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60 Jahre verheiratet: So halten es zwei ein Leben lang zusammen aus

Edeltraud und Theo Schnappauf aus Kamenz feiern am 7. März 2024 Diamantene Hochzeit. Das Ehepaar plaudert über Erfahrungen aus der langen Ehe.

Von Ina Förster
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Edeltraud und Theo Schnappauf aus Kamenz können am 7. März 2024 das Fest der Diamantenen Hochzeit begehen. Gefeiert wird in Familie am Wochenende.
Edeltraud und Theo Schnappauf aus Kamenz können am 7. März 2024 das Fest der Diamantenen Hochzeit begehen. Gefeiert wird in Familie am Wochenende. © Anne Hasselbach

Kamenz, Bernbruch. Liebe? "Ja, die ist noch da!" Edeltraud Schnappauf streicht ihrem Theo über die Hand. Die Liebe ist anders als früher. Aber sie sitzt ganz fest im Herzen verankert: stetig, vertraut, allgegenwärtig. Das Ehepaar aus dem Kamenzer Ortsteil Bernbruch weiß, was es aneinander hat. Am 7. März 2024 feiern die beiden ihre Diamantene Hochzeit. 60 lange Ehejahre stehen zu Buche. Heutzutage eine Seltenheit. Und irgendwie auch harte Arbeit.

Denn man muss die sechs Jahrzehnte zum einen gemeinsam in Gesundheit erleben und es darüber hinaus im sprichwörtlichen Sinne "miteinander ausgehalten haben". Theo Schnappauf kocht auf diese Feststellung hin erst einmal einen Kaffee. "Das kann ich nämlich ganz gut", lacht er. "Und Wasser kochen - das kann er sogar auch noch", ergänzt Ehefrau Edeltraud schelmisch. Ja, man merkt, dass diese Ehe auf einem wichtigen Fundament aufgebaut ist. Auf dem nötigen Humor, den es braucht, um nicht an der Ernsthaftigkeit des Lebens zu scheitern.

Schwimmsport war eine wichtige Komponente im Leben

Die Schnappaufs haben viele Stürme hinter sich gelassen. Obwohl sie aus Leipzig stammen und erst 1968 nach Kamenz übersiedelten, kennt man sie in der Stadt. Vor allem von einem Thema her: dem Schwimmsport.

Zeit seines Lebens ging es Theo Schnappauf darum, junge Menschen darin voranzubringen. Oder ihnen wenigstens das Schwimmen beizubringen. Schwager Günther Ladig, der hier Sportlehrer war, holte die Familie Ende der 60er-Jahre nach Kamenz. Theo, der damals noch als Maler arbeitete, nahm nebenbei ein Fernstudium auf und wurde Sportlehrer.

Noch immer ist er seinem Verein, dem OSSV Kamenz, von Herzen verbunden. Seine Frau liebte den Schwimmsport ebenfalls, war Rettungsschwimmerin, kümmerte sich nebenbei um den Schriftkram. „Die Schwimmhalle war unser zweites Wohnzimmer, wenn wir uns sehen wollten, dann mussten wir dahin.“ Über 30.000 Kinder habe Schnappauf im Lauf seines Lebens das Schwimmen beigebracht. Noch immer zieht es den 81-Jährigen ins Nass.

Blutjung lernten sich Edeltraud und Theo Schnappauf kennen und lieben. Sie stammen beide aus Leipzig.
Blutjung lernten sich Edeltraud und Theo Schnappauf kennen und lieben. Sie stammen beide aus Leipzig. © Anne Hasselbach

Doch zurück zur Liebe: Die zwei lernten sich 1962 im Tanzlokal "Goldener Löwe " in Leipzig kennen. Seine Familie wohnte über der Restauration. "Ich konnte sozusagen in Hausschuhen runter gehen, freien Eintritt hatte ich obendrein", erinnert er sich. Die Hausschuhe ließ er an besagtem Abend aber doch daheim. Und schwang das Tanzbein.

Edeltraud, 19 Jahre jung, stach ihm sofort ins Auge. "Das war mal ein Hingucker, die hat mir imponiert", erinnert er sich. Noch am gleichen Abend habe er sie in die Südstadt nach Hause gebracht. Doch zurück musste Theo Schnappauf laufen, denn Busse und Bahnen fuhren um diese Uhrzeit nicht mehr. "Das waren dann mal geschmeidig sieben, acht Kilometer", schmunzelt der Kamenzer. Und dafür habe es nicht einmal einen Kuss gegeben.

Das Ehepaar hat zwei Söhne und eine Tochter

"Nee, so schnell waren wir damit nicht. Da hat man sich noch etwas geziert. Ein bisschen Mühe musste er sich schon geben", sagt seine Edeltraud mit einem Augenzwinkern. Aber steter Tropfen höhlte augenscheinlich den Stein. Die Schnappaufs bekamen später drei Kinder - zwei Söhne und eine Tochter. Das hatten sie sich immer so gewünscht.

Thomas, der Älteste, wurde übrigens zeitnah nach der Hochzeit am 7. März 1964 in Leipzig geboren. Was auch den frühen Hochzeitstermin im Jahr erklärt. "Man sah mir die Schwangerschaft schon etwas an, meine Mutter hatte mir extra ein paar Schößchen zum Kaschieren aufs Kleid genäht", so Edeltraud Schnappauf.

Das Hochzeitsfoto wurde in einem eisigen Fotoatelier aufgenommen. "Wir müssten uns ein Lächeln abquälen", erinnern sich beide. Das Foto hängt auch nirgendwo in der Wohnung.
Das Hochzeitsfoto wurde in einem eisigen Fotoatelier aufgenommen. "Wir müssten uns ein Lächeln abquälen", erinnern sich beide. Das Foto hängt auch nirgendwo in der Wohnung. © Anne Hasselbach

Bevor das Paar aber ja zueinander sagte, testete es das Zusammensein aus. Ein erster Urlaub führte es 1962 in die Jugendherberge Ohorn bei Pulsnitz. "Meine elf Jahre ältere Schwester und ihr Mann lebten ja hier in der Gegend. Und wir hatten uns die preiswerte Jugendherberge ausgesucht zum Übernachten. Doch die war zu, als wir endlich davor standen", erzählt die heute 80-Jährige . Die zwei machten mit ihren Koffern so einen verlorenen Eindruck, dass man sich ihrer erbarmte. "Wir hatten dann die ganze Herberge nur für uns", so Theo Schnappauf.

Schöne Reisen und Urlaube folgten in den 60 Jahren Ehe. Italien, Türkei, Südfrankreich, Ägypten - im Alter liebten sie vor allem die Wärme. Die Ostsee war aber auch immer ein Sehnsuchtsort. Jedes Jahr ging es ins Schwimmcamp. Arbeit und Freizeit lagen nah beieinander bei den Schnappaufs. Stillstand kannten sie nicht. Vor allem, als sie nach einer Zwischenstation im Vogtland nach Kamenz kamen 1968.

Das Brautkleid mit den angenähten Schößchen kaschierte Edeltraud Schnappaufs Schwangerschaft etwas. Aber klassisch in Weiß sollte es dann schon sein, und zur Hochzeit gehörten auch Blumenkinder und eine schöne Feier.
Das Brautkleid mit den angenähten Schößchen kaschierte Edeltraud Schnappaufs Schwangerschaft etwas. Aber klassisch in Weiß sollte es dann schon sein, und zur Hochzeit gehörten auch Blumenkinder und eine schöne Feier. © Anne Hasselbach

Da waren alle drei Kinder bereits auf der Welt. "Ja, das ging ganz schön schnell hintereinander bei uns. Und war nicht immer einfach mit unserem knappen Gehalt und in winzigen Wohnungen", erinnern sie sich. Und auch Edeltraud wollte sich noch einmal verwirklichen. "Drei Kinder, man ist arbeiten gegangen und nebenbei hat man ein Studium zur Diplom-Bibliothekarin drangehangen", erzählt sie. Auf die Unterstützung des jeweils anderen konnte die zwei zählen. Und auf ihrem Dreiseithof in Bernbruch kamen sie zur Ruhe, bauten hier 1984 aus dem Nichts ein schönes Nest für die Familie.

40 Jahre später sitzen sie immer noch in ihrer Küche. Der Kaffee dampft in der Tasse. Sie sind ruhiger geworden, miteinander alt. Haben anderen Draufsichten aufs Leben. Zur Liebe gehörte viel: Freude und Leid, Höhen und Tiefen, Verzeihen und Nachgeben, auch mal zwei Augen zudrücken. Sie stört noch immer, dass er alles besser weiß. Und ihn, dass sie manchmal aufbrausend sei. "Zeigen Sie mir jemand, wo alles glattläuft", sagen sie. Am Ende zählt die Summe der guten Dinge.