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Großenhain: Was wird aus dem Gesellschaftshaus?

Am altehrwürdigen Großenhainer Gebäude Ecke Poststraße/Klostergasse nagt der Zahn der Zeit. Dabei gab es in der Vergangenheit schon viele Pläne zur Neunutzung.

Von Thomas Riemer
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Die Bausubstanz des einstigen Gesellschaftshauses ist Anlass zur Sorge. Eine Neunutzung des Gebäudes ist völlig unklar.
Die Bausubstanz des einstigen Gesellschaftshauses ist Anlass zur Sorge. Eine Neunutzung des Gebäudes ist völlig unklar. © Kristin Richter

Großenhain. Ziemlich trist ist der Zustand der Poststraße 15. Der Putz bröckelt von den Wänden, die Mauern machen einen völlig maroden Eindruck, der Regen hat dem Dach zugesetzt. Rund 30 Jahre steht das ehemalige Gesellschaftshaus nahe der Großenhainer Innenstadt nun schon leer.

Vor allem die alteingesessenen Großenhainer ärgert das zuweilen. Kein Wunder. Denn in dem altehrwürdigen Haus, immerhin 1872 durch einen Aktienverein zum Hotel mit Restaurant und großem Saal umgebaut, wurden rauschende Feste gefeiert. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg spielte das Haus eine wichtige Rolle für die Großenhainer Bürger beim Neubeginn. Zu dieser Zeit befand sich die Konzert- und Gastspieldirektion in dessen Räumen, wurden im Gesellschaftshaus Stücke der Landesbühnen Sachsen aufgeführt.

Ab 1953, nach Gründung des Instituts für Lehrerbildung (IfL), wurde der östliche Gebäudeteil als Internat und Mensa genutzt. 1967 baute man den westlichen Gebäudeteil aus und nutzte den früheren Betsaal der Nonnen mit seinem schönen Kreuzgewölbe als Studentenklub. 1992 jedoch endete die Nutzung als IfL, das Gebäude fiel an den Landkreis. 2006 verkaufte der das denkmalgeschützte, stark sanierungsbedürftige Gebäude an die Firma powerinvest mit Sitz in Riesa.

Versuch einer "Verschönerungskur"

Seitdem gab es immer wieder hoffnungsvolle Zeichen, dass irgendwann wieder Leben ins Haus einzieht. So zum Beispiel ein Konzept, dass die alte Struktur des einstigen IfL-Internats für moderne vorrangig Ein- und Zweiraumwohnungen genutzt werden sollte. Auch der Umbau zu einem Wohnhaus für vorwiegend ältere Menschen wurde thematisiert.

Getan hat sich seither diesbezüglich allerdings nach außen hin wenig. Lediglich 2014, kurz vor dem Tag der Sachsen, gab es den Versuch einer "Verschönerungskur". Da gab es in der Stadt einen sogenannten Graffiti-Sommer - mit dem Gesellschaftshaus als Kunstobjekt. Unter dem Titel "Großenhain - Die Stadt, in der ich lebe" verwirklichten sich rund 50 Jugendliche vier Wochen lang an der Fassade.

Die vorher grau angemalte Fläche wurde von den Jugendlichen mit historischen und modernen Motiven verschönert und sollte den Sachsentag-Besuchern im September 2014 ein originelles Bild von Großenhain vermitteln.

Weiter im Dornrösschenschlaf

Dafür wurden die 14 großen Fenster des Eckhauses mit Holzplatten einheitlich verkleidet. Im Verlauf des Projektes wurden historische Motive der Stadt per Raster und Grafitstift vorgezeichnet und danach mit Sprühdose und Lackstift farblich umgesetzt. Vorlagen dafür gab es vom Museum Alte Lateinschule, die die historischen Stadtansichten zur Verfügung stellte. Die großen Bilder - darauf das Rathaus, die Marienkirche, das Zabeltitzer Palais - wurden von den Erwachsenen und zeichnerisch versierten Jugendlichen gemalt. Die Kinder nahmen sich die Flächen rings um die Fenster vor.

Den Großenhainern und Besuchern des Sachsentages gefiel die Wandlung. Doch sie blieb eine Eintagsfliege. Denn inzwischen sind auch die schönen Bilder vom Zahn der Zeit eingeholt. Stadtplaner Christoph Enger bezeichnet die Immobilie als "städtebaulichen Missstand". Dabei, so seine Auffassung, hätte das Areal ein Riesenpotenzial. Auch Bürgermeister Tilo Hönicke sieht es so. Es gebe auch Kontakt mit mehreren Partnern über die Zukunft. Doch als Hauptproblem stellen sich offenbar Vorgaben des Denkmalschutzes dar.

Und so wird das einstige Gesellschaftshaus wohl noch einige Zeit im Dornröschenschlaf verweilen.