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Sie hilft Tieren mit Naturheilkunde und Physiotherapie

Eine junge Frau aus Laußnitz bietet alternative Heilmethoden für Tiere an. So geht sie dabei vor.

Von Heike Garten
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Tiertherapeutin Mary Reinhardt aus Laußnitz behandelt die Tiere ganz sanft - und das in deren gewohnter Umgebung. Sie fährt zu den Patienten nach Hause.
Tiertherapeutin Mary Reinhardt aus Laußnitz behandelt die Tiere ganz sanft - und das in deren gewohnter Umgebung. Sie fährt zu den Patienten nach Hause. © René Plaul

Laußnitz. Hündin Milla bellt laut, wenn es an der Tür klingelt. Sie zerrt an der Leine, doch Mary Reinhardt kann sie schnell beruhigen. Die junge Frau streichelt ihr sanft übers Fell. Dann schnuppert der Hund kurz an dem Neuankömmling und legt sich wieder auf seine Decke im Wohnzimmer. Mary Reinhardt weiß ganz genau, wie sie ihr Tier beruhigen kann, sie hat sozusagen ein Händchen dafür.

Das können sicher auch viele andere Hundebesitzer, aber die Frau aus Laußnitz hat den Umgang mit Tieren ganz speziell erlernt. Sie ist Tierheilpraktikerin, vereint bei ihrer Tätigkeit Naturheilkunde und manuelle Therapien miteinander. Das macht sie nicht in einer eigenen Praxis, sondern sie fährt zu den Tieren und ihren Besitzern nach Hause, um ihnen zu helfen.

Mobile Tierheilpraxis und Tierphysiotherapie steht auf der Visitenkarte von Mary Reinhard. Diese Tätigkeit übt sie nebenberuflich aus. Im Hauptjob ist die 33-Jährige Krankenschwester an der Uniklinik in Dresden.

Als Kind oft verletzte Tiere mit nach Hause gebracht

Mary Reinhardt hatte schon als Kind gern mit Tieren zu tun. Ihr erstes Eigenes war ein Zwergkaninchen. Später ging sie reiten oder führte einen Betreuungshund aus. Mit elf Jahren bekam sie von ihren Eltern den ersten eigenen Hund geschenkt. „Ich habe mich auch schon immer um kranke Tiere gekümmert, brachte verletzte Vögel oder Igel mit nach Hause“, erinnert sie sich an ihre Kindheit in Wermsdorf. Trotz dieser Tierliebe wollte sie nie Tierärztin oder Tierarzthelferin werden. „Ich konnte mir nicht vorstellen, Tiere festzuhalten, wenn sie behandelt werden, sie leiden zu sehen“, erklärt sie.

Die Liebe zu den Vierbeinern ist immer geblieben und auch der Wunsch, ihnen zu helfen. Dass sich Mary Reinhardt für die Naturheilkunde entschieden hat, hing mit ihrem ersten Hund zusammen, einem Golden Retriever. „Es war ein sensibles Tier, und bei einer Erkrankung hat er schlecht auf Medikamente der Schulmedizin angesprochen. Es gab einige Nebenwirkungen. Also habe ich mich schlaugemacht, was alternativ und schonend helfen könnte“, erzählt.

Damit war der Wunsch geboren, sich auf den Gebieten der Naturheilkunde und der manuellen Therapien ausbilden zu lassen. Zwei Jahre absolvierte sie - neben ihrer Arbeit als Krankenschwester – die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin, schloss sie 2019 erfolgreich ab.

Am Anfang steht eine umfangreiche Anamnese

Durch den zweiten Familienhund mit einer angeborenen Fehlbildung des Hüftgelenks, Arthrose sowie Problemen mit der Wirbelsäule und durch ihr Pflegepferd mit hochgradigem Sehnenschaden entstand die Leidenschaft für manuelle Techniken, so dass im August dieses Jahres noch der Abschluss zur Tierphysiotherapeutin dazu kam.

Doch was macht eine Tier-Therapeutin? Mary Reinhardt erklärt es am Beispiel eines Hundes, dessen Besitzer die Laußnitzerin um Hilfe gebeten hatte. Das Tier hatte Durchfall und erbrach sich häufig. Beim Tierarzt war man schon gewesen, aber es trat keine Besserung ein.

Mary Reinhardt beginnt immer mit einer Anamnese, ähnlich wie beim Menschen. Welche Krankheiten und Beschwerden sind bekannt, wie sind die aktuellen Symptome? Dann schaut sie sich das Tier genau an, die Schleimhäute, das Fell, die Augen und Ohren. Es wird Fieber gemessen, der Puls gefühlt und abgehorcht nach Darmgeräuschen.

Häufig setzt die Therapeutin auch ein sogenanntes Bioresonanzgerät ein, mit dem man Schwingungen im Körper messen kann. „Schwingt es, ist alles in Ordnung, bei einer geraden Linie, stimmt etwas nicht. Bei der Bioresonanz handelt es sich um ein energetisches Diagnostik- und Behandlungsinstrument“, erklärt Mary Reinhardt.

Erst dann beginnt die eigentliche Therapie, das Harmonisieren der Störungen mittels Bioresonanz, mit homöopathischen Mitteln, Ernährungshinweisen oder speziellen nahrungsergänzenden Mitteln.

Therapeutin fährt zu den Patienten

Bei anderen Erkrankungen oder Symptomen wie Muskelverspannung, Lahmheit oder Arthrose kommt oft die manuelle Therapie zum Einsatz. Die Therapeutin hilft auch, wenn ein Tier operiert wurden, übernimmt sozusagen die Nachbehandlung. „Wichtig ist es, dass ich erkenne, wo meine Grenzen sind. Ich möchte Hand in Hand mit den Tierärzten gehen, keine Konkurrenz aufbauen“, so Mary Reinhardt. Die Schulmedizin erkennt sie genauso an wie ihre Heilmethoden. Als Tiertherapeutin hilft sie nicht nur Hunden, sondern auch Pferden, Katzen oder Kaninchen.

Die zweite Besonderheit an der Arbeit von Mary Reinhardt ist, dass sie mobil unterwegs ist. Sie fährt also zu ihren Patienten. „Oft fühlt sich ein Tier sicherer, wenn es in seiner gewohnten Umgebung ist, das hilft bei der Diagnose und der Behandlung“, erklärt die Laußnitzerin. Ihr Einsatzgebiet ist vor allem die Region um Laußnitz, Königsbrück und Schmorkau, aber auch bis nach Dresden, Görlitz, nach Brandenburg, Wermsdorf, Oschatz oder Döbeln.

Große Unterstützung durch die Familie

Doch wie schafft sie es, ihre Tätigkeit als Krankenschwester mit der mobilen Tierheilpraxis und der Familie unter einen Hut zu bringen? Schließlich hat sie mit ihrem Lebenspartner Ivo einen zweijährigen Sohn. „Das gelingt nur mit der Unterstützung der gesamten Familie, also auch mit meinen und den Eltern meines Partners“, sagt Mary Reinhardt. Und dann gehört natürlich auch eine genaue Zeiteinplanung mit dazu. So absolviert sie im Krankenhaus vor allem Nachtschichten, legt die Behandlung der Tiere größtenteils auf die freien Tage.

Einen Traum hat die 33-Jährige noch. Sie kann sich vorstellen, sich mit ihrer Tierheilpraxis selbstständig zu machen. Doch noch fehlt ihr die finanzielle Sicherheit für diesen Schritt. Aber was nicht ist, kann ja irgendwann einmal werden.