Großenhain. Alles singt in Großenhain. So könnte man den gelungenen sächsischen Tourstart des Singbusses der Deutschen Chorjugend am Donnerstagvormittag überschreiben. Vor dem Bus, der am Kirchplatz gleichzeitig als Bühne dient, stehen zahlreiche Stühle und Sitzhocker aus Pappe. Kinder und größere Schüler warten ungeduldig auf ihren Auftritt. Eltern, Großeltern, Bewohner des Pflegeheims Pro Civitate und viele weitere Zaungäste folgen dem selten gewordenen musikalischen Geschehen.
Stefan Jänke am Keyboard begleitet die Chorklassen der ersten Grundschule. Auch die Kinder vom christlichen Kindergarten singen auf der Bühne. Jänke ist der Drahtzieher hinter dieser schönen Auftaktaktion im Freistaat. Es sei ein Glück, dass er sie als Netzwerkpartner der Deutschen Chorjugend nach Großenhain geholt hat, lobt ihn der Oberbürgermeister. Sven Mißbach verrät auch, dass er selbst als Kind Chorsänger war und Freude daran hatte. Die Stadt konnte den Zuschuss an Jänkes Netzwerk der Kinderchöre im Großenhainer Land verdoppeln. So wurde in der Stadt schon erreicht, was der Singbus nach den langen Corona-Beschränkungen im ganzen Bundesgebiet anregen will: den Wert des Chorsingens für Heranwachsende herauszustellen.
Lisa Meyer von der Deutschen Chorjugend und Maja-Selina Seidel von der frisch gegründeten Sächsischen Chorjugend wissen, was regelmäßiges und verbindliches Chorsingen für Vorteile bringt. "Schön, dass ihr hier so viele Chöre habt - Chorsingen ist wichtig für die Gesellschaft", sagt Meyer. Maja-Selina Seidel ist derzeit Musiklehrerin in Abordnung an der Ebersbacher Oberschule. Sie dirigiert die siebenten Klassen, die den neuen Schulchor bilden. Er kann das Ebersbacher Schulleben genauso bereichern wie die Großenhainer Chöre das kulturelle Leben in der Röderstadt: beim Stadtfest, Erlebnisfest oder auf dem Weihnachtsmarkt. Corinne Döcke ist mit den Chorklassen der ersten Grundschule jetzt sogar Mitglied im Sächsischen Chorverband geworden. "Wir wollen von seinen Angeboten profitieren", sagt die Lehrerin, die selbst begeistert im Chor singt.
Seit über 1.000 Jahren gäbe es in Sachsen Chöre, seit 2014 ist Chorsingen im Freistaat laut Markus Pfeiffer vom sächsischen Kultusministerium sogar immaterielles Kulturerbe. "Weil aus vielen Stimmen ein großes Ganzes wird, weil Musikpflege und -ausbildung für uns Menschen wichtig sind", sagt er. Dass er selbst aber unmusikalisch sei, weil er nach drei Proben aus dem Kirchenchor "geflogen" ist, dem widerspricht Torsten Tannenberg vom Sächsischen Musikrat: "Jeder kann singen oder kann es lernen." Der Geschäftsführer erzählt, dass er seine Frau beim Chorsingen kennengelernt habe. Und hebt ein weiteres Mal Stefan Jänke hervor, dessen Netzwerk Kinderchöre sachsenweit relativ einmalig sei. "Großenhain kann froh sein, dass er in der Stadt geblieben ist", so Torsten Tannenberg.
"Ein sehr gelungener Vormittag, und ich freue mich, dass meine Kurrende-Kinder auch mit dabei waren", so Kantorin Stefanie Hendel, die im Publikum begeistert mitgesungen hat. Auch Katrin Schünemann hat ihrem Sohn und seinen Mitschülern aus den Chorklassen zugeschaut. "So viel Publikum", lobt sie. "Das hat diese gelungene Veranstaltung aber auch verdient."