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Leisnig überarbeitet „Einsatzplan Hochwasser“

In Leisnig haben sich die erhöhten Pegelstände der Mulde am Heiligabend 2023 am längsten gehalten. Welche Konsequenzen die Verwaltung und die Helfer ziehen wollen.

Von Heike Heisig
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Noch in dieser Woche haben Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Bauhofes Leisnig die am Heiligabend gefüllten und an betroffene Familien verteilten Sandsäcke eingesammelt.
Noch in dieser Woche haben Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Bauhofes Leisnig die am Heiligabend gefüllten und an betroffene Familien verteilten Sandsäcke eingesammelt. © SZ/DIetmar Thomas

Leisnig. Zwei Handbreit haben gefehlt. Wäre die Mulde über Weihnachten in Leisnig noch um weitere 25 Zentimeter gestiegen, dann hätte die Warnstufe 4 ausgerufen werden müssen. „Das heißt, wir hätten mit dem Evakuieren beginnen müssen“, sagt Leisnigs Feuerwehrchef René Gentzsch.

Er trifft sich am heutigen Donnerstag mit Leisnigs Bürgermeister Carsten Graf (parteilos), dem Bauhofleiter Gunnar Gasteiger sowie Enrico Tappert-Freitag vom Ordnungsamt.

Für alle vier Männer ist der Hochwassereinsatz über Weihnachten nicht der erste gewesen – aber der erste in der jeweiligen Funktion als Leiter der Verwaltung, der Feuerwehr beziehungsweise des Bauhofes.

Alle Theorie ist grau

Enrico Tappert-Freitag hat beispielsweise bemerkt, dass alle Theorie grau ist. Auf seinem Schreibtisch liegt seit den Feiertagen ein Ordner. In dem haben Verwaltungsmitarbeiter nach dem Hochwasser 2002 und 2013 eine Reihe Handlungsempfehlungen aufgeschrieben.

Die, so hat er festgestellt, müssen zum einen überarbeitet und aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Zum anderen hat sich in der Praxis gezeigt, wo was klemmt.

Wäre es tatsächlich zum Evakuieren und zum Einrichten der Notunterkünfte gekommen, hätte als Nächstes die Frage gestanden: Wie die Leute versorgen? Woher an den Feiertagen Lebensmittel organisieren?

Die Johanniter Unfallhelfer sind für die Leisniger gewiss die erste Adresse. Aber: „Bei den letzten Hochwassern waren die Leisniger in Döbeln im Einsatz“, gibt René Gentzsch zu bedenken. Das und noch ganz viel mehr müsse berücksichtigt werden.

Er erhofft sich von dem Treffen zunächst eine Auswertung der Weihnachtstage 2023. In Leisnig mussten etwa in Röda und Altleisnig die ersten Straßen wegen Überflutung gesperrt werden.

Am Vormittag des 24. Dezember haben Feuerwehrleute mehrere tausend Sandsäcke gefüllt und Anwohnern in Muldennähe beim Verbau geholfen. Einen Teil des Nachmittages haben Ehrenamtliche und auch Tappert-Freitag im Gerätehaus verbracht.

Nicht schlimm sagen die meisten im Hinblick darauf, dass Leisnig und die Ortsteile an der Mulde überwiegend mit einem „blauen Auge“ davongekommen sind.

Aktualisierung gewünscht

„In Auswertung des Weihnachtshochwassers würde ich mir die Aktualisierung der Unterlagen wünschen, nennen wir es mal ,Einsatzplan Hochwasser‘.

Dabei sollten die Punkte dann nicht nur bei drohendem Hochwasser angewendet werden können, sondern auch bei anderen Wetterkapriolen oder Havarien“, findet Gentzsch. Als Beispiele nennt er Starkregen, Sturm oder einen längeren Stromausfall.

Für diese Fälle wünscht sich der Leisniger Feuerwehrchef diesen standardisierten Einsatzplan.

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Darin soll stehen, wann welche Helfer hinzuzuziehen sind, wann zum Beispiel Kontrolldienste beginnen, wo die ersten Notquartiere eingerichtet werden, wer sich um die Versorgung kümmert, wer im Rathaus Ansprechpartner ist und dort welche Informationsquellen wie Homepage oder App mit für die Anlieger wichtigen Informationen „füttert“.

Einem Anrufer ist im Dezember aufgefallen, dass die bei vorherigen Alarmstufen genutzte Bandansage im Rathaus schon mehrere Jahre alt ist.

„Für mich war es neu, dass es auch dieses Angebot gibt“, sagt Enrico Tappert-Freitag. Er sei für solche Hinweise dankbar.

Unstimmigkeiten bei SMS

Ebenfalls festgestellt wurde, dass die Alarmierung der Muldenanrainer per SMS dort nicht mehr funktioniert, wo hinterlegte Telefonnummern nicht mehr stimmten. Deshalb, so wünschen sich Tappert-Freitag, aber auch Bürgermeister, Wehr- und Bauhofchef, dass am Ende auch eine Art Handzettel für die Bürger entsteht.

Die Übersicht sollte Hinweise enthalten, wo geänderte Daten gemeldet werden können, wo Sandsäcke erhältlich sind oder was bei welcher Alarmstufe vorsorglich zu tun ist und wo die aktuellen Pegelstände einzusehen sind.

Die Praxis hat gezeigt, dass einiges in Vergessenheit geraten ist, sich einiges im Vergleich zu 2002 oder 2013 auch verändert hat.

„Einen Plan für alle Fälle wird es aber nicht geben können“, ist der Feuerwehrchef überzeugt. Jede Situation werde ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen, auf die dann flexibel reagiert werden muss. Leisnig zumindest war am 24 . und 25. Dezember personell gut aufgestellt – trotz der Feiertage.