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Königsbrück vom Zugverkehr abgehängt

Züge der Linie RB 33 sollen eigentlich von Dresden nach Königsbrück fahren. Doch in Ottendorf-Süd ist Schluss. Das ärgert viele Pendler, die jetzt täglich auf Busse umsteigen müssen.

Von Heike Garten
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Von Königsbrück aus müssen Bahnkunden erst einmal mit dem Bus bis nach Ottendorf fahren, um dann in den Zug nach Dresden einsteigen zu können.
Von Königsbrück aus müssen Bahnkunden erst einmal mit dem Bus bis nach Ottendorf fahren, um dann in den Zug nach Dresden einsteigen zu können. © Matthias Schumann

Königsbrück. Die Ankündigung klang vielversprechend: „Die Deutsche Bahn stellt den Fahrplan für ein stabiles und verlässliches Angebot vor“. Das war im Oktober 2023, als Fahrten rund um Dresden reduziert wurde, um Ausfälle aufgrund von Personalmangel zu vermeiden. Bahnreisende konnten davon ausgehen, dass sie ohne große Probleme von A nach B kommen. Dass diese Ankündigung aber bedeutet, dass Königsbrück fast gänzlich vom Zugverkehr abgehängt wird, damit hatten die Wenigsten gerechnet.

Und in der Tat: Die meisten Züge von Dresden-Neustadt fahren nur noch bis Ottendorf-Süd. Von dort geht es dann weiter mit dem Bus nach Königsbrück, mit den Zwischenstopps Ottendorf Hauptbahnhof, Ottendorf-Nord und Laußnitz. Das betrifft wochentags alle Züge zwischen 5.45 und 21.30 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen die Verbindungen von 7.45 bis 21.30 Uhr.

Auf Verbesserung nach Übernahme gehofft

„Eigentlich war die Hoffnung, dass mit dem Abgang der Städtebahn und der Übernahme der Strecke durch die DB Regio eine Verbesserung eintritt, aber das ist gegenwärtig nicht der Fall“, sagt Königsbrücks Bürgermeister Heiko Driesnack (CDU). Nicht nur einmal haben sich Bürger der Stadt an ihn gewandt, die täglich pendeln müssen und mit der Situation nicht zufrieden sind. „Wir haben jetzt keine Bahn- sondern eine Busverbindung. Das ist unbefriedigend hoch fünf“, so der Bürgermeister.

Im Speckgürtel von Dresden ist ein Einwohnerzuwachs zu verzeichnen. Im Gegensatz zu anderen Kommunen ist die Einwohnerzahl in Königsbrück seit 2010 gestiegen, von damals rund 4.360 auf jetzt knapp 4.680 Einwohner. Da gibt es natürlich auch eine Menge Pendler. Selbst Königsbrücker Schüler besuchen die Oberschule in Ottendorf und sind auf den Zug – beziehungsweise jetzt auf den Bus – angewiesen. Und auch beim Busverkehr gibt es immer mal wieder Beschwerden, weil Busse ausfallen und die Leute dann in Ottendorf festsitzen.

Kein Bahn- sondern ein Ersatzverkehr mit Bussen fährt jetzt auf der Linie RB 33 zwischen Ottendorf und Königsbrück.
Kein Bahn- sondern ein Ersatzverkehr mit Bussen fährt jetzt auf der Linie RB 33 zwischen Ottendorf und Königsbrück. © Matthias Schumann

Beim Verkehrsverbund Oberelbe VVO kennt man die Problematik, weiß aber auch, warum sich im vergangenen Jahr dafür entschieden wurde, Busse ab Ottendorf einzusetzen. „DB Regio Südost und der Verkehrsverbund Oberelbe VVO hatten aufgrund fehlender einsatzfähiger Triebfahrzeugführer die Reduktion des Fahrplanangebotes vereinbart, um einen stabilen Betrieb zu ermöglichen“, erklärt Gabriele Clauss, Leiterin Marketing beim VVO auf Nachfrage von Sächsische.de. Es sei vorher auf der Strecke der RB 33 häufiger zu Ausfällen gekommen, die für die Fahrgäste sehr ärgerlich waren. Die personelle Situation nennt auch Susann Constantinescu von der DB-Pressestelle als Grund für die Einschränkungen.

Dass Königsbrück vom Zugverkehr abgehängt ist, verneinen beide Seiten. Sie gehen davon aus, dass der jetzige Zustand nicht von Dauer ist. „Die Zugverbindung wird wieder aufgenommen werden, sobald DB Regio die Züge wieder stabil und für die Fahrgäste verlässlich anbieten kann“, so Gabriele Clauss. Und Susann Constantinescu ergänzt, dass bei der Mitarbeiterqualifizierung der Fokus darauf gelegt werde, so schnell wie möglich auch auf der RB 33 das Angebot ab beziehungsweise bis Königsbrück wieder ganztägig anbieten zu können.

Lokführer fehlen

Einen Zeitpunkt, wann es so weit ist, kann die Pressemitarbeiterin nicht nennen. In diesem Zusammenhang betonen beide Seiten, dass die Ausbildung von Personal auch eine entsprechende Zeit dauert. Derzeit sind in Dresden rund 40 angehende Lokführer in der Ausbildung. Und DB Regio plant, 2024 ebenfalls 40 Auszubildende und Quereinsteiger einzustellen.

Was die Busausfälle anbelangt, bestätigt Susan Constantinescu, dass es zu einzelnen Ausfällen Anfang Januar 2024 gekommen sei. Grund dafür waren kurzfristige Krankmeldungen. „Wir haben das mit den Busunternehmen ausgewertet“, sagt sie. Die Busunternehmen und DB Regio rechnen jetzt mit einer stabilen Durchführung des Ersatzverkehrs.

Königsbrück ist eine Pendlerstadt

Königsbrücks Bürgermeister Heiko Driesnack, der selbst in der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Oberelbe (ZVOE) sitzt, hat zu diesem Thema mehrfach Verbindung zum VVO aufgenommen. Im Januar 2024 fand ein Gespräch mit Burkhard Ehlen, dem Geschäftsführer von VVO und ZVOE statt. Das Ergebnis des Gespräches war, dass man ständig an dem Thema dran sei, die Verantwortung aber bei der DB Regio liege. „Der Ersatzverkehr mit dem Bus kann erst rückgängig gemacht werden, wenn es genügend Lokführer gibt“, so die Antwort von Burkhard Ehlen.

So richtig glücklich ist der Bürgermeister mit den Antworten nicht. „Wir waren und sind eine Auspendlerstadt. Die Leute fahren von Königsbrück nach Dresden und umgekehrt. Da gehört ein funktionierender öffentlicher Nahverkehr einfach dazu. Die Fahrgäste brauchen Verlässlichkeit und nicht ständig irgendwelche Änderungen“, sagt er. „ Nur so könne man Kunden gewinnen und binden. Das sehen viele Königsbrücker Reisende ganz genau so. Ihnen bleibt nur zu hoffen, dass die Züge wieder in ihre Stadt fahren.