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Pfarrer-Ehepaar verlässt Kamenz

Zwölf Jahre waren Claudia Wolf und Michael Gärtner in der Kirchgemeinde Kamenz-Cunnersdorf tätig. Sie ist schon weg, er folgt ihr bald. Wohin die Familie geht.

Von Lucy Krille
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Zwölf Jahre war Michael Gärtner Pfarrer in der Kamenzer Marienkirche, nun verlässt er die Kirchgemeinde Kamenz-Cunnersdorf.
Zwölf Jahre war Michael Gärtner Pfarrer in der Kamenzer Marienkirche, nun verlässt er die Kirchgemeinde Kamenz-Cunnersdorf. © Kristin Richter

Kamenz. Zwölf Jahre haben Claudia Wolf und Michael Gärtner in Kamenz und Umgebung Gottesdienste abgehalten und die Mitglieder der Kirchgemeinde Kamenz- Cunnersdorf begleitet, sei es bei Taufen, im Konfirmandenunterricht, bei Trauungen oder Beerdigungen. 2023 verlässt das Ehepaar Kamenz. Während Pfarrerin Wolf schon weg ist, wird Pfarrer Gärtner der Gemeinde noch bis Ende des Jahres erhalten bleiben. Mit Sächsische.de hat er über seine Zeit in Kamenz und das Kommende gesprochen.

Herr Gärtner, verraten Sie uns, wo Ihre Frau, Pfarrerin Claudia Wolf, gerade ist?

Meine Frau hat zum 1. Juli 2023 eine Stelle in Bad Zwischenahn angenommen. Das ist ein Kurort in der Nähe von Oldenburg in Niedersachsen mit einer Rehaklinik. In der arbeitet sie jetzt als Seelsorgerin und Pfarrerin. Die Stelle wird teils von der Klinik, teils von der Kirche bezahlt. Die Menschen kommen nach einer Krankheit oder einem Unfall in die Klinik. Das ist nochmal ein anderes Arbeiten, der Schwerpunkt in der Gemeinde liegt woanders. Aber sie ist gut angekommen. Meine Frau hat schon in den ersten Tagen viele Gespräche geführt.

Und wie geht es für den Rest der Familie weiter?

Unsere Tochter ist schon aus dem Haus und studiert. Unser Sohn kommt bald in die 10. Klasse und ist erstmal mit mir in Kamenz geblieben. Denn wir wissen noch nicht genau, wie es bei mir weitergeht und ob wir eventuell nochmal umziehen müssen innerhalb Niedersachsens. Ich bewerbe mich gerade auf verschiedene Stellen in der Region rund um Bad Zwischenahn. Die Stelle in Kamenz gebe ich Ende des Jahres definitiv ab, denn die Kirchgemeinde muss ja planen können. Und länger als ein halbes Jahr getrennt von meiner Frau zu leben, das muss auch nicht sein.

Mit welchen Gedanken schauen Sie in die Zukunft?

Ich bin gebürtiger Leipziger und habe dort auch studiert. Während des Studiums war ich auch mal in Rostock und in Indien, aber "im Westen" habe ich noch nie gewohnt. Ich bin gespannt, wie es da laufen wird. Vielleicht ist dort das Verhältnis zur Kirche nochmal ein anderes? Den DDR-Hintergrund und die Militärhistorie in der Kamenzer Region spürt man jedenfalls teilweise noch heute. Früher war es hier ja nicht gern gesehen, wenn man in die Kirche ging. Das wurde den Menschen vielleicht ein Stück weit weitergegeben.

Wie haben Sie denn ihre Zeit in Kamenz erlebt?

Ich habe ja als Vikar meine praktische Ausbildung in Königsbrück absolviert, 2011 haben wir dann mit meiner Frau die Stellen in Kamenz angetreten. Seitdem habe ich auch immer mal wieder längere Zeit in anderen Orten ausgeholfen. Ich war jeweils anderthalb Jahre in Oßling und Großgrabe, sowie in Höckendorf und Königsbrück und mindestens drei Jahre in Elstra. Meine Frau hatte ihre erste Stelle in Schwepnitz und hat ebenfalls viele Gemeinden kennengelernt. Es gibt hier viele engagierte gute Leute. Und die Kirchen sind wirklich etwas Besonders: Hier findet man noch viele historische Gegenstände, das ist toll. Jede hat ihre eigene Geschichte.

Was werden Sie außerdem vermissen?

Die gute Zusammenarbeit in der Region, sei es mit der Stadt Kamenz oder dem Sakralmuseum. Auch die Ökumene, die Verbindung zwischen den Kirchgemeinden, ist toll. Wir haben guten Kontakt zur katholischen Gemeinde und zur Adventgemeinde. Aber auch persönlich war das Leben in Kamenz gut. Wir haben über dem Pfarramt gewohnt - ein schönes Haus, und der Weg zum Eiscafé war nicht weit.

Und wie steht es um die Kirchgemeinde Kamenz-Cunnersdorf?

Auch wir haben dramatische Rückgänge an Gemeindemitgliedern. Das sehe ich auch mit ein klein wenige Sorge. Uns geht es nicht anders als der ganzen Gesellschaft: Die jungen Leute fehlen. Neben den Mitgliedern wird es auch immer schwerer, Angestellte zu finden. Wir hoffen sehr, dass sich auf die nun frei werdenden Stellen Bewerber melden.

Auch wenn Sie noch bis Dezember da sind, haben Sie sich bei einem Festgottesdienst mit ihrer Frau offiziell schon verabschiedet. Was geben Sie ihrer Gemeinde mit auf den Weg?

Es ist natürlich schwierig ohne Pfarrer, aber vielleicht kann die Situation auch eine Chance sein. Wir sollten in der Kirche nicht mehr so hierarchisch denken. Es muss nicht immer alles über uns Pfarrer laufen.

Wie genau meinen Sie das?

Zum Beispiel ist es üblich, dass der Pfarrer zu hohen Geburtstagen zu den Mitgliedern gratulieren kommt. Das macht Spaß, und das machen wir sehr gern, aber es ist natürlich mit viel Zeit verbunden. Wir haben schon einige Frauen in unserem Besuchsdienst, doch wäre es schön, wenn sich für diese Aufgabe noch mehr Ehrenamtliche finden würden. Es ist so schön, wenn die Verbindung untereinander da ist. Und man bekommt bei diesen Besuchen ganz viel zurück. Es wäre toll, wenn sich die Gemeindemitglieder mehr einbringen und Dinge ansprechen. Das entspricht auch mehr dem Geist von Jesus.

Die Vertretung für Pfarrerin Claudia Wolf übernimmt ab sofort Friedrich Porsch aus Schwepnitz. Ab Januar 2024 vertritt Raik Fourestier aus dem Kirchspiel Pulsnitz Pfarrer Michael Gärtner, einschließlich der Pfarramtsleitung. Die Stelle von Claudia Wolf wird derzeit schon ausgeschrieben.