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Gefährlich: Warum gibt es keinen Radweg von Leppersdorf zur neuen S177?

Der neue Abschnitt der S177 mit dem Kreisverkehr bei Leppersdorf ist seit Herbst 2023 fertig. Doch für Radfahrer hat sich die Lage verschlechtert. Was Straßenbauamt und Anliegergemeinden dazu sagen.

Von Heike Garten
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Dieter Scheffler aus Pulsnitz steht im Bereich der ehemaligen Autobahnauffahrt Leppersdorf. Für Radfahrer ist es dort viel zu gefährlich.
Dieter Scheffler aus Pulsnitz steht im Bereich der ehemaligen Autobahnauffahrt Leppersdorf. Für Radfahrer ist es dort viel zu gefährlich. © Matthias Schumann

Leppersdorf/Pulsnitz. Es ist laut und ungemütlich. Ein Laster nach dem anderen verlässt die Straße An den Breiten in Leppersdorf in Richtung neuem Kreisverkehr an der S177 und fährt dann zur Autobahn. In der Gegenrichtung ist es genauso. Mit dem Fahrrad will man da nicht unterwegs sein. Es ist viel zu eng und gefährlich. Ein Übergang zur ehemaligen Straße Richtung Eierberg ist auch nicht möglich. Dieser Weg ist durch einen Zaun abgesperrt. Wo also sollen Fahrradfahrer oder Fußgänger lang?

Diese Frage stellt sich auch Dieter Scheffler. Bis 2016 war er 25 Jahre lang Tiefbauamtsleiter/Fachdienstleister Technik in der Stadt Pulsnitz, jetzt ist er im Ruhestand - und hat Zeit, viel mit dem Rad unterwegs zu sein. Manchmal führt sein Weg von Pulsnitz durch die Massenei und dann von Leppersdorf wieder in Richtung Pulsnitz.

„Doch an der ehemaligen Autobahnauffahrt ist Schluss, man kommt nicht weiter, müsste die gefährliche Straße nehmen“, erklärt er. Einmal sei er über eine Absperrung gestiegen, habe dann sein Rad über die schmale neugebaute Brücke geschoben, um dann in Richtung Eierberg zu fahren. „Erst kurz vor dem Berg gibt es dann wieder einen Rad- beziehungsweise Wirtschaftsweg“, sagt Scheffler.

Straße zu schmal - kein Platz für Radfahrer und Fußgänger

Dazu kommt, dass die Straße in diesem Bereich durch Warnbaken geteilt ist, sodass die beiden Fahrspuren nicht nur optisch durch eine Markierung, sondern durch Barrieren getrennt sind. Das macht das Ganze noch einmal schmaler. Für Radfahrer oder Fußgänger ist da neben den Autos kein Platz mehr. Dieter Scheffler schätzt die Breite der Straße auf drei Meter. Für die kleine, neu gebaute Brücke über die Autobahn nimmt er das Maßband in die Hand. „Für Fußgänger bleibt ein Streifen von 60 Zentimetern, mit Fahrrad nicht machbar“, sagt er.

Aus seiner Zeit als Bauamtsleiter kann sich Dieter Scheffler erinnern, dass bei der Planung für die S177 auch mal ein Radweg im Gespräch war. „Zumindest hätte man das bei der Planung oder spätestens beim Planfeststellungsverfahren schon berücksichtigen müssen. Es hätte garantiert eine Lösung gegeben“, sagt Dieter Scheffler.

Straßenbauamt sieht keinen Bedarf für einen Radweg

Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) betont hingegen auf Nachfrage von Sächsische.de, dass die Planungen keine gesonderte Radwegverbindung umfassen. Pressesprecher Franz Grossmann erklärt, dass für die Errichtung von Radwegen ein bestätigter Bedarf vorliegen muss. Diesen habe es auf einem kurzen Abschnitt zwischen der A4-Anschlussstelle und einem Weg nach Lichtenberg gegeben. Es sei ein Wirtschaftsweg entstanden, der auch durch Radfahrer genutzt werden kann, um den neu gebauten Kreisverkehr zu umfahren.

Für den von Dieter Scheffler geschilderten Bereich gebe es diesen bestätigten Bedarf jedoch nicht. Eine Planung vonseiten des Lasuv sei auch nicht vorgesehen. „Mit der Verkehrsfreigabe wurde die Staatsstraße heruntergestuft und fällt jetzt in die Baulast der Gemeinden Wachau und Lichtenberg“, erklärt Franz Grossmann. Die Brücke gehört zur Autobahn GmbH des Bundes. Damit liege die Verantwortung für eine Änderung bei diesen Stellen.

Es ist eng im Bereich der ehemaligen Autobahnauffahrt bei Leppersdorf. Diese soll zur Werkszufahrt für Sachsenmilch werden.
Es ist eng im Bereich der ehemaligen Autobahnauffahrt bei Leppersdorf. Diese soll zur Werkszufahrt für Sachsenmilch werden. © Archiv/Christian Juppe

Zu den aufgestellten Warnbaken erklärt das Lasuv: „Diese sichern die Baustelle von Sachsenmilch. Das Unternehmen hat die ehemalige Autobahnanschlussstelle Pulsnitz übernommen, um sie zu einer Werkszufahrt umzubauen.“ Mit den Baken solle verhindert werden, dass Fahrzeuge in die gesperrte ehemalige Straße beziehungsweise Auffahrt abbiegen.

Bürgermeister: Wunsch nach Radweg fand keine Beachtung

Die beiden Bürgermeister von Lichtenberg und Wachau, Thomas Wuttke (parteilos) und Veit Künzelmann (CDU), kennen die Problematik an der ehemaligen Autobahnauffahrt. Veit Künzelmann betont in diesem Zusammenhang, dass schon bei den ersten Planungen vor 25 Jahren und danach immer wieder darauf hingewiesen worden sei, dass ein Radweg wünschenswert ist. „Das haben wir auch in den Stellungnahmen so schriftlich festgehalten, doch beim Planfeststellungsverfahren fand der Wunsch keine Beachtung. Das ärgert uns alle ungemein“, sagt Künzelmann.

Eigentlich müsse ein durchgängiger Radweg zwischen Radeberg und Kamenz her, gerade in der heutigen Zeit, wo die Leute nicht jeden Weg mit dem Auto bewältigen sollen. Doch dieser Wunsch ist wohl eine Illusion, was man bereits an der seit Jahren laufenden Planung für den Radwegabschnitt zwischen Gersdorf und Kamenz sieht.

Thomas Wuttke ist erst seit der vergangenen Legislaturperiode Bürgermeister von Lichtenberg, kennt die Problematik aber genauso gut. „Ich habe schon oft mit Veit Künzelmann über dieses Thema gesprochen, der bestätigt, dass das Interesse an einem Radweg schon bei den ersten Planungen groß war“, sagt er. Aufgrund fehlender Finanzen sei das aber nie berücksichtigt worden.

Wuttke hätte sich gewünscht, dass die beiden neuen Brücken - einmal auf der alten Autobahnauffahrt, aber auch die auf der Straße zwischen Leppersdorf und Lichtenberg - breiter gebaut worden wären, um brenzlige Situationen zu vermeiden. „Da ist es aktuell kreuzgefährlich für Radfahrer. Jetzt ist es zu spät, um darüber zu diskutieren“, sagt er.

Dieter Scheffler wird wohl künftig die Strecke von Leppersdorf in Richtung Eierberg und Pulsnitz meiden – auch wenn er dafür längere Wege in Kauf nehmen muss. Doch lieber so, als sich in gefährliche Situationen zu begeben.