognose: Das Problem wären sicherlich nicht etwaige Feiertage und familiäre Veranstaltungen. Auf diese würden die Familien in aller Regel nicht verzichten wollen. Schwierig werde möglicherweise das Geschäft an ganz normalen Wochentagen. Einfach mal Kaffeetrinken oder Essengehen sei dann umso mehr eine Frage des Portemonnaies.