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Nach Waldbrand: Hřensko beschließt Böller-Verbot

Die tschechische Grenzgemeinde reagiert drastisch auf den kürzlichen Waldbrand zu Himmelfahrt. Verkauft werden dürfen die Pyro-Artikel aber auch weiterhin.

Von Steffen Neumann
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Welch verheerende Folgen ein Feuer im Wald haben kann, zeigt der Waldbrand, der im Juli 2022 im Nationalpark Böhmische Schweiz, unweit von Hřensko (im Bild) ausgebrochen ist. Kurz darauf loderten die Flammen auch auf deutscher Seite.
Welch verheerende Folgen ein Feuer im Wald haben kann, zeigt der Waldbrand, der im Juli 2022 im Nationalpark Böhmische Schweiz, unweit von Hřensko (im Bild) ausgebrochen ist. Kurz darauf loderten die Flammen auch auf deutscher Seite. © Daniel Förster

Das tschechische Grenzdorf Hřensko (Herrnskretschen) geht künftig streng gegen die Nutzung von Pyrotechnik auf dem Gemeindegebiet vor. Ein entsprechendes ganzjähriges Verbot zur Nutzung von Böllern verabschiedeten die Gemeindevertreter in ihrer letzten Sitzung. Die Anordnung enthält nur eine Ausnahme. Demnach dürfen Privatleute eine Stunde pro Jahr Feuerwerk nutzen - und zwar in der ersten Stunde des Jahres.

Wer gegen das Böllerverbot verstößt, muss mit einem Bußgeld von 10.000 bis 100.000 Kronen (425 bis 2.450 Euro) rechnen. Die Anordnung steht bereits auf dem Amtsbrett im Ortsamt und soll in Kürze auch auf der Webseite und im örtlichen Anzeiger erscheinen. Die Gemeinde plant auch, eine deutsche Version dem Nationalpark Sächsische Schweiz zu überlassen, um unter Touristen aus Sachsen aufzuklären.

Drakonische Strafen drohen

Gegen sie zielt nämlich das Verbot in erster Linie. Anlass für die Anordnung war ein Waldbrand am Himmelfahrtstag am 18. Mai, als ein offensichtlich alkoholisierter junger Mann im Wald auf dem Weg zum Prebischtor Pyrotechnik zündete. Der schon damals sehr trockene Wald fing Feuer. Der Feuerwehr gelang es aber zum Glück, den Brand innerhalb des gleichen Tages zu löschen.

Dabei war es nicht das erste Mal, dass Pyrotechnik im Nationalpark Böhmische Schweiz abgebrannt wurde. Pikant ist, dass es zu den Vorfällen nicht kommen würde, wenn an den Ständen vietnamesischstämmiger Händler keine Pyrotechnik verkauft werden würde. Doch den ursprünglichen Plan, ein Verkaufsverbot zu beschließen, setzten die Ortsvertreter nicht um. Dies sei schon einmal vor Jahren in Liberec (Reichenberg) gescheitert. Der Handel mit Pyrotechnik sei verfassungsrechtlich geschützt, heißt es.

Kein Verbot für Böller-Verkauf

Dass die Händler in Hřensko tatsächlich vor allem die deutschen Kunden im Blick haben, zeigt die Tatsache, dass Böller sonst in Tschechien auch nur begrenzt erworben werden können. Die Supermärkte starten den Verkauf ähnlich wie in Deutschland nur wenige Tage vor Silvester. Der Bürgermeister von Hřensko, Zdeněk Pánek, hat deshalb angekündigt, mit den Händlern zu verhandeln, um einen freiwilligen Verzicht zu ermöglichen.

Helfen würden allerdings schon häufigere Kontrollen. Einem Bericht der Tageszeitung Děčínský deník zufolge, habe es in den letzten drei Jahren nur zwei Kontrollen der zuständigen Lebensmittelinspektion gegeben.

Das änderte sich nach dem Artikel. Die letzte Kontrolle fand erst am letzten Wochenende statt. Dabei kam zutage, dass die Händler vor allem Pyrotechnik verkaufen, die nur professionellen Feuerwerkern vorbehalten ist.

Kunden sind meist junge Männer

Auch wenn das Verkaufsverbot nicht kommt, begrüßte der Nationalpark die Entscheidung der Gemeinde. „Das ist ein Signal“, so der Nationalparksprecher Tomáš Salov, „dass Pyrotechnik im Nationalpark nichts zu suchen hat.“ Er begrüßt vor allem, dass der Kontrolldruck nun durch die Gemeinde erhöht wird. Mit der Anordnung sind Kompetenzen verbunden. „Wenn sich eine verdächtige Gruppe durch den Ort bewegt, kann sie von der Polizei festgehalten werden, bevor sie in den Wald geht“, sagt Salov. Das seien vor allem junge Männer. „Oder haben Sie schon einmal eine junge Frau beim Abfackeln von Pyrotechnik beobachtet“, fragt Salov rhetorisch. Auf dem Gebiet des Nationalparks Böhmische Schweiz gilt bereits ein Böllerverbot.

Hřensko ist mit seinem Pyroverbot nicht allein. Die Stadt Ústí nad Labem (Aussig) hat kürzlich ein ähnliches Verbot beschlossen.