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Willkommen in der Kamenzer Baderei

Das Gebäudeensemble wird saniert. Die Besitzer zeigen jetzt einen Zwischenstand - und geben einen Vorgeschmack auf das, was aus dem Objekt werden soll.

Von Ina Förster
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Zu Werk-Tagen laden die Besitzer in die Kamenzer Baderei: Jan Eickhoff (l.) freut sich unter anderem auf einen Fahrrad-Upcycling-Workshop mit Norbert Webs (r.) und Christopher vom Verein Fahrrad-Veteranen-Freunden Dresden 1990.
Zu Werk-Tagen laden die Besitzer in die Kamenzer Baderei: Jan Eickhoff (l.) freut sich unter anderem auf einen Fahrrad-Upcycling-Workshop mit Norbert Webs (r.) und Christopher vom Verein Fahrrad-Veteranen-Freunden Dresden 1990. © Matthias Schumann

Kamenz.  Enthusiasmus - den brauchen die Besitzer bei der Sanierung der Alten Baderei in Kamenz. In drei Etappen soll das historische Gebäudeensemble an der Pulsnitzer Straße wiederbelebt werden. Geplant ist eine Location für verschiedene Events, Übernachtungen sowie zum Ausrichten von Veranstaltungen und Bildungsangeboten im Garten. Auch das Thema Baden soll wieder aufgegriffen werden. Eine Nutzung als Pilgerherberge und ein neuer Trauort unter der alten Eibe sind Träume, die noch reifen. Spätestens zum 800-jährigen Stadtjubiläum 2025 könnte die Einweihung stattfinden.

Doch neben allem Enthusiasmus braucht es jede Menge Ideen und Durchhaltevermögen. Wer die privaten, geschäftlichen und kreativen Projekte der Besitzer Anne Hasselbach und Jan Eickhoff über die Jahre mitverfolgt hat, fragt sich: Wie kriegen die Beiden das hin?

Ohne Zeitdruck kreative Dinge reifen lassen

Die Citymanagerin ist auch Fotografin und Gestalterin. Und der Lichtdesigner führt das  Unternehmen "corporate friends", welches weltweit Lichtsysteme unter anderem für Museen entwickelt. Trotzdem haben sie neben ihrem eigenen Haus an der Pulsnitzer Straße noch Verantwortung für zwei weitere Altstadthäuser übernommen. Diese glänzen aktuell zwar nur mit ihrer spannenden Vergangenheit, sollen aber in den nächsten Jahren aus dem Dornröschenschlaf erwachen.

Seit dem Kauf vor anderthalb Jahren ist einiges passiert - und nun Zeit für einen Zwischenstand. Die Räume sind zum größten Teil entkernt.  Vor ein paar Tagen wurde die alte Werkhalle im Hinterhof wetterfest gemacht, die später als Feier- und Hochzeits-Location dienen soll. "Wir konnten Anfang des Jahres einen Teilabriss realisieren. Doch am nächsten hängt es", so Anne Hasselbach. Dies betrifft ein Stück Wohn- und Geschäftshaus vorn an der Pulsnitzer Straße. Hier verzögert sich der Abbruch nicht mehr zu rettender Bauteile. Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) bemühe sich mittlerweile mit um eine Problemlösung. "Wie es aussieht, müssen wir den Zeitplan trotzdem nach hinten schieben, sagt Anne Hasselbach. 

Angebote sollen neugierig machen

Als erfahrene Bauherren sagen sie sich aber: Lass dich nicht von Rückschlägen runterziehen! "Wir haben das Glück, dass uns die Zeit nicht im Nacken sitzt, wie im eigenen Wohnhaus damals", so Jan Eickhoff. Und Anne Hasselbach bestätigt: "Die Baderei braucht einen langen Atem!" 

Mit der Revitalisierung des Areals konnten sie Anfang des Jahres auch beim Wettbewerb "Ab in die Mitte" punkten. Der zweite Preis war mit 20.000 Euro dotiert. Dieses Geld fließt nun in ein besonderes Projekt: Vom 2. bis 4. Oktober öffnen sich wie schon oft die Türen erneut für Neugierige. Das ist gewollt:  "Für uns war von Anfang an klar, dass das Ganze hier ein Beteiligungsprojekt wird", erklärt Anne Hasselbach. 

Jahrzehnte blieben die Türen der Häuser Pulsnitzer Straße 32 und 34 geschlossen. Die schrittweise Wiederbelebung soll nun Zwischenetappe einer Gesamtentwicklung sein. Unter dem Titel "Schätze heben-Mitte neu erleben" wurden von den Initiatoren Angebote entwickelt, die neugierig  machen und Menschen langfristig an diesen Ort binden sollen, damit er auch in Zukunft überlebensfähig sein kann.

Werk-Tage mit Technik, Klang, Literatur & Kulinarik

Für die sogenannten "Werk-Tage" holten sich Anne Hasselbach und Jan Eickhoff jede Menge Mitmacher ins Boot. Die Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm zwischen Technik, Klang, Literatur und Kulinarik. So reist am 2. Oktober Musikerin Carolina Eyck aus Berlin an. Sie ist an einem ungewöhnlichen Instrument zu erleben: Das Theremin wird berührungslos gespielt. Dazu wird die ehemalige Fabrik auf dem Areal von Visualisierungskünstler Paul Tralles in farbiges Licht getaucht.

Geschichtsträchtig ist die Baderei nicht nur durch ihre mittelalterliche  Badehaus-Historie. Zudem gründete Erfinder Horst Steudel 1895 auf dem Areal einen Handwerksbetrieb für die Reparatur und den Neubau von Fahrrädern der Marke "Saturn" und baute eine Werkhalle. An diesen Ort und den Erfindergeist knüpft der Fahrrad-Upcycling-Workshop am 3. Oktober an. Unter der Leitung von Jan Eickhoff, Falk Schirmer und Norbert Webs vom Verein Fahrrad-Veteranen-Freunde-Dresden 1990 werden aus gebrauchten Fahrradteilen neue Unikate, zum Beispiel Lampen,  entwickelt. Die Ausstellungseröffnung "Schätze heben" am gleichen Tag komplettiert das Ganze.

Mit einer mobilen Küche werden am 4. Oktober außerdem vom Koch-Loft aus Dresden 5-Minuten-Gerichte zum Erntedank gezaubert und verkostet. Und am gleichen Abend lädt Iryna Fingerova zur Lesung "Was frisst den Kamenzer auf".

Für alle Veranstaltungen, außer Erntedank und Ausstellung, wird ausdrücklich um Anmeldung gebeten: [email protected], Telefon 0160 17 65 447, Infos: www.baderei-kamenz.de, wettergerechte Kleidung wird empfohlen.

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