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Pulsnitz: Verliert der Jugendclub sein Domizil?

Seit vorigem Jahr können sich junge Leute wieder in den Räumen an der Goethestraße treffen. Doch nun ist plötzlich unklar, wie es mit dem Gebäude weitergeht.

Von Heike Garten
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Anja, Maximilian, Simon, Emily, Levin, Xenia, Philip (v.r.) sind verunsichert, weil die Zukunft des Pulsnitzer Jugendclubs auf der Kippe steht. Dabei haben sie selbst viel bei der Gestaltung des Treffs mitgeholfen.
Anja, Maximilian, Simon, Emily, Levin, Xenia, Philip (v.r.) sind verunsichert, weil die Zukunft des Pulsnitzer Jugendclubs auf der Kippe steht. Dabei haben sie selbst viel bei der Gestaltung des Treffs mitgeholfen. © Anne Hasselbach

Pulsnitz. Dass es in Pulsnitz immer wieder Probleme mit Jugendlichen gibt, ist kein Geheimnis. In der Vergangenheit beschmierten einige Jugendliche Schilder mit Graffiti, warfen Müll in die Gegend und sorgten für nächtlichen Lärm.

Einen Gegenpol bietet der Jugendtreff an der Goethestraße. Seit vergangenem Sommer ist er nach langer Corona-Pause wieder geöffnet – in Eigenregie mit Unterstützung von Ehrenamtlichen. Doch jetzt gibt es Diskussionen um den Jugendclub. Nicht um das Angebot an sich, sondern um das Grundstück, auf dem sich der Treff befindet.

Der Flachbau, in dem es sich die jungen Leute gemütlich eingerichtet haben, steht gleich neben dem jetzigen Gebäude der Stadtverwaltung. Der Zugang ist nur über das Grundstück der Stadtvilla möglich. In der Verwaltung wie auch im Stadtrat von Pulsnitz wurde nun diskutiert, was mit dem Gebäude passiert, wenn die Mitarbeiter in das sanierte historische Rathaus umziehen. Das soll Anfang nächsten Jahres passieren.

Jugendclub-Gebäude steht auf einer internen Liste

So taucht die Stadtvilla Goethestraße 28 auf einem internen Papier mit Grundstücken auf, die eventuell veräußert werden könnten. Die Pulsnitzer Bürgermeisterin Barbara Lüke (parteilos) bestätigt, dass es diese Liste gibt. „Das Haus stand auf einer Liste nicht betriebsnotwendiger Immobilien der Stadt Pulsnitz, die die Stadtverwaltung im Zusammenhang mit vom Stadtrat geforderten möglichen Konsolidierungsmaßnahmen erstellte“, schreibt sie auf Anfrage von Sächsische.de.

Tom Schurig, einer der ehrenamtlichen Betreuer des Jugendtreffs, erfuhr von dieser Liste, als er in der Verwaltung um Unterstützung bat. Er wollte eine Förderung in Höhe von 30.000 Euro für einen Umbau des Innen- und Außenbereichs beantragen. Die Stadt hätte als Träger auftreten müssen. „Hauptamtsleiter Daniel Hartig teilte mir mit, dass keine Trägerschaft möglich sei, da das Gebäude Goethestraße 28 verkauft werden soll“, sagt Tom Schurig.

Stadt will Trägerschaft nicht übernehmen

Schurig brachte das jetzt in der öffentlichen Stadtratssitzung zur Sprache. Daraufhin wurde heftig diskutiert, wie Absprachen aus einer Klausurtagung an die Öffentlichkeit kommen können. „Es wurde nichts beschlossen. Wie kommt ein Amtsleiter dazu, solche Aussagen zu treffen?“, fragte zum Beispiel AfD-Stadtrat Frank Hannawald. Auch Bürgermeisterin Lüke zeigte sich perplex und versprach, die Sache innerhalb der Verwaltung zu klären.

Barbara Lüke bestätigt nun gegenüber Sächsische.de, dass der Hauptamtsleiter den ehrenamtlichen Betreuer des Jugendclubs über die aktuelle Entwicklung informiert habe. „Der Zeitpunkt selbst war natürlich unglücklich, weil damit Informationen nach außen gegeben wurden, die längst noch nicht zu Ende gedacht und auch noch nicht abschließend bewertet waren“, so die Bürgermeisterin.

Dennoch: Die Stadt übernimmt die Trägerschaft für den Klub nicht. Damit ist keine Förderung möglich, es kann nicht weiter in den Treff investiert werden. Die Bürgermeisterin betont, dass keine baulichen Maßnahmen an dem Gebäude empfohlen würden, solange dessen Zukunft nicht geklärt sei. "Wir wollen später nicht im Buch der Steuerverschwendung landen", sagt sie.

Hat sich die Zukunft des Jugendtreffs erledigt?

Die jungen Leute, die den Club nutzen, sind frustriert. Eigentlich wollten sie einen Verein gründen. Das haben sie jetzt erst einmal beiseitegeschoben. Ihr Ärger zielt nicht nur auf das Geschehen im Stadtrat, bei dem sie selber anwesend waren. Sondern vor allem auf die Ungewissheit, der sie jetzt ausgesetzt sind.

Tom Schurig bringt es sehr drastisch zum Ausdruck: „Die Zukunft des Jugendtreffs hat sich auf einen Schlag erledigt. Der eventuelle Verkauf des Grundstücks ist ein falscher Schritt.“ Vor dem Umzug der Verwaltung auf die Goethestraße sei immer die Rede davon gewesen, dass die Villa und angrenzende Bereiche ein Vereinshaus werden sollen, um teilweise die abgerissene Sportstätte Kante zu ersetzen. „Schließt der Jugendtreff, wird es in Pulsnitz keine Treffpunkte oder Aufenthaltsorte für Jugendliche mehr geben“, schätzt Schurig ein. Dabei habe die Stadt einen großen Bedarf an solchen Angeboten.

Sondersitzung des Stadtrats am Donnerstag

Barbara Lüke sieht dagegen eine Zukunft für den Jugendclub. „Wir wollen und werden den Jugendclub erhalten, und zwar vorzugsweise an dieser Stelle“, sagt sie. Man wolle untersuchen, ob sich der Gebäudeteil, in dem sich der Jugendclub befindet, baulich abtrennen lasse. In jedem Fall brauche man ein Konzept zur Zukunft des Gebäudes. Schließlich sei in den letzten Jahren viel Kraft in dessen Wiederbelebung gesteckt worden.

Inzwischen haben die Stadträte Maik Förster (CDU), Frank Hannawald (AfD), Gerd Kirchhübel (Grüne) und Holger Längert (Die Linke) den Antrag auf eine außerordentliche Stadtratssitzung gestellt, bei der es um die Zukunft des Jugendclubs gehen soll. Die Sitzung findet am 5. Mai um 18.30 Uhr im Ratssaal statt.

Die Ungewissheit bei den jungen Leuten bleibt trotzdem. Solange, bis nicht endgültig über die Zukunft des Hauses entschieden ist.