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Kamenz blüht auf

Blumenampeln und -kübel zieren jetzt den Markt - weil die Stadt zum wiederholten Mal bei einem Wettbewerb gewonnen hat. Daraus folgt aber noch mehr.

Von Reiner Hanke
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John van Swaay (r.) und Anton Hoogakker bringen Blumen aus Holland auf den Kamenzer Markt. Gewonnen hat sie die Stadt beim Wettbewerb "Ab in die Mitte". Das ist aber noch nicht alles - sondern nur der Vorbote für ein größeres Projekt.
John van Swaay (r.) und Anton Hoogakker bringen Blumen aus Holland auf den Kamenzer Markt. Gewonnen hat sie die Stadt beim Wettbewerb "Ab in die Mitte". Das ist aber noch nicht alles - sondern nur der Vorbote für ein größeres Projekt. © René Plaul

Kamenz. Auf dem Kamenzer Markt wurde jetzt holländisch gesprochen. Ein Laster mit Pflanzen aus dem Nachbarland parkte vor dem Rathaus, Passanten guckten neugierig, während John van Swaay Blumenampeln montierte und sein Kollege Anton Hoogakker ihm die Pflanzen reichte. Die schmücken jetzt etliche Marktlaternen, dazwischen gewaltige Blumenkübel – nicht mit Tulpen, sondern mit Petunien, Pelargonien und Eisenkraut. Rund 400 Pflanzen hatten die Holländer für den Markt und den Fußweg am Sandberg neben der Mönchsmauer mitgebracht.

Um das brachliegende Areal zwischen Pfortengasse und Wallstraße geht es eigentlich bei der ganzen Aktion. Mit dem Projekt Kiezgarten an der Mönchsmauer hat sich die Stadt Kamenz am Wettbewerb „Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen“ beteiligt - und dafür den Sonderpreis „Blühendes Zentrum“ im Wert von 2.500 Euro bekommen. Der wurde jetzt übergeben, gesponsert von einem der Partner des Wettbewerbs, der Flower and Shower GmbH aus den Niederlanden.

Für Kamenz ist es nicht der erste Preis bei "Ab in die Mitte". So ging beim 2019er Wettbewerb der mit 20.000 Euro dotierte 2. Preis in die Lessingstadt - für die Sanierung und Wiederbelebung der Alten Baderei an der Pulsnitzer Straße.

Thomas Ott und Eddy Donath (v.l.) von der Jury des Wettbewerbs "Ab in die Mitte" überbrachten der Stadt Kamenz mit Oberbürgermeister Roland Dantz (2.v.r.) den Preis für das Projekt Kiezgarten. Horst Stoklas (Mitte) gehört zu den Initiatoren. Die Stadtgärt
Thomas Ott und Eddy Donath (v.l.) von der Jury des Wettbewerbs "Ab in die Mitte" überbrachten der Stadt Kamenz mit Oberbürgermeister Roland Dantz (2.v.r.) den Preis für das Projekt Kiezgarten. Horst Stoklas (Mitte) gehört zu den Initiatoren. Die Stadtgärt © René Plaul

Jurymitglied Dr. Eddy Donath von der IHK in Dresden erklärt, dass es den Wettbewerb nicht nur in Sachsen gibt. Die Initiativen stünden bundesweit in regem Austausch miteinander. So sei der Kontakt zu den Gärtnern aus den Niederlanden als Wettbewerbssponsor entstanden. Das sei nicht ungewöhnlich. Auch der österreichische Schmuckhersteller Swarovski sei Sponsor, außerdem eine große deutsche Supermarktkette.

Die Blumenaktion ist also der Startschuss, der Impuls für das Kiezgarten-Projekt. Passend zur langen Gartenbautradition der Stadt soll der am Sandberg neben der Mönchsmauer entstehen. In der Bewerbung ist sogar von einer kleinen Gartenschau auf dem Areal die Rede - nur einen Steinwurf vom Kamenzer Markt entfernt.

Derzeit ist das Gelände noch recht verwildert. Daran soll sich aber in diesem Jahr etwas ändern. Das wäre eigentlich auch schon passiert, so Horst Stoklas vom Kamenzer Bürgerverein Stadtwerkstatt. Wegen Corona seien aber bisher keine Einsätze möglich gewesen. Aus der Stadtwerkstatt und von Citymanagerin Anne Hasselbach kam auch die Initiative für dieses Projekt. Die Stadt unterstützt es.

Bis zum Stadtjubiläum soll der Garten fertig sein

Horst Stoklas schätzt die Kosten auf 20.000 bis 30.000 Euro. Aber weniger durch Ausgaben im investiven Bereich, sondern durch tatkräftige Arbeit und viel Eigenleistung. Die Stadt sicherte der Initiative zu, dass die Kommunalen Dienste Kamenz (KDK) und damit auch die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei ihren Teil leisten werden, um das Gelände in eine Oase zu verwandeln.

Unterstützung kommt zudem von der Kamenzer Initiative „Offene Gartenpforte“ und von lokalen Gartenbaubetrieben, sagt Anne Hasselbach. So sollen recht viele Ideen und Erfahrungen einfließen. Außerdem gebe es schon eine Reihe Kamenzer, die mitmachen wollen, sagt Horst Stoklas. Es dürfen noch mehr werden, die mit ihrem Know-how oder Saatgut zum Gedeihen des Gartens beitragen. Bis zur 800-Jahr-Feier von Kamenz 2025 geben sich Initiatoren und Stadt Zeit, den Garten zu gestalten.

Aus diesem verwilderten Areal an der Mönchsmauer soll ein Stadtgarten für die Kamenzer Bürger werden.
Aus diesem verwilderten Areal an der Mönchsmauer soll ein Stadtgarten für die Kamenzer Bürger werden. © René Plaul

Früher verpachtet, sei die Anlage mit ihren knorrigen alten Bäumen aber nie ein Blumengarten gewesen, heißt es. Erstmal müsse eine Grundordnung hinein gebracht werden, sagt Manuela Rutkowsky, die Chefin der Stadtgärtnerei. Bäume und Sträucher seien zu verschneiden, so Anne Hasselbach. Das könne vielleicht mit Kursen für die Kamenzer verbunden werden. Umweltbildung für Gartenfreunde gehört zum Konzept. Auch dieser Gedanke war ein Pluspunkt im Wettbewerb.

Innerhalb des Projektes sollen Wege entstehen, ein barrierefreier Zugang und die Terrassen des Gartens wieder hergestellt werden. Sie sollen unterschiedliche Funktionen bekommen, ist im Wettbewerbskonzept zu lesen: zum Erholen, Verweilen und Feiern zum Beispiel. Ein Sinnesgarten soll entstehen. Dazu ein Naschgarten mit Beerensträuchern.

Wettbewerb will Wandel der Innenstädte fördern

Für Dr. Donath von der Jury geht es bei dem Wettbewerb um den Wandel der Innenstädte zu attraktiven Zonen, wo sich die Leute gern treffen. Das wolle man fördern. Dieser Wohlfühl- und Erlebnisfaktor gewinne gerade für den von Corona-Auflagen gebeutelten Handel an Bedeutung, um Leute in die Stadtzentren zu locken. Warum nicht mit einem Kiezgarten? In Kamenz bekommt zugleich ein brachliegendes Areal eine neue öffentliche Nutzung, auch das bewertete die Jury positiv.

Die Pflege der neuen Blumenampeln und Pflanzkübel soll die Stadtgärtnerei übernehmen. Bei 18 Hektar zu pflegender Fläche allein am Kamenzer Hutberg und vielen weiteren Anlagen im Stadtgebiet haben die 20 Mitarbeiter freilich schon viel zu tun. So wäre Chefin Manuela Rutkowsky dankbar, wenn es die eine oder andere Gießpatenschaft seitens der Kamenzer Bürger gäbe.

Die beiden Holländer hatten ihre Arbeit in Kamenz flugs erledigt. Sie mussten ja auch beizeiten zum nächsten Termin – und Blumenpflanzen zu einem weiteren Preisträger nach Meißen bringen.

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