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Kindesmissbrauch: Mehr als zehn Jahre Haft gefordert

Nach der viermonatigen Beweisaufnahme endet der Missbrauchs-Prozess gegen einen Dresdner Schul-Hausmeister. Das Urteil wird am Donnerstag verkündet.

Von Alexander Schneider
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Am Donnerstag endet der Missbrauchsprozess gegen Thomas O. am Landgericht Dresden. Die Staatsanwaltschaft will den Angeklagten für mehr als zehn Jahre hinter Gitter sehen.
Am Donnerstag endet der Missbrauchsprozess gegen Thomas O. am Landgericht Dresden. Die Staatsanwaltschaft will den Angeklagten für mehr als zehn Jahre hinter Gitter sehen. © Foto: Alexander Schneider

Dresden. Thomas O. hat sich bis zu Schluss nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der 56-jährige aus Pirna, der Jahre unauffällig als Hausmeister in einer Dresdner Mittelschule angestellt war und dort auch Fotokurse für Schüler angeboten hatte, soll sich an mindesten einem der Jungen vergangen haben. Noch schwerer wiegen außerschulische Aktivitäten. So soll O. zu der Gruppe von Missbrauchstätern zählen, deren Taten mit dem Missbrauchsskandal von Münster verbunden sind.

Dort soll der IT-Techniker Adrian V. als Drahtzieher eines Pädophilennetzwerks den Sohn seiner Lebensgefährtin missbraucht und das Kind auch anderen Tätern "zur Verfügung" gestellt haben.

Adrian V. hingegen wurde bereits Anfang Juli am Landgericht Münster zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Der Prozess hatte im Herbst 2020 begonnen und fand in weiten Teilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Mitangeklagt und ebenfalls verurteilt wurden mehrere Komplizen und die Mutter des Haupttäters. Im Mittelpunkt der Taten stand eine Gartenlaube in Münster.

Auch Thomas O. soll zu V.s Missbrauchsnetzwerk zählen, dem die Polizei bundesweit mehr als 50 Verdächtige zurechnet. Der Prozess gegen ihn läuft seit Anfang Juni dieses Jahres. Seit August des vergangenen Jahres sitzt der bisher strafrechtlich unauffällige Angeklagte in Untersuchungshaft und soll sich auch gegenüber Ermittlern nicht geäußert haben.

Es soll das Ziel des 28-jährigen Adrian V., der als Administrator in einem Landwirtschaftsbetrieb gearbeitet hatte, gewesen sein, das Kind möglichst vielen Männern für sexuelle Missbrauchstaten anzubieten, wie eine Ermittlerin in dem Prozess ausgesagt hatte. Adrian V. war mehrfach in Klipphausen, Dresden und Pirna, damit sich Thomas O. und auch andere Männer an seinem Ziehsohn vergehen konnten. Offenbar mussten sie nicht einmal Geld dafür bezahlen, dass Adrian V. das Kind in seinem VW Multivan quer durch die Republik kutschierte.

Kontakte seit Anfang 2019

Ab Anfang 2019 hatten V. und O. Kontakt, und bald waren sie sich einig, dass O. auch den Jungen persönlich kennenlernen sollte. Nach einem gescheiterten Versuch im Februar war V. ab März 2019 mehrfach in Sachsen. Der erste bundesweite Lockdown in den Schulen im März/April 2020 habe es Adrian V. noch leichter gemacht, mit dem Kind durch die Lande zu fahren, wie eine Polizeibeamtin ausgesagt hatte.

Am Freitag fanden nun die Plädoyers im Prozess gegen Thomas O. statt. Die Staatsanwaltschaft fordert für den 56-jährigen Pirnaer unter anderem wegen schweren Missbrauchs von Kindern eine Freiheitsstrafe von zehneinhalb Jahren. Dieser Forderung schlossen sich zwei Nebenklagevertreter an, die für die Angehörigen der Geschädigten am Prozess teilnehmen.

Verteidiger Wolfgang Mond reagierte überrascht auf die Forderung von mehr als zehn Jahren Haft der Staatsanwältin, wie er im Anschluss gegenüber der SZ sagte. Weil mehrere Zeugen in dem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen worden waren, war die Öffentlichkeit auch für die Plädoyers nicht zugelassen.

Die Jugendschutzkammer will ihr Urteil am Donnerstag um 15 Uhr verkünden.