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Königsteiner Malerwinkel ist der "Verein des Jahres"

Der Kulturverein, der sich um die Bienermühle kümmert, hat sich gegen 333 Konkurrenten behauptet. Für die 3.000 Euro Preisgeld gibt es einen Plan.

Von Katarina Gust
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So sehen Sieger aus: Andrea Fleischer und Matthias Hinz vom Malerwinkel-Verein in Königstein haben die Wahl zum "Verein des Jahres" 2022 gewonnen.
So sehen Sieger aus: Andrea Fleischer und Matthias Hinz vom Malerwinkel-Verein in Königstein haben die Wahl zum "Verein des Jahres" 2022 gewonnen. © Steffen Unger

Sie haben bis zuletzt nicht daran zu hoffen gewagt: Daran, dass sie es mit der zahlreichen Konkurrenz aus ganz Ostsachsen aufnehmen können. Sie, das sind die Köpfe des Vereins Malerwinkel aus Königstein. Ein Kulturverein, noch dazu einer mit weniger als zehn Mitgliedern. Dennoch hat er es geschafft. Der Verein Malerwinkel aus der Festungsstadt ist bei der Wahl zum "Verein des Jahres" 2022, die die Ostsächsische Sparkasse Dresden zusammen mit der Sächsischen Zeitung als Medienpartner ausgerichtet hat, auf dem ersten Platz gelandet.

Insgesamt 334 Vereine aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, der Landeshauptstadt Dresden, Hoyerswerda und der Region Kamenz/Radeberg hatten sich für den Wettbewerb angemeldet. Bei der Vereinsgala im Zentralkino im Dresdner Kraftwerk Mitte wurde der Malerwinkel am Donnerstagabend in der Kategorie Kultur als "Verein des Jahres" ausgezeichnet und kann sich damit über ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro freuen.

Ein Gewinn, der für Vereinsvorsitzende Andrea Fleischer und ihr kleines Team gerade zur rechten Zeit kommt. Denn sie haben viel vor im Malerwinkel in Königstein, dem denkmalgeschützten Kleinod an der Biela, zu dem die Bienermühle mit dem ehemaligen Mühlengebäude, der rund 35 Meter hohe Schornstein, das Meisterhaus und die Vogtei als ältestes Gebäude Königsteins gehören.

Malerwinkel-Verein will Bienermühle wiederbeleben

Mehr als 25 Jahre lag das Areal brach, scheinbar lieblos vergessen. Einer, der das so nicht hinnehmen wollte, war Matthias Hinz, ein Zugezogener. Er trommelte 2017 Gleichgesinnte zusammen. Diese fanden sich schnell. Zusammen mit Andrea Fleischer und weiteren Unterstützern wurde der Verein Malerwinkel aus der Taufe gehoben. "Unser Ziel war und ist die Wiederbelebung der Bienermühle", sagt Matthias Hinz, der den Vereinsvorsitz im vergangenen Jahr an Andrea Fleischer abgab.

Der Gebäudekomplex besteht aus dem Mühlengebäude (li.), dem Meisterhaus und dem Schornstein (Mitte) sowie der Vogtei (re.), dem ältesten Gebäude Königsteins.
Der Gebäudekomplex besteht aus dem Mühlengebäude (li.), dem Meisterhaus und dem Schornstein (Mitte) sowie der Vogtei (re.), dem ältesten Gebäude Königsteins. © Daniel Schäfer

Belebt wurde das Areal: anfangs mit Muskelkraft. Unmengen an Müll und Unrat schleppten die Vereinsleute aus dem Gelände. Sie entfernten Flutschäden, sorgten für Ordnung, für Struktur. Als das geschafft war, folgten die ersten Veranstaltungen: Zum Mühlentag und dem Tag des offenen Denkmals wurde und wird das Areal für Besucher geöffnet. Konzerte, Theateraufführungen, Weinfest, Martinstag, Winterfest, um nur einige Höhepunkte zu benennen. "Mit den Veranstaltungen wollen wir den Einheimischen zeigen: Den Malerwinkel und die Bienermühle gibt es noch - und sie haben enormes Potenzial", sagt Hinz.

Zusammen mit der Kommunalen Wohnungswirtschafts- und Entwicklungsgesellschaft Königstein (KWE) als Eigentümer des Grundstückes will der Verein den Malerwinkel perspektivisch in ein Kulturzentrum verwandeln. In den historischen Räumen sollen Ausstellungen und Kulturveranstaltungen stattfinden, mit einem Gastronomen im Objekt wieder gegessen, getrunken und gefeiert werden. So sieht es das erarbeitete Nutzungskonzept vor.

Denkmalschutz und Stadträte unterstützen Pläne

Der ambitionierte Plan hat viele Unterstützer gefunden. "Die Untere Denkmalschutzbehörde vom Landratsamt ist mit im Boot, das Landesamt für Denkmalschutz ebenfalls", zählt Andrea Fleischer auf. Sie alle wollen den Malerwinkel aus dem Dornröschenschlaf holen. Auch Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) trägt die Pläne mit. Genauso wie der KWE-Aufsichtsrat und die Stadträte. Gerade letzteres ist für die Festungsstadt eine Besonderheit. Denn die Räte sind sich bei vielen anderen wichtigen Themen oft nicht einig. Dass es im Fall der Bienermühle anders ist, freut vor allem Andrea Fleischer(CDU), die selbst im Stadtrat sitzt.

Für das Millionenprojekt im Malerwinkel fehlte den Verantwortlichen bislang jedoch das nötige Geld. Für den Malerwinkel-Verein, zu dem aktuell sieben Mitglieder und mehrere Aktive und Helfer gehören, wäre das im Alleingang nie zu stemmen. Auf für die KWE als Eigentümer nicht. Schützenhilfe kündigt sich nun von weiter oben an. Bund und Land haben eine Finanzspritze von insgesamt vier Millionen Euro Fördermitteln in Aussicht gestellt. 2019 gab es die Zusage. Inzwischen ist es der KWE Königstein als Eigentümer der Immobilie gelungen, die nötigen Eigenmittel zu sichern. Im kommenden Jahr, spätestens aber 2025, sollen die Arbeiten im Malerwinkel beginnen, konkret die Sanierung des ehemaligen Mühlengebäudes.

Verein hat öffentliche Akzeptanz geschaffen

Für den Verein ein riesiger Erfolg in seiner noch jungen Geschichte. "Fördermittel sind die eine Sache, dieses Areal lebt aber erst durch das Ehrenamt", sagt Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer. Der Verein hätte es geschafft, dass Areal mit viel Kultur wiederzubeleben. In der Öffentlichkeit sei dadurch eine große Akzeptanz entstanden. "Hier lohnt es sich, das alles zu tragen", betont Kummer.

Auch abseits der großen Feste lockt die Bienermühle Besucher und Neugierige an. "Es gibt kaum eine Hochzeit in Königstein, die das Brautpaar nicht für Fotos im Malerwinkel nutzt", sagt Andrea Fleischer. Vor Ort wurden dreisprachige Informationstafeln montiert, um Passanten auf die Geschichte dieses Ortes aufmerksam zu machen. Im Winter wird der markante Schornstein zur größten Adventskerze in der Region umfunktioniert.

Erinnert an die Zeit, als Königstein noch eine Mühle im Malerwinkel hatte: das nachgebaute Mühlrad.
Erinnert an die Zeit, als Königstein noch eine Mühle im Malerwinkel hatte: das nachgebaute Mühlrad. © Daniel Schäfer

Mit dem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro, das es für den Sieg bei der Wahl zum "Verein des Jahres" 2022 gab, hat der Malerwinkel-Verein bereits einen Plan. Auf dem Areal soll eine historische Ecke entstehen. Unter anderem ist geplant, die Turbine am Mühlrad freizulegen. Das alles wird allerdings erst im Rahmen der geplanten Sanierung des Mühlengebäudes umgesetzt. Bis der Bau 2024 bzw. 2025 beginnt, wollen die Vereinsleute weiter wirbeln. Im Moment aber nicht so kräftig wie zuletzt. Da es an helfenden Händen fehlt, muss derzeit auf einige Veranstaltungen verzichtet werden.