SZ + Dresden
Merken

"Ich gebe alles zu": Junkie gesteht Einbruchsserie vor Gericht in Dresden

Weil er Crystal brauchte, ließ sich ein 22-Jähriger in Dresden zu einer Einbruchserie mit hohen Schäden missbrauchen. Gewährt ihm das Gericht eine Therapie?

Von Alexander Schneider
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Aufhebeln, einbrechen, mitnehmen, was sich tragen lässt - so hat sich ein 22-Jähriger in Dresden seine Drogen erarbeitet, die er vom Haupttäter der Einbruchserie bekommen habe.
Aufhebeln, einbrechen, mitnehmen, was sich tragen lässt - so hat sich ein 22-Jähriger in Dresden seine Drogen erarbeitet, die er vom Haupttäter der Einbruchserie bekommen habe. © Symbolfoto: Norbert Millauer

Dresden. "Ich gebe alles zu, außer Nummer 5. Bei allen Taten bin ich nur dabei gewesen, außer bei dem Handyvertrag." Viel knapper als es der 22-jährige Angeklagte in seinem Prozess am Amtsgericht Dresden macht, kann ein Geständnis kaum formuliert werden. Er sitzt seit einigen Monaten in Untersuchungshaft und hatte offensichtlich Zeit, sich über manches klar zu werden. Zeit, die er im Sommer des vergangenen Jahres wohl nicht hatte. "Ich war unter Drogeneinfluss, wurde mehr oder weniger gedrängt."

Erster Crystal-Konsum mit 13 Jahren

Nahtlos schwenkt der Angeklagte von den ihm vorgeworfenen Einbrüchen über zu einem verpfuschten Leben. Er berichtet von seiner Kindheit, von zahlreichen Wohneinrichtungen, in denen er nie lange gewesen sei. Mit 13 nahm er demnach schon Crystal, lebte zuletzt zwei Jahre auf der Straße, ehe sich ein Freund seiner angenommen habe. Kurz vor der Haft. Er habe zuletzt nicht mehr konsumiert, hoffe nun auf eine Therapie. Es klingt tatsächlich überlegt und nicht nach Ausrede, Richter hören solche Beichten nicht oft.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten zwei Wohnungseinbruchdiebstähle und sechs weitere Einbrüche in Vereins- und Gewerberäume zwischen Juni und August 2023 vor. Außerdem habe er bereits im März einen Handyvertrag mit falschen Kontodaten abgeschlossen. Der Sachschaden ist immens, weit größer als die Beute.

Der 22-Jährige ist unter anderem in eine Firma für Wohnmobile eingestiegen, wo er mehr als 4.000 Euro aus einem Automaten, zudem fünf Handys und Briefmarken für 120 Euro stahl. Aus der Kneipe "Zur Hexe" in der Lockwitzer Straße erbeutete er Technik und 220 Euro aus Geldspiel- und Dartautomaten. In einem Pflegeheim stahl er 3.000 Euro aus einem Tresor.

Einbrüche in Wohnungen, auf Friedhof und Campingplatz

Weitere Ziele waren eine Friedhofsverwaltung in der Hubertusstraße sowie ein Vereinsheim und ein Campingplatz in Pirna-Copitz. Besonders schwer bestraft werden die beiden Wohnungseinbrüche, bei denen er neben mehreren Hundert Euro eine Münzsammlung für 10.000 Euro, Dokumente, Schlüssel und Laptops erbeutete. Mehrere Täter hatten meist Fenster oder Türen aufgehebelt, um in die Gebäude einzudringen.

Er habe nichts von der Beute erhalten, sagt der 22-Jährige, habe nicht einmal gewusst, wo es hingehe. Der Haupttäter, Tobias K., habe ihm vorher Crystal zum Konsumieren gegeben, damit er ihn begleite. "Er hat dann die drei, vier Tage ausgenutzt, an denen ich wach war. Von dem Geld hab ich nichts gesehen." Der Angeklagte habe K. in einem der vielen Heime kennengelernt, in denen er gelebt hatte.

Der 22-jährige Dresdner berichtete, dass er als Kind sexuell missbraucht worden sei, leide noch heute unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das sei auch eine Ursache für seine Drogensucht. Das war auch für das Gericht neu. Der Richter veranlasste daher eine psychiatrische Begutachtung des Angeklagten, um die Frage seiner Schuldfähigkeit zu klären. Der Prozess wird fortgesetzt.

Haupttäter Tobias K. wurde Anfang Februar am Amtsgericht Dresden zu zwei Freiheitsstrafen von jeweils mehr als drei Jahren verurteilt.