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Türkei-Reisen werden trotz Erdbebens weiter gebucht

Görlitzer Reisebüros verzeichnen keinen Einfluss auf das Geschäft. Und nur die Angst vor einem Beben rechtfertigt nicht die kostenlose Stornierung einer Reise.

Von Matthias Klaus
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Mario Kosubek vom Reisebüro Richter in der Jakobstraße in Görlitz.
Mario Kosubek vom Reisebüro Richter in der Jakobstraße in Görlitz. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Zehntausende sind gestorben. Noch immer werden Menschen unter Trümmern gesucht. Die Ergebnisse der verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien haben weltweit für Entsetzen gesorgt. Nun ist die Türkei auch ein bei Deutschen sehr beliebtes Urlaubsland und gerade jetzt laufen bei vielen Familien die Planungen für den Sommer auf Hochtouren. Ein Erdbebenland als Urlaubsziel - merken Reisebüros derzeit eine Zurückhaltung bei den Buchungen?

Nein, sagt Mario Kosubek, Inhaber des Reisebüros Richter in Görlitz. "Natürlich verbindet man als Kunde Türkei und Erdbeben", sagt er. Aber, dass deshalb weniger Reisen in das Land gebucht würden, kann er so nicht bestätigen. "Das Erdbeben hat keine direkten Auswirkungen auf das Geschäft", so Mario Kosubek.

Türkische Hoteliers verweisen darauf, dass die wichtigsten Touristenzentren nicht von Erdbeben beeinträchtigt sind. Antalya, Izmir und Istanbul sind hunderte Kilometer von den Epizentren entfernt. Betroffen sind die touristisch eher wenig erschlossenen südöstlichen Provinzen etwa Kahramanmaraş, Gaziantep, Hatay. Hier warnt das Auswärtige Amt in Berlin derzeit vor der Gefahr weiterer Nachbeben. Das Amt rät Reisenden vor Ort, sich umsichtig zu verhalten und den Anweisungen der lokalen Behörden zu folgen.

Der Hotelverband im Raum Antalya, Aktob, kündigte an, dass die Mitgliedsbetriebe 15.000 Hotelzimmer für Menschen bereitstellen, deren Häuser durch die Erdbeben zerstört wurden. Dies habe aber auf den Tourismus keinen Einfluss, sagte der Chef des auf Türkei-Reisen spezialisierten deutsch-schweizerischen Veranstalter Bentour, Deniz Ugur, der Fachzeitschrift fvw. Denn derzeit seien an der türkischen Riviera viele Hotels saisonbedingt geschlossen und könnten so die Menschen aus der Erdbebenregion zeitweise aufnehmen.

Bei Christiane Makosch von Reisebüro Görlitzer Alternativ-Reisen wird die Türkei ebenfalls weiter gut gebucht. "Das Erdbebengebiet liegt ja von den touristischen Zentren weit entfernt", sagt sie. Zuweilen kommen allerdings Kunden und fragen, ob sie denn ihren Urlaub unter diesen Umständen überhaupt antreten können. "Wir zeigen ihnen dann auf der Karte, wo ihr Urlaubsziel ist und wo die Erdbebenregion", so Christiane Makosch. Dann seien die Urlauber beruhigt.

Neben der Türkei werden bei den Alternativ-Reisen gern Kreuzfahrten und Urlaub im Inland gebucht, bei Fernreisen gebe es etwas Zurückhaltung. "Man spürt hier immer noch eine gewisse Unsicherheit", sagt Christiane Makosch mit Blick auf die Corona-Zeit. Beispiel: Manche Länder verlangen einen PCR-Test. Der ist aber schwer zu bekommen.

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Wer bei der Reiseagentur Astrid Müller in Reichenbach anruft, kommt in Sebnitz heraus, beim Reisebüro Tanzplan. Denn die Reiseagentur in Reichenbach gibt es als Büro nicht mehr. Allerdings kann man trotzdem noch per Telefon oder Mail in Kontakt treten, Astrid Müller macht auch für ältere Kunden Hausbesuche.

André Richter jedenfalls ist der Ansprechpartner für Reichenbach am Telefon in Sebnitz. Bedenken wegen des jüngsten Erdbebens in der Türkei haben die Kunden nicht, sagt er. "Ja, es wird natürlich schon mal nachgefragt, aber deswegen gab es noch keine Reiseabsagen", schildert André Richter.

Kostenlos stornieren funktioniert bei einer Reise in die Türkei sowieso nicht, sofern man nicht direkt das Erdbebengebiet gebucht hat. Ob eine erhebliche Beeinträchtigung vorliegt, hängt immer von der Lage vor Ort ab, also konkret da, wo das Hotel steht, und nicht vom persönlichen Empfinden des Reisenden, heißt es von den Verbraucherschützern. Angst vor einem Erdbeben reicht nicht aus als Grund für einen kostenlosen Reiserücktritt - auch nicht bei einer sehr erdbebengefährdeten Stadt wie Istanbul.