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Umfragen zeigen: Menschen in Sachsen sind große KI-Skeptiker

Sie wünschen sich mehr Regulierung und haben Angst vor negativen Folgen für die Gesellschaft: Wie Menschen in Sachsen und Deutschland über Künstliche Intelligenz denken, zeigen diese fünf Umfragen.

Von Fabian Deicke
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KI-Anwendungen drängen in verschiedenen Bereichen in den Alltag. Doch wie finden das die Menschen in Deutschland bzw. speziell in Sachsen? Fünf Umfragen liefern Antworten.
KI-Anwendungen drängen in verschiedenen Bereichen in den Alltag. Doch wie finden das die Menschen in Deutschland bzw. speziell in Sachsen? Fünf Umfragen liefern Antworten. © Peter Steffen/dpa

Dresden. Wenn es um Künstliche Intelligenz (KI) geht, sind die Deutschen skeptisch. KI, die Fähigkeit von Maschinen, blitzschnell schwierige Fragen zu beantworten und selbstständig aus eigenen Erfahrungen zu lernen, scheint der Mehrheit eher unheimlich zu sein. Da machen auch die Sachsen keine Ausnahme, wie aus fünf repräsentativen Umfragen hervorgeht, die Sächsische.de zusammen mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey zum Thema KI zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 durchgeführt hat.

Ein Mittel, um das Unheimliche zu beherrschen, könnten Regeln sein. Davon wünscht sich zumindest über die Hälfte der Befragten in Sachsen (58 Prozent) mehr und sieht die Politik am Zug. Nur 22 Prozent sehen wenig oder gar keinen Bedarf dafür. Ähnlich sieht es im Bundesdurchschnitt aus: 63 Prozent der Deutschen wollen mehr Regeln, 20 Prozent nicht.

Bei einem so großen Verlangen nach Sicherheit durch Regeln wird deutlich: KI scheint hierzulande mehr Ängste als Hoffnungen zu schüren. Diesen Eindruck bestätigt auch die Frage danach, ob die neue Technologie langfristig zur Gefahr für die Menschheit werden könnte.

KI schürt offenbar mehr Ängste als Hoffnungen

Fast Dreiviertel der Sachsen (72 Prozent) gehen davon aus. Nur 13 Prozent sehen es entspannt und geben "nein" als Antwort an. Bundesweit fällt das Ergebnis dieser Umfrage nahezu deckungsgleich aus: 71 Prozent der Deutschen sehen Gefahren für die Menschheit, 16 Prozent nicht.

Die Auswirkungen auf die Gesellschaft werden auch überwiegend negativ eingeschätzt. So sagen 59 Prozent der Sachsen, dass sie denken, Künstliche Intelligenz werde eher schlechte Folgen haben. Nur 13 Prozent glauben an einen guten Einfluss von KI auf die Gesellschaft.

Auch in dieser Umfrage liegt das sächsische Ergebnis nah am Bundesdurchschnitt. Die Deutschen insgesamt sehen die gesellschaftlichen Auswirkungen etwas entspannter, dennoch gibt über die Hälfte der Deutschen an (53 Prozent), dass sie negative Folgen erwartet.

Verschläft Deutschland aufgrund der Skepsis gegenüber KI den Technologie-Trend?

Warum überwiegen die Vorbehalte gegenüber Künstlicher Intelligenz in Deutschland? Der gebürtige Dresdner und inzwischen in den USA beim KI-Start-up You.com arbeitende Richard Socher erklärt es im Podcast "Thema in Sachsen" bei Sächsische.de so: "Deutsche sagen eher: 'Es geht uns momentan gut.' Aber sie sagen eben nicht, dass es ihnen noch besser gehen könnte."

Socher, der mit seiner jahrelangen Forschungsarbeit die Grundlagen für Entwicklungen wie Chat-GPT mit gelegt hat, erklärt, dass die Technologie nicht nur Fake-Bilder und rasend schnell Texte verfassen könne. KI sei in der Lage, Probleme zu lösen, etwa in der Medizin bei Krebserkrankungen oder in der Chemie bei der Entwicklung neuer Batterien für E-Autos. "Es ist also eine zivilisatorische Frage, die darauf hinausläuft, ob man Innovation zulassen will, um irgendwann besser zu werden oder andere Länder zu überholen", sagt Socher und sieht in der deutschen Zurückhaltung die Gefahr, dass das Land den KI-Trend verschläft.

Menschen in Deutschland sehen Nutzen von KI vor allem in der Industrie

Immerhin aber haben die Menschen in Sachsen und Deutschland eine klare Meinung dazu, in welchen Bereichen der Einsatz von Künstlicher Intelligenz den größten Nutzen hat. Mit Abstand am häufigsten genannt wurde der Bereich "Industrielle Fertigung" (29 Prozent der Sachsen, 30 Prozent der Deutschen).

Dahinter allerdings folgt auch gleich eine Antwort, die Beleg für die in den Umfragen deutlich gewordene Skepsis ist: 18 Prozent der Sachsen bzw. 14 Prozent der Deutschen sagen, dass KI gar keinen Nutzen haben wird. Mit ähnlich häufigen Nennungen folgen die Bereiche "Öffentliche Verwaltung" (12 Prozent der Sachsen, 15 der Deutschen) und "Digitale Assistenz" (8 Prozent der Sachsen, 11 Prozent der Deutschen) sowie "Autonomes Fahren" (8 Prozent der Sachsen, 11 Prozent der Deutschen).

Der oft in Bezug auf KI-Anwendungen genannte Pflege-Bereich, bei dem beispielsweise vielleicht irgendwann auch autonom agierende Roboter assistieren könnten, fällt bei den Sachsen und Deutschen eher durch. In der fünften und letzten Umfrage wollten Sächsische.de und Civey wissen, ob KI zukünftig die Pflege von Alten oder Kranken erleichtern wird.

Knapp ein Drittel der Sachsen (31 Prozent) schätzt das optimistisch ein und sagt "ja". Bei mehr als der Hälfte der Sachsen (51 Prozent) überwiegt die Skepsis. Im Bundesdurchschnitt kommt die Umfrage auf ein ähnliches Resultat. Allerdings glauben deutschlandweit verhältnismäßig mehr Menschen an den Erfolg von KI in der Pflege: 36 Prozent geben "ja" an, nur 45 Prozent "nein".

Informationen zu den Umfragen mit Civey

Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.

In diesem Artikel wurden fünf Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat.

  • Für die Umfrage zur Regulierung von KI besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.041 Teilnehmern, die sächsische aus 394.
  • Für die Umfrage. ob KI zur Gefahr für die Menschheit wird, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.012 Teilnehmern, die sächsische aus 398.
  • Für die Umfrage zu den Auswirkungen auf die Gesellschaft besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.054 Teilnehmern, die sächsische aus 380.
  • Für die Umfrage, in welchem Bereich der größte Nutzen gesehen wird, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.044 Teilnehmern, die sächsische aus 388.
  • Für die Umfrage, ob KI die Pflege erleichtern wird, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.039 Teilnehmern, die sächsische aus 386.

Die hier dargestellten Daten auf Bundeslandebene basieren auf sogenannten Small Area Methoden. Die Ergebnisse sind repräsentativ unter Berücksichtigung ihres jeweiligen statistischen Fehlers. Dieser liegt auf Sachsen-Ebene durchschnittlich bei 3,9 bis 4,6 Prozentpunkten.