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Kaufhaus-Investor hält an Impf-Idee fest

Winfried Stöcker hat inzwischen mehrere Freiwillige geimpft und setzt jetzt auf einen größeren Test.

Von Matthias Klaus
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Eine Maske basteln aus einfachen Mitteln: Diesen Tipp gibt Winfried Stöcker im Internet.
Eine Maske basteln aus einfachen Mitteln: Diesen Tipp gibt Winfried Stöcker im Internet. © privat

Im März und April, in  Corona-Hochzeiten, hatte Winfried Stöcker mit seinem Selbstversuch begonnen. Der studierte Arzt für Labor- und Transfusionsmedizin und Gründer der Euroimmun AG spritzte sich mehrmals einen Anticorona-Impfstoff in den Oberschenkel. Es handelte sich dabei um ein Antigen, dass aus seinem eigenen Labor kam, das sich unter dem Dach von Euroimmun in Lübeck befindet. Die erste Impfung verabreichte er sich am 26. März dieses Jahres, zunächst in einer einfachen Dosis. Mitte April kam die zweite Impfung in doppelter Dosis hinzu.

Winfried Stöcker, der auch Görlitzer Kaufhaus-Investor und Eigentümer des Flughafens Lübeck ist, hofft, dass sich aus dem Anti-Gen auch Antikörper bilden. Er hatte nicht das komplette Virus als Impfstoffgrundlage verwendet, sondern nur einen Teil davon. Noch im April sagte er der SZ, dass die Immunisierung ungefährlich sei, keine Infektionsgefahr mit dem Coronavirus für ihn, die Familie oder die Kollegen bestehe. Später meldete er sich mit dem Erfolg zurück: Er sei jetzt immun gegen Sars-CoV-2.

Bisher fünf Personen geimpft

Jetzt, Anfang August, gibt es einen neuen Stand der Dinge. "Bis jetzt habe ich fünf Personen geimpft, vier von ihnen haben Antikörper gegen Covid-19 entwickelt", schildert Winfried Stöcker. Der fünfte Kandidat sei ein Nachzügler. Er werde bestimmt auch noch positiv, sagt der 73-jährige Professor. Alle Probanden haben gleich ihm die Imfpung gut vertragen.

Winfried Stöcker war 1999 Gast-Professor der Medizinischen Tongji-Hochschule im chinesischen Wuhan. Die chinesische Millionenmetropole gilt als Quelle des Coronavirus. Offen ist noch, ob sich das Virus über einen Wildtiermarkt oder aus einem Forschungsinstitut auf den Weg machte, um Menschen anzustecken. 2017 hatte Winfried Stöcker die von ihm gegründete Firma Euroimmun an das amerikanische Unternehmen Perkin Elmer verkauft. Er wolle den Fortbestand dessen erhalten, was in 30 Jahren aufgebaut wurde, sagte er damals. Dazu zählen auch die beiden Standorte in Rennersdorf und Bernstadt mit rund 150 Mitarbeitern. 2013 kaufte er das Kaufhaus am Görlitzer Demianiplatz, später das benachbarte City-Center und weitere Gebäude im Umfeld. Aktuell hofft Winfried Stöcker auf grünes Licht für das Vorhaben Kaufhaus vom sächsischen Denkmalschutz. Vielleicht, so hofft er, gibt es das ja Ende September.

Uni Bonn soll bei Genehmigung helfen

Kritik am Vorgehen Winfried Stöckers  bezüglich seiner Impfstoff-Selbstversuche gibt es. Am Paul-Ehrlich-Institut im hessischen Langen, zuständig für die Genehmigung von Impfstoffen in Deutschland, bemängelte man unter anderem bisher die geringe Zahl der Probanden. 

Winfried Stöcker will das nun ändern. "Ich versuche mit namhaften Wissenschaftlern der Universität Bonn beim Paul-Ehrlich-Institut eine Genehmigung für einen Großversuch zu erhalten", teilt er der SZ mit. An der Universität Bonn ist unter anderem Hendrik Streek beschäftigt. Er hatte an der Heinsberg-Studie über die Corona-Ausbreitung gearbeitet.

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