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Prozess in Dresden: Abiturienten in der Mittagspause überfallen

Zwei Schüler aus Dresden-Klotzsche wurden von zwei Gleichaltrigen grundlos attackiert. Einer der Täter hatte eine Scherbe dabei. Er muss sich jetzt vor Gericht verantworten.

Von Alexander Schneider
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Die Polizei hat die Täter kurz nach ihrem Überfall in Klotzsche gefasst. Einer der beiden jungen Männer muss sich nun vor dem Amtsgericht Dresden verantworten - der zweite sitzt wegen anderer Vorwürfe in Haft.
Die Polizei hat die Täter kurz nach ihrem Überfall in Klotzsche gefasst. Einer der beiden jungen Männer muss sich nun vor dem Amtsgericht Dresden verantworten - der zweite sitzt wegen anderer Vorwürfe in Haft. © Symbolfoto: SZ/Eric Weser

Dresden. Das Gymnasium Klotzsche und der nahe Lidl-Markt liegen nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Die älteren Schüler holen in dem Markt ihr Mittagessen. So auch an einem Mittwochmittag im September 2023. Doch dieser Pausenspaziergang wird einigen noch lange in Erinnerung bleiben.

Zwei Abiturienten wurden auf dem Rückweg in der Karl-Marx-Straße von zwei Gleichaltrigen offenbar grundlos angegriffen und attackiert. Einer der beiden Täter steht seit Montag vor dem Amtsgericht Dresden.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 19-Jährigen gefährliche Körperverletzung und versuchte besonders schwere räuberische Erpressung vor. Laut Anklage soll der damals obdachlose Dresdner mit seinem Begleiter Streit gesucht haben und habe einen der Schüler angerempelt. In dem sich nun anbahnenden Streit soll der 19-Jährige den Angerempelten geschlagen haben – mit einer Scherbe. Als sich dann der Kumpel des Geschädigten einmischte, sei auch der geschlagen worden. Anschließend habe der Angeklagte von den beiden Gymnasiasten Bargeld gefordert.

Täter wurden in Dresden wenig später geschnappt

Streit suchen, drohen und irgendetwas fordern, ist als "abziehen" bekannt. Die Dresdner Polizei hatte mit der "Sonderkommission Iuventus" Ende 2022 auf die zunehmenden Nötigungs- und Raubdelikte reagiert. An jenem Mittwoch hatte es nicht lange gedauert, ehe die Polizei die mutmaßlichen Täter geschnappt hatte. Weil sich auch der Hauptverdächtige an seiner Scherbe verletzt hatte, suchten die beiden Heranwachsenden Hilfe in einer nahen Klinik. Dort wurden sie vorläufig festgenommen.

Verteidigerin Ines Kilian erklärte für ihren Mandanten, es sei niemand angerempelt worden. Vielmehr sei man einem Schild ausgewichen, weshalb es zu dem Kontakt der jungen Männer gekommen sei. "Mein Mandant hat überreagiert. Es tut im leid", so Kilian. Er habe jeweils nur einmal zugeschlagen und sich selbst an der Scherbe massivst verletzt. Die Bargeld-Forderung sei "nicht zutreffend". Der zweite Verdächtige habe nichts gemacht und nichts gesagt.

Die beiden Zwölftklässler, sie kamen mit Blessuren und einen gehörigen Schrecken davon, sprachen dagegen von einem bewussten "frontalen" Rempler. Ein 18-Jähriger sagte, dass der Angeklagte mehrfach auf seinen Mitschüler eingeschlagen und "irgendwas in der Hand gehabt" habe. Dann sei auch er geschlagen worden. "Er schrie: Geld her! Geld her! – Wir sagten, dass wir kein Geld haben, sondern mit dem Handy zahlen."

Der 19-Jährige soll massive Probleme mit Drogen und Medikamenten haben. Seine Verteidigerin will darüber unter Ausschluss der Öffentlichkeit sprechen. Der Prozess wird fortgesetzt.

Die Ermittlungen gegen den Komplizen wurden eingestellt. Er sitzt in anderer Sache, ähnliche Vorwürfe, in Untersuchungshaft, und hatte gestern ebenfalls eine Hauptverhandlung, allerdings nicht öffentlich.