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Von Rödern nach Venedig - und zurück

Katrin Meinig malte in Dresden und wohnt jetzt in der italienischen Lagunenstadt. In ihrem Heimatort bekam sie einen besonderen Auftrag.

Von Kathrin Krüger
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Künstlerin Katrin Meinig hat die Vorlage für die Dankeschönkarte zur Kirchensanierung gemalt.
Künstlerin Katrin Meinig hat die Vorlage für die Dankeschönkarte zur Kirchensanierung gemalt. © Norbert Millauer

Rödern. Ganz freiwillig war Katrin Meinig gerade nicht auf Heimaturlaub in der Gemeinde Ebersbach. "Mein Vati war schwer krank und ist jetzt gestorben", erzählt die 36-Jährige. Sie hat ihn bis zuletzt mit begleitet. Nun ist sie wieder in ihre neue Heimat Venedig aufgebrochen. Doch zuvor gab es noch einen ganz besonderen Auftrag in Rödern.

Der hiesige Kirchturm wird gerade saniert. Eine große Spendensammlung für den Eigenanteil läuft. Katrin Meinig durfte die Vorlage für die Dankeschönkarten malen, ein Ölbild. Ihre Mutter Sabine ist im Kirchenvorstand. Dort wusste man, dass Katrin Meinig als Künstlerin tätig ist. Viele Bilder hängen bei den Meinigs in der Wohnstube: ein großes Obst-Stillleben, Landschaftsbilder, auch ein gemaltes Porträt ihrer Eltern - es war ein Geschenk zur Silberhochzeit.

Doch Kunst hat Katrin Meinig nicht studiert. Mit ihrem ausgesuchten Ginkgo-Schmuck sitzt die zarte junge Frau am Röderner Haus auf der Terrasse in der Sonne und erzählt aus ihrem Leben. "Ich bin in Dresden geboren und habe wegen einer musikalischen Spezialausbildung das Abitur 2004 in Hoyerswerda gemacht", so die Rödernerin. Sie spielt Klavier, war auch am Großenhainer Gymnasium und der Großenhainer Musikschule. Kunst oder Musik, das waren ihre Berufswünsche. Letztlich blieb beides Hobby. Katrin Meinig hat einen Abschluss in Kosmetik und Fußpflege - wie ihre Mama. In Dresden arbeitete sie nach dem Abitur etliche Jahre in Hotels. Dort schloss sie sich Künstlern an und gestaltete einige Ausstellungen. Die erste 2006 in Görlitz, dann 2007 in Kamenz.

"Ich male aber in erster Linie für mich, da kann ich vieles verarbeiten: Freudiges und Trauriges", erzählt die junge Frau. Emotionen fließen in ihre Ölgemälde ein, Malen hat für sie etwas Befreiendes. Das zerstörte Röderner Schloss brachte sie in kräftigen Farben nach einer alten Fotografie auf die Leinwand. Ihre Winterlandschaften wirken eher kühl und klar, im nordischen Stil. Sehr gern malt Katrin Meinig Bäume. "In Venedig gibt es fast keine Wälder mehr, da ist alles abgeholzt", erzählt sie. Dort staunt man über ihre Röderner Motive.

Warum gerade Venedig? Wie kam Katrin Meinig dazu? In der Volkshochschule lernte sie mal aus Spaß italienisch. Dann brachte eine Bekannte sie vor sieben Jahren auf die Idee auszuwandern. "Sie hat mir geholfen, in Venedig Fuß zu fassen", erzählt die Rödernerin. Katrin Meinig ist dort wieder in einem Hotel tätig, im Palazzo Barocci, einem Vier-Sterne-Haus am Canale Grande. Früher stiegen vor allem Amerikaner dort ab. Jetzt kommen viele Gäste aus Deutschland. "Wenn man sich wie ich für Kunst, Architektur und alte Musik begeistert, ist Venedig genau die richtige Stadt", erzählt die eher zurückhaltende junge Frau.

Ihr erster Eindruck war deshalb auch: unheimlich anstrengend. Denn die Italiener sind laut und temperamentvoll, sie reden viel. "Ich habe mich angepasst", sagt Katrin Meinig. Manchmal sucht sie auch in der Freizeit die Nähe der Einheimischen, so bei einem schönen Sonnenuntergang am Castello Cannaregio. "Manchmal muss ich aber auch für mich sein." Dann besucht sie gern die zahlreichen Ausstellungen. Die internationale Venediger Kunstbienale ist ihr allerdings zu zeitgenössisch. Katrin Meinig: "Ich liebe eher die gegenständliche, alte Malerei."

Viele Röderner wollten wissen, wie das so ist in der berühmten Stadt, als sie jetzt sieben Monate wieder zu Hause war. Und ob die junge Frau für immer dort bleiben will. Katrin Meinig musste viel erzählen. Sie weiß noch nicht, wo sie später leben wird. "Das liegt an den Menschen, die mich umgeben", sagt sie. Familiengründung wäre eher nicht ihr Plan. Schon eher, wieder mehr zu malen. Das komme in Venedig derzeit zu kurz. "Vielleicht wird es irgendwann mal wieder", lässt die Rödernerin offen und schaut verträumt hinüber zum Kirchturm.