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Kamenz: Baustart auf dem Flugplatz

Für eine Million Euro werden zusätzliche Flächen erschlossen. Dort sollen Investoren neue Jobs schaffen - und so auch den Flugplatzbetrieb sichern.

Von Reiner Hanke
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Der Kamenzer Flugplatzchef
Wulf-Dieter Schomber blickt optimistisch einer großen Investition entgegen. Im September soll die Erschließung neuer Flächen beginnen, auf denen Hangars entstehen und Firmen sich ansiedeln können.
Der Kamenzer Flugplatzchef Wulf-Dieter Schomber blickt optimistisch einer großen Investition entgegen. Im September soll die Erschließung neuer Flächen beginnen, auf denen Hangars entstehen und Firmen sich ansiedeln können. © René Plaul

Kamenz. Große Ideen werden jetzt auf dem Gelände des Kamenzer Flugplatzes Realität. Wulf-Dietrich Schomber, Geschäftsführer der Kamenzer Flugplatz GmbH, kann seinen Blick zufrieden über das Areal schweifen lassen. Im Süd-Osten hat der Bau eines neuen Hangars für die Drohnen-Forschung begonnen, und für die nächsten Vorhaben auf der anderen Seite des Geländes liegen die Pläne bis ins kleinste Detail fertig auf dem Tisch.

Schon im September sollen die Bagger anrollen und das Gelände für Investoren vorbereiten. Die Flugplatzgesellschaft gehört der Stadt Kamenz und dem Landkreis Bautzen. Sie hat nichts mit dem operativen Flugbetrieb zu tun. Den managt der Fliegerclub Kamenz. Doch die Gesellschaft ist Eigentümer des Towers, des Flugfeldes und einiger weiterer Grundstücke. Um die geht es jetzt, konkret um das Areal zwischen dem Tower und dem Wildgehege am Flugplatz. 3,6 Hektar mit sehr attraktivem Bauland sollen hier erschlossen werden: „Es entstehen Flächen für Gewerbe und Hangars für Flugzeuge“, so Wulf-Dietrich Schomber.

Das Areal wird jetzt mit Trinkwasser- und Abwasseranlagen, Stromanschlüssen sowie solchen für die Telekommunikation ausgestattet. Dazu kommen Zufahrtswege für den Fahrzeug- und Flugzeugverkehr.

Hangar-Plätze sind sehr gefragt

Von der Straße, die in Richtung Schiedel führt, wird eine Zufahrt mit Tor geschaffen; so erhält das neue Bauland eine Straßenanbindung. Zwischen den Gewebeflächen und den künftigen Flugzeug-Hangars wird außerdem eine Rollbahn für Flugzeuge gebaut mit Anschluss zum Flugfeld, um den künftigen Nutzern perfekte Bedingungen zu schaffen. Von der Rollbahn aus werde gleichzeitig die Anbindung zu den künftigen Gewerbebetrieben gesichert.

Unternehmen, die sich auf dem Flugplatzareal ansiedeln wollen, müssen in ihrem Geschäftsmodell etwas mit der Fliegerei zu tun haben, so wie das schon bei anderen Firmen auf dem Areal der Fall sei, erklärt der Geschäftsführer. Reparaturservice zum Beispiel. Deshalb sei auch für die neuen Gewerbeflächen der Anschluss an die Rollbahn wichtig. Drei Flächen für neue Firmen weisen die Pläne aus. Bisher hat die Gesellschaft schon einen möglichen Investor aus der Fliegerbranche.

Für die sechs bis sieben Hangar-Flächen sei die Nachfrage sehr gut. So gebe es für vier Grundstücke bereits konkrete Investoren und für weitere ebenfalls interessierte Käufer. Gewerbetreibende aus der Flugbranche wollen zum Beispiel ihre Flieger in Kamenz abstellen, aber auch Privatleute. Es gibt in der Gegend nicht viele derartige Flächen, schätzt Wulf-Dietrich Schomber ein.

Flugplatz ist auf Zuschüsse angewiesen

Es sei schon bemerkenswert, dass es insgesamt bereits fünf Interessenten gibt, obwohl die Vermarktung des Geländes noch nicht begonnen habe, so Schomber. Einige hielten sich bisher noch im Hintergrund. Die Nachfrage werde steigen, ist er überzeugt.

Kamenz sei als Standort eben auch insofern interessant, weil sich am Flugplatz schon eine Infrastruktur mit Firmen etabliert habe, die wie ein Magnet wirke. Dazu gehören die Flugausbildung, die Reparatur- und Wartung der Maschinen, der Flugzeugbau, die Lackierung und der Flugzeugverkauf. Das locke Flieger aus dem ganzen Land nach Kamenz", berichtet Wulf-Dieter Schomber.

Die Investitionskosten für die Erschließung der neuen Flächen liegen bei rund einer Million Euro. Dass die Gesellschafter so viel Geld in die Hand nehmen, hat handfeste wirtschaftliche Gründe, erklärt der Flugplatzchef. Durch neue Gewerbebetriebe erwartet er zusätzliche Steuereinnahmen. Die werden gebraucht, denn die Unterhaltung eines Flugplatzes sei kostspielig. Schließlich müsse nicht nur der Flugbetrieb aufrechterhalten, sondern auch in die Anlagen investiert werden. Die Sanierung der Start- und Landebahn zum Beispiel sei nicht billig.

Auch der Tower komme in die Jahre, habe eine moderne Heizung nötig. Das Dach und das Treppenhaus wären ebenfalls dran. Die Zukunft der Tower-Gaststätte ist noch offen. Leider sei es bisher nicht gelungen, einen neuen Betreiber zu finden. Gespräche laufen. „Wir versuchen, wieder Gastronomie zu etablieren“, so Wulf-Dietrich Schomber.

Geld nimmt die Gesellschaft durch Start- und Landegebühren ein und durch den Verkauf von Flugbenzin. Das reiche aber nicht. Also sind Zuschüsse durch die Gesellschafter nötig. Die schwanken im fünfstelligen Bereich. So hängen die Einnahmen auch davon ab, wie viele Flugzeuge am Platz sind. Wenn viel geparkt und geflogen werde, reduziere das die Zuschüsse aus dem kommunalen Steuertopf.

Erweiterung des Geländes ist im Gespräch

Mit den ersten Grundstücksverkäufen rechnet Wulf-Dietrich Schomber im Herbst dieses Jahres. Die Erschließung soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein, sodass die Investoren im kommenden Jahr loslegen könnten.

Da die zur Verfügung stehenden Flächen langsam knapp werden, ist geplant, den Flugplatz an der Seite im Süd-Osten zu erweitern, sodass dort noch eine kleinere Entwicklungsfläche entstehen könnte. Im jüngsten Stadtrat war das Thema. Hier seien aber noch eine Reihe Fragen mit beteiligten Behörden zu klären. „Wir wollen natürlich den Flugplatz weiterentwickeln, um die wirtschaftliche Zukunft zu sichern“, so Wulf-Dietrich Schomber.

Im Frühjahr war auf dem Kamenzer Flugplatz Baustart für einen neuen Hangar, in dem Fachleute mit Drohnen und Flugtaxis experimentieren wollen. Jetzt werden auf dem Gelände weitere Flächen für neue Gewerbe erschlossen.
Im Frühjahr war auf dem Kamenzer Flugplatz Baustart für einen neuen Hangar, in dem Fachleute mit Drohnen und Flugtaxis experimentieren wollen. Jetzt werden auf dem Gelände weitere Flächen für neue Gewerbe erschlossen. © Archivfoto: Matthias Schumann