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Großenhainer lässt Schüler voll auf Skatebords abfahren

Torsten Zieger fertigt in seinem Einmann-Unternehmen nicht nur coole und stylische Produkte aus alten Boards. Inzwischen arbeitet er auch an Schulen.

Von Catharina Karlshaus
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Torsten Zieger recycelt in seiner Großenhainer Firma Skate Back alte Boards und fertigt daraus neue Produkte. Nach dem erfolgreichen Start der neu gegründeten Firma unterrichtet er nun auch.
Torsten Zieger recycelt in seiner Großenhainer Firma Skate Back alte Boards und fertigt daraus neue Produkte. Nach dem erfolgreichen Start der neu gegründeten Firma unterrichtet er nun auch. © Norbert Millauer

Großenhain. In der vergangenen Woche musste er sich erst mal kneifen. Dabei hat der Steuerfachangestellte, welcher vor 17 Jahren lediglich mit einer Handvoll Leute in Radeberg die Firma speziMed gründete und das inzwischen mittelständische Unternehmen auf dem Gesundheitsmarkt mit über 30.000 Kunden etablieren konnte, schon einiges erlebt. "Aber dass mich ein Kind plötzlich mit Herr Lehrer angesprochen hat, war trotzdem etwas völlig Neues, und das hätte ich mir ehrlich gesagt auch nie träumen lassen", bekennt Torsten Zieger und lacht.

Produkte bundesweit in ausgesuchten Shops

Ein durchaus zufriedenes Lachen. Immerhin: Erst im Frühsommer 2022 mit seiner neu gegründeten Firma an den Start gegangen, hat "Skate Back" mittlerweile nicht nur den Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft. Abgesehen davon, dass die inmitten der Corona-Pandemie entstandene Idee, alten Brettern neues Leben einzuhauchen - in der Wiederverwendungsschmiede auf der Berliner Straße entstehen unter anderem Stühle, Lampen, Garderoben, Schuhanzieher, Ringe, Eierbecher, Uhren, Gürtelschnallen, Salatbesteck, Schmuckelemente jeglicher Art - gerade dabei ist, deutschlandweit Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Schließlich sind die exklusiven Großenhainer Waren nicht nur bei "Selectorz" in Großenhain, sondern nunmehr in sieben ausgesuchten Skateboard-Shops bundesweit und sowieso im Online-Handel erhältlich. Nein, auch in Jugendeinrichtungen und jetzt sogar Schulen des Landkreises Meißen macht Skate Back von sich reden.

Thema Nachhaltigkeit spielerisch vermitteln

Praktisch bedeutet das, dass Torsten Zieger an zwei Tagen der Woche in der Schule "Lichtblick" Riesa unterrichte. Nach zahlreichen Workshops, unter anderem an diakonischen Einrichtungen, im Soziokulturellen Zentrum Alberttreff, mit Flüchtlingen und in der Schule Priestewitz eine weitere Herausforderung. Aber eine, die dem 53-Jährigen sichtlich viel Freude bereite. Im Rahmen des Werk- und Kunstunterrichts sei es ihm möglich, spielerisch das Thema Nachhaltigkeit zu vermitteln, ohne dabei den großen pädagogischen Zeigefinger zu erheben.

Denn gleich nun, ob es die Anfertigung eines Zahnpastatuben-Ausquetschers, Schmuck oder Zauberspielzeug wäre. Die Kinder und Jugendlichen seien absolut begeistert und mit Eifer dabei, die funktionellen Gegenstände gemeinsam anzufertigen. "Das Tolle ist wirklich dabei, dass ich bisher noch nie den Eindruck hatte, die Schüler zu etwas zwingen zu müssen. Sie sind alle in einem Alter, indem sie natürlich Skateboards kennen, toll finden und im besten Falle selbst damit durch die Gegend fahren. Im Unterricht jetzt damit etwas Eigenes zu schaffen, macht ihnen sichtlich Spaß", hat Torsten Zieger beobachtet.

Skate Back bald bei Weltmeisterschaft

Aufgrund der verschiedenen hochwertigen Holzschichten der sogenannten Decks - es besteht in der klassischen Bauweise aus sieben Lagen kanadischen Ahorns, welche mit speziellen Klebstoffen in ihre Form gepresst werden - sei der Kreativität keine Grenze gesetzt. Und jedes Stück ein Unikat. Den Enthusiasmus seiner Schüler nutzend, nehme er ganz nebenbei die Gelegenheit wahr, auf sein wichtiges Anliegen hinzuweisen.

Denn angesichts dessen, dass ein gutes Brett ohne Rollen im Schnitt 60 Euro kostete und ein Skater, der täglich draufstehe, im Schnitt alle vier bis sechs Wochen eins verschleiße, dränge sich gewissermaßen ganz automatisch die Frage auf, wie die Skateboards nachhaltig und sinnvoll weiterverwertet werden könnten. "Und sie sind freilich nur ein Beispiel. In unserem Alltag gibt es ganz viele Überbleibsel, die achtlos weggeworfen werden, anstatt sie sinnvoll weiterzuverwenden. Da diese Vorgehensweise in unserer Gesellschaft in der Zukunft immer entscheidender sein wird, ist es jetzt umso wichtiger, die jungen Menschen dafür zu sensibilisieren", ist sich Torsten Zieger sicher.

Seine neuen Schützlinge scheinen jedenfalls sehr angetan davon zu sein. Und auch wenn sie sicherlich nicht wissen, dass der hippe Typ vor ihnen im Juni mit Skate Back bei der Freestyle-Skateboarding-Weltmeisterschaft in Brandenburg zu Gast sein wird und bald mit einer Limited Edition eines international berühmten Musikers aufwarten werde, ist er vor allem eines für sie: ein total abgefahrener Lehrer, wie ihn sich ganze Schülergenerationen gewünscht hätten.