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Waldbrand im Zittauer Gebirge gelöscht

Die Zufahrtsstraßen in den Kurort Oybin sind wieder frei. Die Veranstaltung Historik Mobil findet in geplantem Umfang statt.

Von Thomas Christmann & Markus van Appeldorn
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Feuerwehrleute löschen den Brand in Oybin, der an einem Bahndamm ausgebrochen ist und auf den Wald überschlug.
Feuerwehrleute löschen den Brand in Oybin, der an einem Bahndamm ausgebrochen ist und auf den Wald überschlug. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Der am Freitagvormittag am Ameisenberg in Oybin ausgebrochene Waldbrand ist gelöscht. Inzwischen sind auch alle Straßen im Kurort wieder frei. Das teilt Bürgermeister Tobias Steiner (SPD) am Sonnabendvormittag mit. Die Großveranstaltung Historik Mobil findet in vollem Umfang statt, bestätigt er.

Bis Freitagnacht bekamen die Feuerwehren den Brand unter Kontrolle. Das teilt Gemeindewehr- und Einsatzleiter Wolfgang Rücker mit. Noch beschäftigt mit dem Löschen waren da die Feuerwehren aus Olbersdorf, Leutersdorf, Spitzkunnersdorf, Bertsdorf und Oderwitz. Hinzu kam ein Lösch-Hubschrauber aus Gera, der das Wasser aus dem Olbersdorfer See holte.

Doch auch wenn das Feuer gelöscht war, der Einsatz ging über Nacht weiter. So hielten die zwischenzeitlich pausierenden Kameraden aus Oybin mit denen aus Oderwitz die Brandwache. "Sie sind am frischesten", so Wolfgang Rücker. Am Sonnabend löschen die Kameraden die letzten Glutnester.

Die ersten Kräfte alarmierte die Leitstelle am Freitag um 10.04 Uhr, zwischenzeitlich waren 164 Feuerwehrleute - ein Kamerad erlitt einen Kreislaufkollaps aufgrund der Hitze - mit 34 Fahrzeugen aus Löbau-Zittau und Hradek im Einsatz. Ebenso die Bergwacht Zittauer Gebirge. Dazu mehrere Streifenwagen der Polizei, zwei Rettungswagen und Landwirtschaftsfirmen mit großräumigen Wassertanks. Die Bevölkerung half ihrerseits mit Essen und Trinken. Unter anderem hat das "La Casa Vecchia" aus Zittau 25 Pizzen, Salate und Getränke an die Feuerwehren gespendet für den Einsatz. Wolfgang Rücker bedankt sich im Namen der Einsatzkräfte für die viele Hilfe.

Bilder vom Einsatzort:

Der Waldbrand ist am Ameisenberg.
Der Waldbrand ist am Ameisenberg. © Markus van Appeldorn
Allen voran die Feuerwehren aus dem Zittauer Gebirge sind im Einsatz.
Allen voran die Feuerwehren aus dem Zittauer Gebirge sind im Einsatz. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Aber auch Kameraden aus Hradek helfen mit.
Aber auch Kameraden aus Hradek helfen mit. © Markus van Appeldorn
Genauso wie Feuerwehrleute aus Großhennersdorf, Oderwitz und Kottmar.
Genauso wie Feuerwehrleute aus Großhennersdorf, Oderwitz und Kottmar. © Markus van Appeldorn
Die Löscharbeiten gestalten sich wegen des felsigen Geländes schwierig.
Die Löscharbeiten gestalten sich wegen des felsigen Geländes schwierig. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Deshalb sind auch Kräfte der Bergwacht dabei.
Deshalb sind auch Kräfte der Bergwacht dabei. © Markus van Appeldorn
Der zum neuen Landrat gewählte Stephan Meyer (CDU) macht sich am Nachmittag ein Bild vom Ausmaß.
Der zum neuen Landrat gewählte Stephan Meyer (CDU) macht sich am Nachmittag ein Bild vom Ausmaß. © Markus van Appeldorn
Hier ist er im Gespräch mit der Einsatzleitung.
Hier ist er im Gespräch mit der Einsatzleitung. © Markus van Appeldorn
Kameraden bringen Trinkwasser für ihre Kollegen.
Kameraden bringen Trinkwasser für ihre Kollegen. © Markus van Appeldorn
Auch für Essen ist gesorgt.
Auch für Essen ist gesorgt. © Markus van Appeldorn
Landwirte helfen mit Löschwasser aus.
Landwirte helfen mit Löschwasser aus. © Markus van Appeldorn
Die Kameraden machen angesichts von Temperaturen von über 30 Grad auch immer wieder Pausen.
Die Kameraden machen angesichts von Temperaturen von über 30 Grad auch immer wieder Pausen. © Markus van Appeldorn
Die Löscharbeiten zehren an den Kräften der Kameraden.
Die Löscharbeiten zehren an den Kräften der Kameraden. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Ein Polizeihubschrauber hilft mit Wasser.
Ein Polizeihubschrauber hilft mit Wasser. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Der Brand betraf nach den Drohnenaufnahmen ein Areal von 200 mal 200 Metern. Doch die Löscharbeiten vom Boden aus sind am Freitag nicht ohne Probleme verlaufen. Das Gelände ist ähnlich unwegsam und felsig wie in Bad Schandau im Nationalpark Sächsische Schweiz. Dort sind wegen eines Großbrandes seit fast zwei Wochen Hunderte Kräfte im Dienst.

Erfahrene Bergsteiger haben Pumpen und Schläuche in den Wald gelegt, um die Wasserversorgung sicherzustellen. Die war nämlich auch ein Problem. Allein 20.000 Liter hat der Abschleppdienst Dussa vor Ort gebracht. Eine kleiner Teil des Wassers stammt aus dem Bach, der am Gleis verläuft. Den haben Kameraden dafür stauen müssen. Einen weiteren Teil holten sie sich aus dem Puschteich im Kurpark. Ebenso war eine Seilbahn aufgebaut für den Materialtransport.

Hubschrauber aus Gera hilft beim Brand im Zittauer Gebirge

Aufgrund der Schwierigkeiten versuchten die Einsatzkräfte seit dem Freitagvormittag, auch Hilfe aus der Luft zu bekommen. Sie wollten zwei Hubschrauber aus der Sächsischen Schweiz abziehen. Das gehe aber aus organisatorischen und politischen Gründen nicht, so Wolfgang Rücker. So traf am Nachmittag ein Lösch-Hubschrauber aus Gera ein, um das Feuer "kalt zu machen". Die Besatzung legte am Freitag zwei Tankstopps in Bautzen ein und holte mehrere Male Wasser aus dem Olbersdorfer See, um es über dem Waldgebiet abzulassen. "Er muss fliegen, bis es finster wird", meint der Einsatzleiter am Freitag. Der trockene Boden ist aber noch glühend heiß und könnte sich jederzeit wieder entzünden. Die letzten Glutnester werden im Laufe des Sonnabends gelöscht.

Der neue Landrat Stephan Meyer (CDU) kam am Freitagnachmittag zum Einsatzort, um sich selbst ein Bild machen zu können. Er bedankte sich bei den Einsatzkräften für ihr schnelles Handeln und der Bevölkerung für die Lebensmittel- und Getränkespenden. "Es funktioniert." Er hoffte auf den Hubschrauber und Regen in der Nacht - der das Feuer löscht.

"Wir müssen damit umgehen, dass solche Situationen im Zittauer Gebirge mehr werden", meint Oybins Bürgermeister Tobias Steiner (SPD) mit Blick auf die Trockenheit und dankt ebenfalls allen Beteiligten. "Man sieht, wie schnell alles brennt." Besonders freut ihn, dass die Bevölkerung bei der Gemeinde gefragt hat, wie sie helfen kann.

Sämtliche Zufahrtsstraßen sind gesperrt

Die Polizei gab die Zufahrtstraße von Olbersdorf nach Oybin am Freitag gegen 19 Uhr wieder halbseitig für den Verkehr frei, nachdem diese stundenlang gesperrt war. In der Zeit zuvor kamen nur noch Anwohner und Urlauber herein, die eine Unterkunft im Kurort haben. "Wir brauchen hier keinen Feuertourismus", so Kreisbrandmeister Björn Mierisch. Auch die Strecke der Schmalspurbahn zwischen Bertsdorf und Oybin ist ab Abend wieder frei gewesen - aber dort verkehrt dann sowieso kein Zug mehr. Einen wegen des Einsatzes wartende Dampflok mit Waggons ließ die Feuerwehr zwischenzeitlich durchfahren.

Gefahr für die Bevölkerung bestand über den gesamten Einsatz nicht, weil laut Wolfgang Rücker der Wind die Flammen vom Ort getrieben hat und die Kameraden schnell eingriffen. Dennoch spricht er von glücklichen Umständen. Wäre der Wind aus anderer Richtung gekommen, hätten die Einsatzkräfte das Feuer nicht halten können - und das Ausmaß wäre ähnlich wie in der Sächsischen Schweiz gewesen.

Funkenflug könnte das Feuer entfacht haben

Es gibt Hinweise darauf, dass ein Funkenflug der Schmalspurbahn ursächlich für den Brand ist. Nach Aussagen von Einsatzkräften könnte aber auch jemand eine Zigarette aus dem fahrenden Zug geschmissen haben. "Man sieht anhand einer Schneise, wie das Feuer von unten über eine Felswand nach oben gewandert ist", sagt Jan Haase vom Kreisforstamt. Auf der Strecke sind durch die Hitze die Kronen der Laubbäume verdorrt. Dass die dort stehen, ist Glück im Unglück. "Nadelbäume hätten sofort in Flammen gestanden."

Ein Anwohner behauptet, dass Grasmahd im und neben dem Gleis der Schmalspurbahn gelegen hat. "Da kann man auch alle paar Meter eine Lunte legen." Und er kritisiert, dass bei der Trockenheit überhaupt Dampfzüge fahren. Der Wald sei viel wichtiger für den Tourismus als die Bahn, sagt er.

Alfred Simm von der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (Soeg) will sich nicht zu den Vermutungen äußern. An der Eröffnung von Historik Mobil am Freitagabend hat der Veranstalter festgehalten. Am Ende kam auch eine Dampf- statt wie zwischenzeitlich vorgesehen eine Diesellok zum Einsatz. "Danke an alle Feuerwehren, die das so ermöglicht haben", so Alfred Simm. Die Feuerwehrleute haben nach Aussage von Wolfgang Rücker das große Ziel, dass die Veranstaltung am Wochenende stattfinden kann. Und das wird sie - ohne Einschränkungen. (mit dpa)

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