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Aufnahmestopp bei Kamenz can Dance: Wie geht's weiter im Verein?

275 Kinder und Jugendliche tanzen derzeit im Kamenzer Verein - und es wollen noch mehr. Dafür reichen die vorhandenen Kapazitäten nicht. Deshalb geht man nun neue Wege.

Von Ina Förster
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Kamenz can Dance-Chef Mario Steinmetz steht hier im großen Übungsraum des Tanzhauses am Bönischplatz. Räumlich und personell wird es eng für den Verein, weil immer mehr Kinder mitmachen wollen.
Kamenz can Dance-Chef Mario Steinmetz steht hier im großen Übungsraum des Tanzhauses am Bönischplatz. Räumlich und personell wird es eng für den Verein, weil immer mehr Kinder mitmachen wollen. © Archivfoto: Matthias Schumann

Kamenz. Das Schülerkonzert von "Alles außer Kontrolle" ist vorbei. Es war das zweite in dieser Woche und bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Applaus klingt nach. Aus den Saaltüren des Kamenzer Stadttheaters ergießt sich ein Strom 13- bis 14-Jähriger - nach knapp anderthalb Stunden Hip Hop, Breakdance und Freestyle von Kamenz can Dance.

Mario Steinmetz, Vereinschef von Kamenz can Dance und Trainer der ersten Stunde, rief gerade noch beim Schlussapplaus in die Menge: "Und wenn Ihr bei uns mittanzen wollt, dann traut Euch. Schaut vorbei, seid mutig. Bewegt Euch!" Dabei gibt es doch aber eine lange Warteliste im beliebten Kamenzer Verein? Das jedenfalls ist Stadtgespräch.

65 Anfragen bei Kamenz can Dance auf der Warteliste

Mario Steinmetz klärt auf: "Das stimmt, es gibt etwa 65 Anfragen, die auf dieser Liste stehen. Und wir haben aktuell definitiv einen Aufnahme-Stopp, aber wir arbeiten daran." Das Interesse am Verein sei einfach groß. Einerseits freuen sich alle riesig darüber, andererseits müsse man deswegen neue Ideen entwickeln.

An den Ausbildungstagen immer sonnabends würden sich die jungen Tänzer die Klinke in die Hand geben. "Wir haben um 9, 10 und 11 Uhr Trainingseinheiten laufen", erklärt Steinmetz. Unter der Woche beginne man mittlerweile 14 Uhr mit den Kursen, um das Tanzhaus optimal auszulasten. "Oft funktioniert das bei den Tänzern nur über konkrete Absprachen und Fahrgemeinschaften."

Das aktuelle Stück "Alles außer Kontrolle" läuft seit November 2023 im Stadttheater Kamenz mit großem Erfolg. Es ist die 13. Tanztheateraufführung. Vereinschef und Trainer Mario Steinmetz (Mitte) choreografiert mit und tanzt selbst auch mit.
Das aktuelle Stück "Alles außer Kontrolle" läuft seit November 2023 im Stadttheater Kamenz mit großem Erfolg. Es ist die 13. Tanztheateraufführung. Vereinschef und Trainer Mario Steinmetz (Mitte) choreografiert mit und tanzt selbst auch mit. © Verein Kamenz can Dance

Seit 2007 ist Kamenz can Dance in der Stadt präsent. Seitdem wurden 13 Tanztheaterprojekte uraufgeführt, unzählige Auftritte auf Straßen-, Stadt- und Dorffesten oder Firmenfeiern absolviert. Und auch viele Pokale eingefahren. Kamenz can Dance ist amtierender Ostdeutscher Hip Hop-Meister und will den Titel bald bei der nächsten Meisterschaft in Dessau-Roßlau verteidigen.

Der Verein mischt also ganz oben mit in der Szene, was hartes Training, Können und Ehrgeiz voraussetzt. "Unsere Hauptschlagworte sind aber vor allem Teamgeist und Gemeinschaft. Und wir bewegen viel über Emotionen", betont der Vereinschef. Man setze auf Kinder und Jugendliche, die Spaß am Tanzen haben, das Ganze selbst wollen und nicht von ihren Eltern dazu motiviert werden müssen. Das bringe erfahrungsgemäß gar nichts.

Volles Haus auf der Bühne und auch im echten Leben bei Kamenz can Dance. Mit 275 Kindern und Jugendlichen gibt es aktuell einen Aufnahmestopp - allerdings nur bei den Minis und Kids.
Volles Haus auf der Bühne und auch im echten Leben bei Kamenz can Dance. Mit 275 Kindern und Jugendlichen gibt es aktuell einen Aufnahmestopp - allerdings nur bei den Minis und Kids. © Verein KcD

Vor der Aufnahme in den Verein gebe es drei Schnuppertrainings. Generell schaue man, in welche Teams Neuzugänge eingeordnet werden. Je nach Talent und Alter verteilen sich die Tänzer auf die unterschiedlichen Gruppen. Wer einmal dabei ist, gehört dazu. Und man wachse mit den Jahren miteinander.

Davon träumen die 65 potenziellen Neuen auf der Warteliste noch. Doch es gebe zwischendurch immer wieder auch Abmeldungen, wobei die Fluktuation im Teenie-Bereich größer sei als bei den Kids und Minis, die bereits mit vier bis zehn Jahren starten. Dann reagiere man zeitnah, es gehe dann auch wirklich der Reihenfolge nach. "Wir arbeiten hier online, sonst verlieren wir den Überblick", sagt Steinmetz und wirbt um Geduld.

15 junge Leute werden als Trainer ausgebildet

Auch wenn das Tanzhaus, das der Verein 2018 am Bönischplatz bezog, aus allen Nähten platzt, bekomme man mit gut durchdachtem Trainingsplan vieles hin. Ideen für eine räumliche Erweiterung habe man im Kopf, die seien aber noch nicht spruchreif, sagt Steinmetz.

Derweil fehlen vor allem auch Trainer, um dem Mitglieder-Andrang Herr zu werden. "Wir sind zurzeit zu viert, davon einer für Breakdance und drei für Hip Hop." Oft arbeite man sechs Tage die Woche. Das sei auf die Dauer nicht zu stemmen.

Deshalb startete kürzlich eine hauseigene Trainerausbildung. 15 junge Tänzerinnen und Tänzer aus dem Verein haben sich bereit erklärt, die intensive und zeitaufwändige Ausbildung zu absolvieren. Das bedeutet zwei zusätzliche Treffen im Monat.

"Wir arbeiten dabei mit anderen Tanzvereinen und -häusern der Region zusammen, haben eine interne Trainingslizenz entwickelt, die alle Partner anschließend anerkennen", erklärt Mario Steinmetz. Ab 13 Jahren könne man sich zum Trainer ausbilden lassen. "Die Jugendlichen sind hochmotiviert. Sie lieben es, die Werte unseres Vereines so weitergeben zu können!"

Neues Tanztheaterstück ist schon in Arbeit

Auch 2024 stehen viele Projekte an. Nach zwei weiteren restlos ausverkauften Vorstellungen von "Alles außer Kontrolle" im Stadttheater plane man bereits das 14. Tanztheaterprojekt. Der Arbeitstitel: Life is good! "Wir wollen Spaß und Unbeschwertheit auf die Bühne bringen", sagt Mario Steinmetz. Viele der Kids hätten Zukunftssorgen: Ukrainekrieg, Krisen. Auch, dass Trump in den USA die Präsidenten-Wahl gewinnen kann, bereite ihnen Bauchschmerzen.

"Wir reden darüber, tauschen uns aus. Und haben uns diesmal bewusst für ein leichtes, hoffnungsvolles Thema entschieden!" Premiere wird im November 2024 sein. Wo, wird gerade geklärt. Denn das Stadttheater wird ab Mai grundsaniert und bleibt die nächsten Monate geschlossen.

Doch davor gibt es für Kamenz can Dance noch Meisterschaften in Leipzig, Berlin und Magdeburg und das Sommerferiencamp - ein letztes Mal voraussichtlich in Greifswald. Was der Verein zur 800-Jahr-Feier der Stadt Kamenz für 2025 plant, ist noch in Arbeit. Ebenso eine Wiederholung des Hutberg-Open Airs für 2026.