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Kirchenbrand von Großröhrsdorf: Gemeinde baut neues Gotteshaus

Anfang August zerstört ein Feuer die barocke Stadtkirche in Großröhrsdorf. Ein Mann ist in Untersuchungshaft. Die Kirchgemeinde trauert um den großen Verlust - schaut aber entschlossen nach vorn.

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Die Kirche in Großröhrsdorf ist völlig zerstört.
Die Kirche in Großröhrsdorf ist völlig zerstört. © Archiv/Matthias Schumann

Großröhrsdorf. Die Gemeinde der vom Feuer großteils zerstörten Stadtkirche von Großröhrsdorf (Landkreis Bautzen) wird an der gleichen Stelle ein neues Gotteshaus errichten. Das habe der Kirchenvorstand beschlossen, sagte der Pfarrer der evangelischen Kirchgemeinde Kleinröhrsdorf-Großröhrsdorf, Stefan Schwarzenberg, der Deutschen Presse-Agentur. "Es wird auf unserem Kirchberg ein Gotteshaus geben für die Zukunft, wir wollen eine neue Kirche bauen." Ob Neu- oder Wiederaufbau, darüber werde entschieden, wenn klar sei, was von der alten Kirche übrig sei und einbezogen werden könne.

Die protestantische Kirche aus dem 18. Jahrhundert war in der Nacht zum 4. August zum großen Teil ausgebrannt. Die Flammen vernichteten den Dachstuhl, vom Kirchenschiff stehen nur noch die Außenmauern, der einst 50 Meter hohe, weithin in der Landschaft sichtbare Glockenturm ist gekappt. Viele der historischen Kunstschätze sowie Teile der Architektur aus Holz sind verloren, darunter Taufstein und -schale, Kanzel, Orgel, Emporen, eine geschnitzte Madonna aus dem 15. Jahrhundert und eine Nachbildung des Altars der Leipziger Thomaskirche.

Nach einer Woche war klar, dass das Feuer gelegt wurde. Ein Mann aus der Umgebung der Kleinstadt rund 25 Kilometer östlich von Dresden befindet sich in Untersuchungshaft, wegen schwerer Brandstiftung. Der 40-Jährige hat die Tat gestanden, Angaben zu Hergang und Motiv machen die Behörden bisher nicht unter Verweis auf die anhaltenden Ermittlungen.

Kirchenvorstand nach Brand: "Wir schauen nach vorn"

Derzeit werden auch am Tatort sichergestelltes Beweismaterial, Spuren und Aussagen von Zeugen ausgewertet sowie Angaben des Beschuldigten überprüft. Die Kriminalpolizei Görlitz geht von einer persönlich schwierigen Lebenssituation des Familienvaters aus, der zudem mit der Kirche im Zwist gelegen haben soll - und einem mindestens siebenstelligen Millionenschaden.

Die Ruine steht unterdessen vor der Enttrümmerung, eine Firma sei damit beauftragt und könne sofort anfangen, wenn die Polizei den Brandort freigibt. Dann müssten zuerst Kupferblech vom Turmstumpf abgehoben und die vier 1919 in dem Ort gegossenen Stahlglocken mit Spezialkränen geborgen werden. Sie waren in der Brandnacht ins Innere des Turms gestürzt und hatten sich dort verkantet.

Danach werde im Kirchenschiff beräumt, was zur Brandursachenermittlung noch nicht entfernt wurde. "Dabei wird langsam vorgegangen, falls noch wertvolle Dinge geborgen werden können", etwa Reste von Abendmahlsgeräten. Einsturzgefahr bestehe nicht mehr.

Die Grundsatzentscheidung des Kirchenvorstandes sei ein Signal, "wir schauen nach vorn, nachdem wir durch ein Tal der Tränen gehen", sagt Schwarzenberg. "Wir trauern noch immer über den Verlust, aber in ein paar Jahren werden wir diese Wunde schließen." Hilfsbereitschaft und Solidarität mit der Gemeinde reißen nach wie vor nicht ab. Ihr Spendenkonto füllt sich weiter, inzwischen gingen fast eine Viertelmillion Euro ein.

Dem "Schrecken" stünde nicht nur Geld gegenüber, sondern auch viele Ideen und anderweitige Hilfe. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagte der Pfarrer. So gebe es nicht nur in Sachsen Benefizkonzerte wie an diesem Sonntag in Grimma. Und am 3. September feiert die Gemeinde ihr jährliches Fest, trotz allem. "Wir haben überlegt, ob wir das machen, und uns dafür entschieden." (dpa)