Kamenz. Es glitzert und leuchtet wieder in Kamenz zur Weihnachtszeit. Und in einer Straße besonders: Etwa 110.000 LED sollen diesmal den großen Garten und Hof von Fernando Kuhnt an der Töpferstraße erhellen. Ordentlich verlegt und fachmännisch angeschlossen, versteht sich. Der Kamenzer und seine Helfer arbeiten seit zwei Wochen an diesem Projekt. "Etwa 80 Prozent hängen", berichtet er. Für den Rest sei ja noch ein paar Tage Zeit. Spricht's und kramt aus einer Tasche weitere eben gekaufte Lichterketten hervor.
Der massive Schneefall Anfang der Woche hat die Arbeiten erschwert, nach einer halben Stunde sind die Finger klamm. Und die dicken Schneehauben auf Bäumen, Sträuchern und Dächern machen es nicht leichter. "Aber das funkelt abends schon wunderbar", schwärmt der Hausherr.
Ein paar Neugierige schauten in den letzten Tagen bereits über den Zaun. "Ich habe unsere große Hecke vorher gestutzt und Zinnen wie bei einer Burgmauer reingeschnitten, damit man gut in den Garten blicken kann", sagt Kuhnt. Ein bisschen aufgeregt sei er schon.
Er mache das Ganze schließlich nicht nur für sich selbst, erzählt er. Sondern für Hunderte Kamenzer, die bei Familie Kuhnt bis Anfang Februar in der engen Gasse vorbei pilgern. Das müsse man schon mögen, dieses Begängnis vor dem Haus, sagt er. Doch wenn vor allem Familien mit Kindern staunend stehen bleiben und er mit den Besuchern ins Gespräch kommt, dann freue er sich immer sehr, verrät der 51-Jährige.
Freunde und Bekannte haben ihm den Spitznamen Lausitzer Lichter-König verpasst, denn weit und breit gäbe es niemanden, der diese große Anzahl Lichter toppen könne. Das hat er recherchiert. Auch bei Radiosendern und in Vorabendprogrammen des Fernsehens kennt man ihn mittlerweile. "Zusammen mit dem DJ Dr. Taste alias Torsten Jurke habe ich kürzlich sogar einen Song produziert, den ich auf Wunsch live bei Feiern performe", verrät Fernando Kuhnt. In diesem Lied tritt er als Lausitzer Lichter-König auf.
Wenn aber 110.000 Lichter auf einmal leuchten - wie sieht das eigentlich aus? Für Fans wunderschön und ein bisschen nach Disney, gepaart mit erzgebirgischer Traditionskunst. Zwischen pinkfarbenen Flamingos, einem blinkendem Snoopy und Riesenelchen hängen leuchtende Kränze, dreht sich eine hölzerne Riesenpyramide und leuchtet der Mega-Schwibbogen auf dem Dach, den Kuhnt vor Jahren fest installieren ließ.
Große und kleine Figuren, Lichtervorhänge, Pinguine, Nussknacker und Minions blinken und glitzern überall. Vor drei Jahren ließ sich Kuhnt zudem eine Sonderanfertigung eines Herrnhuter Sterns in der Sterne-Manufaktur bauen. Er misst über zwei Meter im Durchmesser und wiegt 17 Kilogramm.
Die Lichterzahl stieg in letzter Zeit immens. Ein Blick ins Archiv von Sächsische.de zeigt: 2019 waren es "nur" 66.000 LED. Über die Corona-Pandemie rüstete der Kamenzer massiv auf. Für viele sei damals ein kontaktloser Spaziergang an seinem Lichter-Haus vorbei die einzige Freude im Advent gewesen, erinnert er sich.
Meistens muss seine ganze Familie mitziehen. Ehefrau Chrissy ist dabei eher für die Innen-Deko zuständig. Seit Jahren sammelt die Familie bestimmte Räuchermännchen. "Denn auch von der Straßenseite her soll man sehen, dass wir ein echtes Weihnachtshaus sind", so der dreifache Vater.
Seine Kinder Chiara Lucienne (14 ) und Vin-Lennard (11) packen ebenso mit an, wie Neffe Eric und Kuhnts Firmenangestellte. Sogar Tochter Alina (21) schaut zum Adventszauber am 9. Dezember vorbei, auch wenn sie mittlerweile in Dresden wohnt. Aber für den Tag des offenen Hofes braucht es jede helfende Hand, da die Besucher sich nicht lange bitten lassen zu Glühwein und Bratwurst. Viele würden lange vorher danach fragen.
An diesem Nachmittag kommen Interessenten ganz nah an die Dekorationen heran. Neue Figuren, wie ein Riesenbär auf dem beleuchteten Spielhausdach, ein Schwan der die Farbe wechselt, ein neues mannshohes Rentier hinter dem großen Lichterbogen werden Hingucker sein. "Vieles kaufe ich gleich im Januar, da ist es billiger. Nach Weihnachten ist für mich vor Weihnachten. Und die Preise purzeln da massiv bis zu 75 Prozent", sagt Kuhnt.
Einige Lichterketten und große Figuren kommen übrigens aus den USA und Großbritannien. Wenn da aber etwas kaputt geht, wird es schwierig, Ersatz zu finden. Da müsse man erfinderisch sein und Dinge umfunktionieren, wie diesmal einen Polar-Express mit Anhängern fürs Garagendach.
Was die Energiekosten anbelangt, so schaute sich Fernando Kuhnt über den Sommer nach einem günstigen Anbieter um. Die Energiekrise brachte einiges durcheinander. "Für Januar 2023 wurde mir ja Strom für 57 Cent pro Kilowattstunde angekündigt, deswegen hatte ich fast 80 Prozent der Beleuchtung eher ausgeschalten als sonst. Aktuell beziehe ich Strom für 34 Cent, damit kann ich leben", erklärt er.
Am liebsten würde er einen Teil der benötigten Energie mittels Solar-Anlage selbst produzieren. Das wäre auch umweltfreundlicher. Bislang sei aber ein entsprechender Antrag bei der Stadtverwaltung Kamenz negativ beschieden worden. Seit 1990 regelt die Gestaltungssatzung für die Altstadt, was in dem historisch wertvollen Areal baulich möglich ist und was nicht. Fernando Kuhnt will aber dranbleiben.
Kunos Adventszauber: Sonnabend, 9. Dezember 2023, ab 15.30 Uhr, bei Familie Kuhnt, Töpferstraße in Kamenz.