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Gelände der Kamenzer Maschinenfabrik ist verkauft

Ein Dresdner Unternehmen hat das Gelände erworben und erarbeitet jetzt Pläne dafür. Deshalb rückt der Bereich auch bei der Stadt in den Fokus.

Von Ina Förster
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Das Gelände rund um die Kamenzer Maschinenfabrik hat einen neuen Besitzer. Die Stadt will die Entwicklung auf dem Areal begleiten, unter anderem über Stadtplaner Michael Preuss (l.) und Frank Kunze, Sachgebietsleiter Stadtentwicklung/Bauwesen.
Das Gelände rund um die Kamenzer Maschinenfabrik hat einen neuen Besitzer. Die Stadt will die Entwicklung auf dem Areal begleiten, unter anderem über Stadtplaner Michael Preuss (l.) und Frank Kunze, Sachgebietsleiter Stadtentwicklung/Bauwesen. © Matthias Schumann

Kamenz. Auf dem Gelände rund um die Kamenzer Maschinenfabrik tut sich etwas. In den letzten Wochen wurden Bäume gefällt, Hallen geleert und aufgeräumt. Einige der bisherigen Mieter mussten ausziehen. Sie hatten Garagen und kleinere Räume angemietet. Das Areal soll umgenutzt werden. Ein Dresdner Investor hat es vom Vorbesitzer erworben.

"Wir haben als Stadt vom Verkauf Kenntnis bekommen und frühzeitig das Gespräch gesucht", sagt Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) auf Nachfrage. Alles sei noch offen, doch man habe einen Blick darauf. Jahrelang musste die Verwaltung sich nicht mit dem Gebiet an der hinteren Güterbahnhofstraße befassen. "Es gab und gibt dringlichere Angelegenheiten in Kamenz", so Roland Dantz. Doch das hat sich nun geändert.

Eigentümer: Planung ist noch in sehr früher Phase

Ralf Hausdorf von der Q1 Projekt GmbH aus Dresden, die der neue Eigentümer ist, berichtet gegenüber Sächsische.de: "Wir erarbeiten derzeit verschiedene Entwicklungsperspektiven für die Liegenschaft, wobei wir uns hier noch in einer sehr frühen Phase befinden. Die derzeit stattfindenden Arbeiten beschränken sich auf Beräumungs- und Ordnungsmaßnahmen." Man bittet um Verständnis, wenn zum jetzigen Zeitpunkt noch keine weiteren Informationen heraus gegeben werden.

Das riesige Areal an der Güterbahnhofstraße ist kaum zu übersehen. In den letzten Jahren entstand verstärkt neue Wohnbebauung in der Nähe. Nicht nur Anwohner und Kleingärtner beobachten die Entwicklung in ihrem Umfeld deshalb genau. Und die Maschinenfabrik hat eine bewegte Historie.

Maschinenfabrik produziert weiter

Bereits am 15. Oktober 1896 wurde die Kamenzer Maschinenfabrik (KMF) Gebr. Heidsieck mit zwölf Beschäftigten gegründet. Seit 1. Juli 1988 ist Frank Unnasch Werkdirektor beziehungsweise Geschäftsführer der Kamenzer Maschinenfabrik GmbH. Schon 1992 kaufte er das über 22.000 Quadratmeter große Gelände von der Treuhand. "Da konnte man entweder alles oder nichts erwerben", erzählt der heute 67-Jährige. "Eigentlich wäre unser Bedarf kleiner gewesen. Zwischenzeitlich hatten wir uns bemüht, über die Jahre die schlimmsten Ruinen auf dem Gelände zu beseitigen, aber wir wurden bei den Fördermittelrichtlinien nicht berücksichtigt", so Frank Unnasch.

Lange hatte er sich deshalb schon um einen Käufer bemüht. Und fand ihn vor einiger Zeit in der Q1 Projekt GmbH. Diese wollte aber das Gesamt-Gelände erwerben, wenn möglich. So kam es zum Verkauf. Die Kamenzer Maschinenfabrik ist deshalb mittlerweile selber Mieter auf dem Areal. "Unsere Produktion sollte unbedingt in Kamenz bestehen bleiben, das habe ich mir zusichern lassen", so Unnasch. Sie läuft in zwei Hallen weiter, auch Büros und Sozialeinrichtungen gibt es in der mittleren Etage des Bürotraktes weiterhin.

Obergeschoss, Erdgeschoss und Keller wären noch frei für weitere Mieter. Das Team der Maschinenfabrik umfasst zwölf Frauen und Männer. "Wir produzieren vor allem Spann- und Schweißvorrichtungen für den Schienenfahrzeugbau sowie Sondermaschinen und Ersatz- sowie Verschleißteile", ist Frank Unnasch stolz. Und das deutschlandweit. Tochter Yvonne Unnasch steht schon in den Startlöchern für die Betriebsübernahme in ein paar Jahren.

Abwasserkonzept muss entwickelt werden

"Durch den Verkauf des Areals der Maschinenfabrik an das Dresdner Unternehmen ist für uns als Stadt eine völlig neue Situation entstanden", sagt Oberbürgermeister Roland Dantz. Bislang reiche die aktuell Bauleitplanung im angrenzenden Bereich nur vom Bahngelände bis zur Schneewittchensiedlung. „Eine geordnete städtebauliche Entwicklung kann nur über eine Bauleitplanung für die Beteiligten, die Anwohner, die Grundstückseigentümer und auch den Investor herbeigeführt werden", so Dantz. Das würde bedeuten, man müsste die Planung erweitern. Das alles sei Zukunftsmusik, müsse als Vorschlag und Beschluss auch erst in den Stadtrat eingebracht werden. "Es wird nicht vor dem Sommer passieren", so Stadtplaner Michael Preuss.

Doch in den letzten Jahren hat sich rund um die Maschinenfabrik eine gewisse Eigenheimstruktur entwickelt. Es geht künftig um Straßen und Weg und einen Generalentwässerungsplan, der erstellt werden muss. „Ganz wichtig ist“, so Roland Dantz, "dass auch der Abwasserzweckverband die Möglichkeit erhält, für dieses Stadtgebiet die Entwässerungskonzeption zu entwickeln, da am Punkt der Mauerschleuse die Abwässer zusammenlaufen und ins Kanalnetz der Weinberg/Goethestraße abgeführt werden. Alles in allem ist die Entwicklungsplanung für dieses Stadtgebiet eine anspruchsvolle Aufgabe.“

Stadt: Areal nicht für logistische Zwecke geeignet

„Wir sind natürlich gemeinsam mit dem Stadtrat erfreut, dass der neue Besitzer das Areal nicht einfach nur gekauft hat, sondern es wirklich entwickeln möchte. Wichtig ist uns, dass wir die Entwicklung des Gebietes im Dialog mit den Beteiligten herbeiführen“, so der Oberbürgermeister.

"Was schon auf den ersten Blick eher nicht geht, ist der Ausbau des Areals für logistische Zwecke. Der Verkehr würde sich in vielen Fällen dann über die Güterbahnhofstraße in Richtung Bönischplatz durch die Innenstadt ergießen." Man brauche aufgrund der Lage des Areals und auch der bestehenden Konfliktlage kluge Planungen, betont der OB.

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