Kamenz. Der Mercedes-Benz-Konzern ist gemeinhin als Autobauer bekannt. In Kamenz auch als Batterien-Schmiede für den Elektroantrieb von Pkws. Daneben gibt es eine Sparte, die ein bisschen im Schatten wächst: Sie baut Großspeicher für elektrischen Strom. Die Mercedes Benz Energy ist ebenfalls in Kamenz zu Hause, quasi als kleine Schwester der Accumotive, die etwa 3.500 Mitarbeiter beschäftigt. Bei MB Energy sind es knapp 100 nach Mercedes-Angaben.
Das Unternehmen hat jetzt den Auftrag für ein Pilotprojekt erhalten. Dabei geht es um eine Anlage für die Straßenbahn in Hannover und um die Zweitverwertung von Fahrzeugbatterien. In dem Fall Altbatterien aus dem Elektroantrieb von Stadtbussen der Marke eCitario. Die bekommen jetzt ein zweites Leben im öffentlichen Nahverkehr der Stadt Hannover.
Für die Hannoversche Verkehrsbetriebe AG entsteht ein stationärer Energiespeicher auf Basis von Batteriesystemen aus den eigenen Stadtbussen - entwickelt von der Kamenzer Firma MB Energy.
Das staatlich geförderte Projekt, an dem neben der Kamenzer Firma auch das Fraunhofer Institut in Dresden und die TU Dresden beteiligt sind, soll zum einen die Umweltbilanz des Elektrobusses selbst verbessern, weil die Zweitverwertung der Batterien Ressourcen schont. Daneben lässt sich mit stationären Speichern auch noch Geld erwirtschaften. Dafür werden viele Altbatterie-Systeme aus den Bussen zu einem Megaspeicher zusammengebaut.
Neue Aufgabe für alte Fahrzeug-Batterien
Gustav Tuschen ist Leiter Entwicklung „Daimler Buses“ und schätzt ein: „Umwelt- und Ressourcenschonung ist das Hauptargument für unseren elektrisch angetriebenen Stadtbus eCitaro. Die Weiterverwendung seiner Batterien verbessert die Ökobilanz zusätzlich.“
Bei den Stadtwerken in Hannover geht es um ein finanzielles Einsparpotenzial. Elektrobusse seien nicht billig. Deshalb wolle man die Altbatterien gleich selbst weiterverwenden. Wobei alt eben eigentlich nicht stimmt. Nach fünf bis sechs Jahren erreiche ein Bus nicht mehr die nötige Reichweite. Dabei habe das Batteriesystem eigentlich noch 80 Prozent der Kapazität. Was für den Straßenverkehr nicht reiche, könne aber zum Großspeicher umgebaut werden.
Das übernehmen jetzt die Kamenzer Fachleute und montieren die Anlage auch vor Ort. Für die wurde ein Gebäude neu errichtet. Dort ist auf 300 Quadratmetern Platz für den Speicher, ein dazu gehöriges Umspannwerk und für eine zukünftige Erweiterung des Großspeichers.
Die Batterien selbst kommen in spezielle Regale und werden mit Steuerelektronik ausgerüstet. Rund 20 Batteriesysteme aus den E-Bussen werden montiert. Schon Ende des Jahres soll das E-Werk zur Stromversorgung der Stadtbahnen und Elektrobusse in der Stadt beitragen.
Bremsenergie wird ins Stromnetz eingespeist
Damit können Verbrauchsspitzen abgefedert und Stromschwankungen ausgeglichen werden. „Bei Stromausfall im Straßenbahnnetz bleibt die Bahn nicht auf der Kreuzung stehen, sondern kann mit der Energie des Speichers noch an einen sicheren Haltepunkt fahren“, so Mercedes-Sprecherin Nada Filipovic gegenüber Sächsische.de. Geplant ist ebenfalls, Ladesäulen für E-Autos mit dem Speicherstrom zu versorgen.
Doch wo kommt der Strom überhaupt her? Mit dem Speicher wird die Bremsenergie der Straßenbahnen aufgefangen und wieder in das Stromnetz eingespeist. Zusätzlich werde der Speicher bei Bedarf aus dem normalen Stromnetz nachgeladen.
Gemeinsam mit Partnern hat die Firma bereits drei Großspeicher mit insgesamt rund 50 Megawattstunden Energie aus automobilen Batteriesystemen an das deutsche Stromnetz gebracht. Da erscheint das Projekt für Hannover eher klein. Mit seiner Kapazität von bis 800 Kilowattstunden könnte ein Single-Haushalt etwa ein halbes Jahr leben.
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